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Publikationen  TELEVIZION   Ausgabe 15/2002/1

Dorothee Herrmann

Die "Traumgeschichten"

Echte Kinderträume fürs Fernsehen inszeniert

Langjährige Erfahrungen mit der Verfilmung von konkreten Kinderfantasien im Programm liegen beim ZDF-Kinderfernsehen vor. In 160 Filmen von jeweils 3 bis 4 Minuten imaginierten sich Kinder in Geschichten voller Stärke und von einer besseren Welt.

Über mehr als drei Jahre haben wir Kinder ganz konkret nach ihren Träumen gefragt. Mehrere Hundert Briefe mit Kinderträumen erreichten so im Laufe der Zeit die Redaktion, viele liebevoll illustriert. Was den Kindern nachts im Kopf rumspukte, wurde für die Rubrik Traumgeschichten in Tabaluga tivi verfilmt, insgesamt über 130 Mal. 3 - 4 Minuten dauerten die Filmträume, deren Realisation das Team vor größere Herausforderungen stellte, als man es sich im Traum vorgestellt hatte.

Von vorneherein war klar, dass die Briefe zunächst von Psychologen gelesen und begutachtet werden mussten. Eine als Kinderpsychologin und außerdem dramaturgisch ausgebildete Kollegin übernahm diese Aufgabe. Für ihr geschultes Auge war sehr schnell klar, welche Träume "realistisch" und welche erfunden waren. Aber Symbole mussten entschlüsselt und Handlungsstränge entwirrt werden, um die traumspezifische Dramaturgie – gemeinsam mit der Redaktion – in eine Fernsehdramaturgie zu übersetzen, ohne den Kern der Geschichten zu verfälschen. Darüber hinaus erreichten uns immer wieder Zuschriften, deren Analyse ganz klar auf Probleme in der Familie oder im Umfeld hindeutete. Diese Kinder bekamen individuelle Antworten, gegebenenfalls auch an die Eltern.

Die größte Herausforderung lag jedoch in der Inszenierung der Zuschriften. Träume beispielsweise vom Fliegen, von Zeitreisen oder wilden Verfolgungsjagden zu inszenieren mit einen Budget, das sich nur unwesentlich von dem einer klassischen Reportage unterschied, forderte ein Höchstmaß an Kreativität von Redaktion und Produktion. Einfache Stilmittel wie Stopptrick, Zeitlupe, Unschärfen, Überstrahlung oder Reißschwenks wurden gezielt (und sparsam) kombiniert mit Bluebox, Spezialkameras, Puppentrick, Modellbau, Special Effects und Stunts, Einzelbildretuschen und 3D-Animationen. Eine ganz besondere Rolle spielte auch die Vertonung, spielten Kommentar, Geräusche und Musik und natürlich Maske und Kostüm.

Abb. 1

"Eine Reise durch die Zeit"
Abb. 2

"Ein Engel in Not"

Die Ergebnisse waren wirklich "traumhaft", oft trotz oder gerade wegen der Einfachheit der Mittel. Großes Verdienst daran hatten die vielen Kinderdarsteller und Erwachsenen, allesamt Laien, denen wohl gerade die Tatsache, dass sie Träume, also keine realistischen Handlungen darstellten, das Spiel erleichterte. Dennoch kam es immer wieder vor, dass die Traumgschichte im Brief bei weitem das realistisch Machbare überstieg, sodass der Traum nur in abgewandelter Form oder eben gar nicht verfilmt werden konnte. Was dennoch alles verfilmt wurde, soll eine kurze Auswahl an Traumgeschichten-Titeln verdeutlichen: Die Flucht, Die Zeit bleibt stehen, Ich treffe meine Stars, Allein auf der Welt, Die Zaubertafel, Das viereckige Auge, Total vergessen, Die kranke Königin, Alle meckern an mir rum, Das Geisterhaus, Der Traum vom Fliegen, Im Keller, Das magische Schwert.

Übrigens, bei den Traumgeschichten ging für viele Kinder auch ein Traum in Erfüllung. Sie konnten bei der Realisierung ihrer Geschichten selbst mitspielen.

Nach zwei Jahren Traumgeschichten beschloss die Redaktion, den Fokus leicht zu verlagern. Die Kinder wurden nun aufgefordert, ihre Fantasien, also Vorschläge für fantastische Geschichten einzuschicken. Die Trauminhalte und Symbole hatten sich im Laufe der Zeit wiederholt und wir versprachen uns von der Neudefinition des Aufrufs neue und frische Geschichten – konnten so doch auch Tag- und Wunschträume, Gedankenspielereien und verrückte Ideen besser integriert werden. Auf dieser Basis entstanden noch einmal über 30 Filme, bevor die Rubrik vorläufig durch andere ersetzt wurde. Was aber nicht heißt, dass Kinder nicht auch weiterhin bei tivi ihren Fantasien freien Lauf lassen können. Zum Beispiel im Internet:

Geschichtenwettbewerbe bei tivi.de - Kinderfantasien auf Verbrecherjagd

Kinderfantasien gehen noch gezielter ins Programm ein, wenn Kinder Geschichten erfinden. Das können sie zur Zeit im Internet unter www.tivi.de, dem Internetangebot des ZDF-Kinderprogramms. Dort finden zwei Geschichtenwettbewerbe statt, an denen Kinder sich beteiligen und gewinnen können. Beide stehen im Zusammenhang mit der diesjährigen Aktion der Stiftung Lesen. Unter dem Motto "Spürnasen ermitteln" werden Kinder bundesweit aufgefordert Detektivgeschichten zu erfinden. Und das können sie auch bei tivi.de.

Die Goldenen Feder, Mitmachaktion der Redaktion Siebenstein, fordert Kinder auf , eine Kriminalgeschichte zu erfinden, die anhand von im Internet versteckten Indizien zur Lösung eines Falles führt. Wie und in welcher Reihenfolge die Indizien auftauchen, bleibt den Kindern und ihrer Fantasie überlassen.

In der Krimiwerkstatt erarbeiten Kinder – zusammen mit dem Autor Ralph Martin – eine Detektivgeschichte, die nach der Fertigstellung in ein Drehbuch umgeschrieben und Ende des Jahres auch verfilmt werden wird. Apropos verfilmen, Kinderträume und Kinderfantasien spielen auch bei fiktionalen Programmen eine große Rolle.

Träume als Fiktion – Trick- und Realserien

Kinderträume und Kinderfantasien folgen in der Regel immer wiederkehrenden Mustern. Kinder träumen vom Fliegen oder vom übermächtig Stark- und Reichsein. Sie ängstigen sich in ihren Träumen vor Monstern, unfreundlichen Erwachsenen und vielem, was sie noch nicht richtig verstehen. Sie verarbeiten im Schlaf die Angst vor neuen Herausforderungen und allem Fremden. Natürlich träumen sie sich auch als Helden, als mutige Prinzen oder schöne Prinzessinnen. Symbole und Handlungsorte mögen sich dabei im Laufe der Generationen verändern, die Emotionen, Motivationen und Erfahrungen, die dabei eine Rolle spielen, bleiben sich im Wesentlichen gleich.

Deshalb ist, was Kinder fantasieren, auch Gegenstand fiktionaler Programme, seit es Kinderfernsehen gibt. Pippi Langstrumpf sei hier nur exemplarisch genannt. Und da wir die Träume und Fantasien unserer Zuschauer kennen, achten wir darauf, dass sie sich auch in unseren Trick- und Realserien wiederfinden – nicht als reiner Selbstzweck oder Flucht aus der Realität, sondern eng verknüpft mit der Lebenswelt der Kinder.

Abb. 3

"Der Taumspiegel"
Abb. 4

"Das Geisterhaus"

Der Traum von einer besseren Welt – Träume in der Information

Kinder fühlen mit. Sie sind betroffen über Leid und Armut in der Welt, fühlen großes Mitleid mit all jenen – Klein und Groß –, die krank und elend sind. Kinder wollen helfen und haben für die Sorgen der Menschen radikale Lösungsvorschläge bereit – Träume von einer besseren Welt. Die Reichen müssen eben mit den Armen teilen, alle Kriege müssen sofort eingestellt, alle Minen entschärft werden. Jene, die sich keine Medikamente leisten können, müssen diese umsonst bekommen, und wenn alle Menschen ihre Autos in der Garage stehen lassen und nicht mehr mit dem Flugzeug fliegen, dann erledigt sich das Problem mit dem Ozonloch ganz von selbst.

Mit dem Älterwerden müssen Kinder dann erfahren, dass die Welt so einfach nicht zu retten ist, dass Zusammenhänge komplex, Interessen subjektiv und das Wohlergehen aller Mitmenschen nicht immer oberste Maxime ist. Das zu verstehen und gleichzeitig Mut zu machen, am Traum von einer besseren Welt festzuhalten, indem man sich für Mensch und Natur engagiert oder zumindest darauf achtet, das ist eine wesentliche Aufgabe unserer Informationsprogramme für Kinder - logo und Pur.

Der Traum vom Mitmachen – Einmal im Fernsehen dabei sein

In den Spielshowformaten 1,2 oder 3, Tabaluga tivi und TKKG-Club können Kinder als Kandidaten im Studio mitraten und mitspielen. In der Regel bewerben sich die Kinder im Klassenverband, nach einem Casting werden dann die Kandidaten aus der Klasse ausgewählt.

1,2 oder 3 ermöglicht eine besondere Art der Teilnahme. Jeweils ein Kind pro Folge kann als Kamerakind in der Show mit dabei sein. Die Kameraeinstellung des "Kameranachwuchses" erhält einen bunten Rahmen, sodass für die Zuschauer sofort erkenntlich ist, wenn auf das Kamerakind geschnitten wird. Im Jahr 2002 haben sich bis dato über 2.000 Kinder als Kamerakind beworben.

Bei Nelly Net(t), der interaktiven Gameshow bei tivi, rufen Kinder während der Sendung an und spielen über die Telefontastatur live auf dem Fernsehbildschirm. Im Durchschnitt erhält das Nelly-Team jeden Samstag 20.000 Anrufe, aber nur 4 bis 6 Kinder können in der Sendung mitspielen. Wer mit seinem Anruf nicht durchkommt, kann sich aber auch im Internet für Nellys Show qualifizieren. Dort finden Kinder verschiedene Qualifikationsspiele, die immer am Samstagmorgen, vor der Sendung, ausgewertet werden. Die Kinder, die zu diesem Zeitpunkt den Highscore anführen und der Redaktion gemailt hatten, dass sie in der Sendung mitspielen möchten, werden zurückgerufen und können wiederum über das Telefon bei Nelly mitspielen.

Abb. 5

"Das Geisterhaus"

Talent und viel Engagement verlangt die Teilnahme am Kiddy Contest von den Kindern. Als Lohn für die Mühen erfüllt sich dafür der Traum vom großen Showauftritt. Knapp 3.000 Kinder zwischen 8 und 13 Jahren bewarben sich in den letzten beiden Jahren bei dem Kinder Grand Prix, der von ORF und ZDF gemeinsam veranstaltet wird. Gefragt sind dabei Gesangstalent, Musikalität und Ausstrahlung, denn die Kinder singen selbst aktuelle Pop-Hits mit neuen deutschen Texten. Nachdem die Finalisten feststehen, beginnt die aufwändige Vorbereitung der Fernsehshow. Es folgen Gesangsaufnahmen, die Choreographie wird einstudiert und danach beides in einem Videoclip in Szene gesetzt. Von jedem Kind wird zusätzlich eine Homestory produziert, die das Kind und sein Umfeld vorstellt. Alles zusammen wird in der Fernsehshow im November präsentiert, zusammen mit einem Liveauftritt jedes Finalisten. Die Zuschauer können dann per TED-Abstimmung den Sieger bestimmen.

Schadenfreude ist die schönste Freude, insgesamt 26 Mal produzierte tivi AUWEIA!, die versteckte Kamera für Kinder. Jede Folge inszeniert auch immer einen Streich, den Kinder an die Redaktion geschickt hatten. Auch hier konnten Kinder ihre Fantasie und ihre Kreativität einbringen.

Und "so was richtig Fieses" können die Kinder sich auch für die "Bösen Aufgaben" bei Tabaluga tivi ausdenken, die Arktos dann dem gebeutelten Außenreporter Tom (Lehel) stellt. Der muss dann beispielsweise in einem Vergnügungspark fünf Frauen dazu überreden, ihre Schuhe auszuziehen und sich von ihm die Füße waschen zu lassen. Oder Tom muss in einem Hotel nach der Stoppuhr Hotelbetten überziehen, denn Tom hat zur Erfüllung der "Bösen Aufgaben" nur jeweils 1,5 Minuten Zeit.

DIE AUTORIN

Dorothee Herrmann M.A., ist Leiterin der Redaktionsgruppe Unterhaltung und Fiktion beim Zweiten Deutschen Fernsehen in Mainz.



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