Maya Götz / Dafna Lemish /
Amy Aidman / Hyesung Moon
Kinderfantasien
und Fernsehen im mehrnationalem Vergleich
Ergebnisse einer Studie in Israel, Südkorea,
Deutschland und den USA
Über verschiedene Kulturen hinweg
scheint es bei Kindern ganz ähnliche Fantasiewelten und Wunschträume
zu geben. Fernsehen spielt in vielen Fantasien eine wichtige Rolle,
wobei nur bestimmte, für Kinder attraktive Teile herausgebrochen
werden. Sie dienen zur Symbolisierung von Erfahrung, dem Selbstbild
und ermöglichen Kommunikation.
Kinder nutzen
Medien, allen vorweg das Fernsehen (Livingstone et. al. 2001). Die
Bedeutung beschränkt sich dabei nicht auf die Rezeptionssituation,
sondern Fernsehspuren finden sich in verschiedensten Interaktionen.
Alltagsbeobachtungen, wie beim 4-jährigen Xaver, der mit Tinky-Winky
telefoniert, oder bei zwei 8-jährigen Mädchen, die durch
den Hort schleichen als König der Löwen – die stärksten
Frauen der Welt –, sind keine Ausnahmeerscheinung. Wie in anderen
Artikeln dieser Ausgabe nachzulesen, können gerade auch Fernsehfiguren
wie Ernie zu imaginären Freunden der Kinder werden (Taylor,
Rogge in diesem Heft). Hierbei handelt es sich nicht etwa um eine
einfache "Wirkung" des Fernsehens. Es sind Zeichen für die
von Kindern mit dem Material des Fernsehens hergestellte Bedeutung
– ein Zusammenhang, der am Einzelfall mittlerweile vielfach gezeigt
wurde (vgl. z.B. Bachmair 2001). Das Verhältnis von Fantasie
und Medien empirisch breiter angelegt zu untersuchen, ist jedoch
ausgesprochen schwierig. Schon Fantasien allein sind etwas sehr
Intimes, nicht immer bewusst und oftmals gar nicht mit Worten zu
beschreiben – insbesondere für Kinder. Soll dann auch noch
die Bedeutung der Medien untersucht werden, eignen sich viele der
sonst üblichen Vorgehensweisen nicht mehr. Experimentelle Studien,
in denen Kinder eine abgebrochene Geschichte weitererzählt
müssen (Greenfield 1981, 1986, Ruco 1984, Greenfield 1986)
oder die Beobachtung des Fantasiespiels nach der Rezeption von bestimmten
Sendungen (Valkenburg et al. 1994, 2000) sind ein Weg. In der mehrnationalen
IZI-Studie "Kinderfantasien – Kinderfernsehen" gingen wir einen
anderen. Wir boten Kindern in vier Ländern Freiräume zum
Imaginieren an und ließen uns von ihnen erklären, was
sie fantasiert hatten. Erst im Nachhinein suchten wir nach den Medienspuren.
Methode
Unser Fokus in dem großen Thema Kinderfantasien
richtet sich auf die "großen Tagträume", als eine Umschreibung
für etwas, was die Kinder sich schon öfters vorgestellt
haben, meist am Tag, vielleicht auch manchmal in der Nacht.
In einer mit Musik und vorgelesenem Text begleiteten Fantasiereise
– in allen Ländern die gleiche – imaginierten sich die Kinder
in ihren "großen Tagtraum". Anschließend
malten sie ihn, schrieben einige Sätze dazu und erklärten
in Einzelinterviews ihre Fantasie und ob es Zusammenhänge zu
Medien gibt. Hinzu kommen Daten und Hintergrundinformationen (Fragebogen
mit offenen Fragen), die uns die Eltern und die ErzieherInnen zum
Kind, seinen Lebensumständen, Lieblingsmedien usw. gaben. Um
erste Ansätze zu finden, inwieweit Fantasien kulturabhängig
sind, wurde die Studie in den USA, Israel, Südkorea und Deutschland
durchgeführt.
Die Altersgruppe, auf die sich die Untersuchung
fokussiert, sind die 8- bis 9-Jährigen (oder die gerade 10
Gewordenen). Es ist eine Altersgruppe, die noch deutlich zur Kindheit
zählt, in der die kognitiven Voraussetzungen für die Unterscheidung
zwischen Realität und Fiktion gegeben sind, die ihre Fantasien
gut artikulieren und zumindest einige Sätze selbstständig
schreiben kann.
Die Erhebung wurde im Frühjahr bzw.
Sommer 2001 durchgeführt, berücksichtigte Mädchen
und Jungen und – wenn möglich – typische Vielfältigkeiten
des jeweiligen Landes. In Deutschland fand die Erhebung im städtischen
und vorstädtischen Bereich im Norden (Osnabrück), Süden
(München) und Osten (Dresden) statt. In Südkorea wurden
Untersuchungen in Seoul und auf dem Land durchgeführt und in
den USA in einem kleinstädtischen Umfeld. Besonders interessant
ist die Erhebungsgruppe aus Israel, in die neben jüdischen
Kindern (unterschiedlich intensiv religiöser Elternhäuser)
auch arabische Kinder einbezogen wurden (s. Tab 1). Es sind, wie
häufig bei qualitativen Studien, kleine Stichproben, die keine
allgemeingültige quantitative Beschreibung von Verhältnissen
zulassen. Ziel ist es vielmehr, tiefer gehende Zusammenhänge
aufzudecken und in einem ersten, mehrnationalen Vergleich qualitative
Tendenzen herauszuarbeiten.
Tabelle 1: Stichprobe
Israel |
53 Kinder / 25
Jungen und 28 Mädchen
35 jüdisch-weltlich,
6 jüdisch-religiös,
3 muslimisch-arabisch,
9 christlich-arabisch |
USA |
37 Kinder / 15
Jungen und 22 Mädchen,
bildungsorientierte Mittelschicht |
Südkorea |
47 Kinder / 22
Jungen und 25 Mädchen, |
Deutschland |
60 Kinder/ 37
Mädchen und 23 Jungen,
u.a. Kinder aus ethnischen Minderheiten |
Gesamt |
197 Kinder/ 112
Mädchen und 85 Jungen |
Die Auswertung des qualitativen Projekts
stellte die Äußerungen des Kindes in den Mittelpunkt.
Die Informationen von ErzieherInnen und Eltern wurden eher als Hintergrundinformationen
genutzt, in denen Erwachsene ihre Perspektive über das Kind
darstellten (und damit auch sich selbst). Schwerpunkt lag auf dem
Bild der Fantasie und der im Interview erklärten Geschichte.1
Zunächst wurde so jeder Einzelfall deskriptiv rekonstruiert.
Orientierung bot hierbei vor allem die "Grounded Theory" (u.a. Glaser
1992). Methodisch-praktisches Vorgehen bei den typisierenden Verfahren
war das agglomerative Verfahren, d.h. anhand der einzelnen Fälle
wurden nach Ähnlichkeiten und Unterschieden Gruppen "geclustert",
aus denen sich die typischen Varianten herausbildeten (vgl. Kluge
2001, S. 257 ff.). Vergleichsdimensionen dieser Clusterung waren:
- Die Welt, die die Kinder
sich fantasieren
- Das Kind in der Welt (Handlungswunsch)
- Biografische und lebensweltliche
Spuren in der Fantasie
- Medienspuren in der Fantasie
identifizieren
Als wir uns im Oktober 2001 gegenseitig unsere fast 200 Bilder und
Geschichten vorstellten, fielen uns sofort einige Unterschiede auf,
vor allem in der Art der Darstellung, der Maltechnik usw. Inhaltlich
fanden wir aber auch erstaunliche Ähnlichkeiten, die wir so
nicht erwartet hatten. Es lassen sich aber auch kulturelle Besonderheiten
identifizieren.
Die Welt der Fantasie
Die Kinder malten und erzählten von
fremden Ländern, Städten und wunderschöner Natur.
Welten, in denen sie sich wohl fühlten und das sein konnten,
was sie wollten. Die Studie zeigt eine überraschend hohe Übereinstimmung
in den "großen Tagträumen" der Kinder. Obwohl die 197
Kinder in verschiedenen Teilen der Erde wohnen – mit sehr unterschiedlichen
Traditionen und Medienangeboten –, lassen sich konnotativ aus dem
Datenmaterial neun typische Varianten gruppieren:
- Die Welt der Harmonie mit
Natur, Menschen und Tieren
- Die Welt des Konflikts
und der Bedrohung
- Die Welt des Übernatürlichen
- Die Welt der Technologie
- Die Welt des Reisens
- Die Welt des fernen Landes
- Die Welt des sinnlichen
Genusses
- Die Welt des Amüsements
- Die Welt des eigenen Königreichs
Es scheint über Kulturen hinweg typische Muster "großer
Tagträume" zu geben. Für vier dieser Welten exemplarische
Beispiele:
Die Welt der Harmonie mit der Natur und Tieren
Viele Kinder fantasierten eine Welt, in der
völlige Harmonie mit der Natur und Tieren herrschte. Es gibt
dort Ruhe und Frieden, die Natur ist schön und üppig,
und alles, was man tun muss, ist zu genießen und ein harmonischer
Teil davon zu sein.
Dana, ein 9-jähriges Mädchen aus
Israel (Fall 11) stellt sich ihr eigenes Paradies vor. Es ist ein
Zustand des Friedens mit der Natur, den sie in einen biblischen
Kontext – den Garten Eden – bringt:
"In meiner erfundenen Welt
war ich im Himmel. Im Himmel waren jede Menge verschiedener Blumen,
Bäume, Vögel, gute Luft, alle möglichen Sachen und
eine lächelnde Sonne. Auf dem Baum da ist ein Babyvogel und
ein Apfel. Es ist wie der Garten von Adam und Eva mit einem Baum
der Erkenntnis. Wenn wir den Apfel essen, wird uns nichts passieren,
denn wir sind ein bisschen schlauer als Adam und Eva. Das Meer ist
sehr tief und darin sind Delfine, Fische, Haie und alle möglichen
Tiere, und auch ein Pokémon, das Togepi heißt. Auch
meine Freunde, Eltern, alle aus der Großfamilie und mein Onkel
und Cousinen sind da. Die Jungen aus meiner Klasse und diejenigen,
die ich nicht kenne, sind nicht hier. Es gibt keine Regale, keine
Läden und andere Menschen, nur Zelte gibt es. Man kann dort
Tee trinken, denn es wachsen dort Kräuter und Salate. Es gibt
keine Schule, weil die ganze Zeit Ferien sind. Man kann spielen,
spazieren gehen, auf den Schaukeln schaukeln, man kann sehen, wie
die Sonne scheint und man kann den Winter sehen, wenn die Blätter
runterfallen. Man kann Blumen blühen und die Bäume wachsen
sehen. Ich bin zu den Bäumen gegangen und an ihnen hochgeklettert.
Ich habe Tiere großgezogen und ich pflanze Blumen, damit ich
das Paradies noch ein bisschen verbessere."
In ihrer Fantasie geht es Dana um die Harmonie
mit Natur und Tieren, das Zusammenleben mit der Familie und Freunden
in freier Natur. Das Meer ist voller realer und erfundener Meerestiere,
sogar ein Pokémon findet seinen Weg ins Paradies. Man kann
dort spielen, spazieren gehen und auf Schaukeln schwingen. Man kann
die Blumen in Blüte sehen und die Bäume beim Wachsen beobachten.
Verpflichtungen, wie z.B. den Schulbesuch, gibt es in dieser Welt
nicht, es sind immer Ferien. Dafür hat Dana eine andere Aufgabe:
Sie sorgt für Tiere und Blumen und trägt so ihren Teil
zum Paradies bei (s. Abb. 1)
|
Abbildung 1: Dana im Paradies |
Die Welt des Konflikts
Andererseits erzählen Kinder von Fantasiewelten
voller Konflikte und Kampf. Hier gibt es Digimon- oder Dragon
Ball-Kämpfe, Königreiche sind zu beschützen oder
Dinosaurier zu beobachten, die einander fressen. Es sind vor allem
Jungen, die sich dieser Gruppe zuordnen lassen. Sie nutzen ihre
Zauberkräfte und besonderen Fähigkeiten, um sich selbst
und die zu retten, die ihnen etwas bedeuten. Sie besiegen die Feinde,
stehen in besonderen Positionen und sorgen für Ordnung in ihren
fantasierten Welten.
Der 8-jährige Yun’sang (Fall 6, Südkorea)
begibt sich in seiner Fantasie "Unter dem Meer" auf den Meeresgrund,
um einen Kampf mit einem Leoparden zu beobachten, der alle anderen
Meerestiere bedroht. Yun’sang steht auf der Seite der guten Meerestiere.
Er ist die Hauptfigur in seiner Fantasie, auch wenn er nicht auf
der Zeichnung zu sehen ist (s. Abb. 2).
"Hier ist alles friedlich,
bis der Leopard aufkreuzt. Der Wal macht ein Geräusch, das
der Leopard nicht versteht, und schon sind alle Fische gewarnt.
Dann beginne ich zu kämpfen. Hier in der Unterseewelt sind
auch unsichtbare Tiere, wie z.B. auch Löwen und fliegende Pferde,
die auch für uns kämpfen. Und auf der Wasseroberfläche
segeln Schiffe mit roten Flaggen. Die zehn Fischer pro Schiff wollten
eigentlich die Fische fangen und sie essen, aber wegen dem Kampf
sind sie weit weggefahren. Jetzt können sie wieder zurück
und fangen vielleicht den Leoparden und vielleicht auch noch ein
paar Fische – aber der Leopard stirbt am Ende auf jeden Fall."
|
Abbildung 2: Yun’sang:
Kampf unter dem Meer |
Die Welt der sinnlichen Erfahrung
In ihren Fantasien betonten
Kinder auch die vielen "guten Dinge" des Lebens, mit jeder Menge
von Wundern, die die Sinne erfreuen. Wunderschöne Regenbogen
entfalten sich über den Kindern. Vögel singen und lassen
Kinder wieder fröhlich werden, wenn sie mal traurig sind, und
weiche Blumenbeete laden dazu ein, es sich auf ihnen bequem zu machen.
Vor allem aber gibt es viele Süßigkeiten zum Essen: Plantagen
mit Schokoladenbäumen und Bäumen, an denen Zuckerstangen
hängen, Wände, die aus Butterscotch oder Straßen
und Häuser, die aus Lebkuchen gemacht sind. Katrin (Fall 07,
Deutschland) ist ein 8-jähriges Mädchen. Ihre Fantasie
beschreibt haargenau das Land, in dem ständig Süßigkeiten
gegessen werden können und wo man nicht einmal dick davon wird
(s. Abb. 3):
"Im Lebkuchenland ist alles
aus Lebkuchen: die Häuser, das Schloss und auch die Menschen.
Aus einer Wolke regnet es Bonbons und alles, was man sich an Süßigkeiten
so vorstellen kann. Da muss man sich das nur wünschen und dann
regnet es da raus. Die Sonne füllt sie dann wieder auf, so
dass es immer genug gibt. Im Lebkuchenland kann man auch an allem
knabbern, nicht an den Menschen, aber an den Häusern. Dann
haben die Löcher, die man gleich wieder füllen muss. Dann
tut man da Lebkuchen rein und verklebt es mit Zuckerguss. Das macht
Spaß, denn dann kann man die Hände so ablecken. So werden
auch die Straßen im Lebkuchenland gebaut. Man legt einfach
Lebkuchen hin und dann regnet es Zuckerguss und schon ist die Straße
fertig. In meinem Lebkuchenland gibt es immer Süßes,
und man wird nie dick, denn als Süßigkeit kann man ja
nicht dick werden."
|
Abbildung 3: Katrins
Lebkuchenland und die Serie Bumpety Boo |
Die Welt von Spaß,
Spannung und Entertainment
Es gab Welten, die jede Menge
Spaß und Spannung ermöglichten, die aber ohne Konflikt
oder Bedrohung auskommen – Fantasien, in denen die Kinder auf riesigen
Vögeln fliegen, aufregende Zeiten in Freizeit-Parks erleben
oder die Auswahl des Films im städtischen Kino bestimmen. Ein
Beispiel hierfür ist Ben (Fall 01, USA – s. Abb.43):
"Mein Lieblingsplatz ist
ein erfundener Vergnügungspark – ein richtig großer.
Es gibt dort einen Bonbon-Baum, ein Clubhaus und einen Tier-Vergnügungspark.
Da kann man ganz viele Dinge tun, zum Beispiel vom Baumhaus aus
schaukeln, auf einem Trampolin landen und dann in den Pool springen.
Ich laufe gerade über eine Hindernisbahn – schwinge mich von
einem Seil auf ein Trampolin und lande im Pool. Einige meiner Freunde
sind mit mir auf dem Baumhaus und einer ist im Candy-Cane-Baum.
Die Leute können in den Tierverwandler gehen, und wenn sie
in Tiere verwandelt wurden, können sie den Tier-Vergnügungspark
besuchen. Dort sind schon jede Menge Tiere und sie können verschiedenste
Karusselle fahren. Dieser Vergnügungspark ist in meinem Garten
und er ist unsichtbar. Nur Kinder, die meine Freunde sind, können
ihn sehen. Andere werden einfach hindurchgehen. Der Tier-Vergnügungspark
ist fliegend."
|
Abbildung 4: Bild von
Ben |
Das Kind in der Welt und
seine typischen Handlungswünsche
In ihren Fantasiewelten handeln
die Kinder. Zunächst natürlich dadurch, dass sie die Fantasie
imaginieren, malen und erzählen. In ihren Welten denken sie
sich aber auch in bestimmte Handlungspositionen, die sie sich wünschen
– es sind ihre "Handlungswünsche". Meist zeigen sich in den
Einzelfallrekonstruktionen zwei, manchmal drei Handlungswünsche,
zumeist steht jedoch einer eindeutig im Vordergrund. Zu Gruppen
zusammengefasst ergaben sich sechs typische Handlungswünsche:2
Harmonie erleben:
Bei einer Reihe von Mädchen und einigen Jungen ist das
Erleben von Harmonie das zentrale Moment ihrer Fantasie. Sie imaginieren
sich in eine heile Welt mit Ruhe, ohne Stress oder ständige
Auseinandersetzungen. Alles Böse, Bedrohliche wird aus dieser
Welt ausgesperrt. Das eigene Erleben steht im Mittelpunkt, die Mitwelt
bietet die Bedingungen an. Die Kinder gestalten ihre Welt auch durchaus
mit, vor allem aber erleben und genießen sie sie. Es ist das
zahlenmäßig stärkste Cluster, bei dem der Wunsch
nach diesem fast paradiesischen Zustand im Vordergrund steht.
Spannung erleben:
Für eine Gruppe, in der sich sehr viele Jungen finden lassen,
steht das Erleben von Spannung im Vordergrund. Hier geht es darum,
Abenteuer zu bestehen, Kämpfe zu bestreiten oder etwas Aufregendes
zu entdecken. Häufig steht die Abwehr von Bedrohung im Vordergrund,
die durch eine Form der Verwandlung oder Ergänzung (z.B. durch
einen mächtigen Freund) erfolgsgekrönt ist. Es ist eine
lustvolle Erfahrung, die genossen wird.
Sich besondern:
Ein weiterer typischer Handlungswunsch ist es, sich als besonders
zu erfahren bzw. von anderen als besonders anerkannt zu werden.
Dieses Erleben bzw. die Anerkennung kann mit Bewunderung in Verbindung
stehen, mit dem Gefühl, im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu
stehen oder sich anderen gegenüber als überlegen zu zeigen.
Es kann aber auch nur das Erlebnis sein, sich in der eigenen Besonderheit
zu inszenieren, ohne dass dies von anderen bestätigt werden
muss.
Mit anderen verbunden
sein / sich in der Verbundenheit erleben: Eine weitere Gruppe
typischer Wünsche ist die Verbundenheit mit anderen (Menschen
oder Tieren), das "In-Beziehung-Sein". Die Kinder berichten von
Gemeinschaft und Freundschaft. Sie fantasieren sich als Teil einer
Gruppe oder Freundschaft, die sie partnerschaftlich gestalten. Dieser
Handlungswunsch lässt sich sowohl bei Mädchen als auch
bei Jungen finden.
Beschützen und
beschützt werden: In einer Reihe von Fantasien geht
es um das Thema des Beschützens bzw. Beschützt-Werdens.
Die Aktiv- bzw. Passiv-Form ist hierbei fast immer wechselnd auszumachen
bzw. es laufen relativ offensichtlich identifikatorische Prozesse
ab. Insofern sind beides Ausprägungen einer Kategorie typischer
Handlungswünsche.
Eigenständig und
unabhängig handeln: In einer Reihe von Fantasien steht
das unabhängige Handeln explizit im Mittelpunkt. Die Kinder
wollen organisieren, inszenieren und etwas in ihrer Umwelt bewirken.
Sie wollen Verantwortung übernehmen, eigenständig ihren
Weg suchen und ihre Umwelt gestalten. Sie imaginieren sich hierfür
eine Mitwelt, in der sie in Ruhe gelassen werden und selbstverständlich
bestimmten können.
Lebensweltliche und biografische
Bezüge in der Fantasiewelt
In den Fantasiewelten der
Kinder und in ihren Handlungswünschen spiegeln sich ihre Erfahrungen
wider, und in einer Reihe von Fantasien werden Bezüge zur eigenen,
realen Lebenswelt der Kinder deutlich. Beispielsweise imaginieren
sich einige Kinder ihre realen Freunde mit in die Fantasiewelt.
Eltern hingegen kommen nur in sehr wenigen Fällen vor. In der
Fantasie der Kinder spielen zum Teil real existierende Haustiere
eine bedeutsame Rolle oder auch Orte, welche die Kinder schon einmal
besucht haben. Diese konkreten lebensweltlichen Bezüge sind
nicht nur Verweise der Kinder auf real existierende Momente aus
ihrem Leben, sie können auch zum Ausgangspunkt der Tagträume
werden. So nehmen einige Kinder eine Geschichte oder Erzählung
auf, die ihnen jemand erzählt hat, der in ihrem Leben eine
wichtige Rolle spielt.
You’jong (Fall 24, Südkorea)
träumt von der Begegnung mit Jesus, von dem ihre Eltern ihr
schon seit langem erzählt haben. Tessina (Fall 03, Deutschland)
erfindet ein Paradies für Tiere, das sie "Seeschellen" nennt,
denn ihre Mutter hat von den Seychellen berichtet, und Maroum (Fall
10, Israel) fantasiert die Schweiz, von der sein Vater so viel Gutes
erzählt hat.
In einigen Fantasien spiegelt
sich auch ein besonderes identitätsbildendes Interesse wider,
was auch sonst für den Alltag prägend ist. So fantasieren
die Kinder von Pferden, Fussballspielen oder der Schifffahrt, also
von etwas, was sie im Alltag auch ganz besonders begeistert. In
einigen Fantasien geht es um den Ausbau von positiven Erfahrungen.
Kinder knüpfen an schöne Erfahrungen an – wie einen Urlaub
mit der Familie oder den Besuch in einem Freizeitpark. Es sind jedoch
nicht nur positive Erfahrungen, die sich in den Fantasien widerspiegeln,
auch negative werden aufgenommen, aber in der Fantasiewelt korrigiert.
So war Annelie (Fall 36, Deutschland)
mit ihren Eltern im Urlaub, durfte aber nicht alleine schwimmen
gehen. In ihrer Fantasie kann sie es. Prägnant ist auch die
Fantasie von Noa (Fall 14, Israel), die von dem Zusammensein mit
ihrer verstorbenen Mutter träumt. In ihrem Traumland gibt es
außer Wolken nichts, nur sie und ihre Mutter.
Reale Erfahrungen gehen in
die Fantasien und Tagträume der Kinder ein, sind einzelne Elemente
oder Ausgangspunkt des Tagtraumes. Werden sie nach ihrem "großen
Tagtraum" gefragt, also nach positiven Traumwelten, wenden die Kinder
diese lebensweltlichen Erfahrungen – unabhängig, ob sie ihnen
direkt widerfahren sind oder von einem signifikanten Anderen erzählt
wurden – für sich und ihre Handlungswünsche immer ins
Gute.
Was Kinder sich aus den
Medien mitnehmen: Medienspuren in den Fantasien
Ein zentrales Thema der Studie
war die Analyse von Medienspuren, die in der Traumwelt der Kinder
gefunden wurden. Wir wollten wissen, wie Kinder in ihren imaginierten
Welten "inhaltliches Rohmaterial" nutzen, das aus ihren medienbezogenen
Erfahrungen stammt. Theoretisch ließe sich zwar sagen, dass
alles in den Traumwelten der Kinder irgendwie mit Medien zusammenhängt.
Wir setzten in unserer Analyse jedoch den Fokus auf die Spuren in
der Traumwelt der Kinder, bei denen eine direkte Verbindungen zu
den Medien deutlich wird. Diese Spuren können entweder explizit
sein, d.h. das Kind gibt im Interview ein bestimmtes Medium als
Quelle an (z.B. den Namen eines Buches oder einer Fernsehsendung),
manchmal sind die Medienspuren aber auch implizit zu rekonstruieren,
d.h. in der Fantasie besteht offensichtlich eine Verbindung zu einem
vom Kind gerne genutzten Medium, auch wenn dieser Bezug nicht explizit
vom Kind hergestellt wird.
Die Beziehung zwischen Traumwelten
und Medien zeigt sich in verschiedenen Ausmaßen. Sie reicht
von Traumwelten, die völlig einer Medienerfahrung zu entspringen
scheinen, bis zu denen, die keinerlei direkte Medienspuren zeigen.
In ca. zwei Dritteln der Fälle zeigten sich explizite oder
deutliche implizite Medienspuren. Das Fernsehen ist dabei in allen
vier Ländern das Leitmedium, aber auch andere Medien wie Computerspiele
oder Bücher können Ansatzpunkt und Teil der Traumwelt
werden. Visuelle Medien, d.h. Fernsehen, Videokassetten und Filme,
spielen jedoch die bedeutendste Rolle in den Geschichten der Kinder
– Fernsehen allen voran. Dies ist aus der aktuellen Forschung bereits
bekannt: Fernsehen ist im Leben europäischer Kinder das Leitmedium,
unabhängig von der Infiltration der neuen Kommunikationstechniken
(vgl. hierzu auch Livingstone et al. 2001). In Korea spielt für
Jungen das Computerspiel allerdings eine auffällig bedeutsame
Rolle.
Oftmals ist die Medienspur
nur sehr schwer auf ein Medium zu begrenzen, denn Kinder gehen interessensgeleitet
vor und "grasen" verschiedenste Medien nach einem Thema ab (z.B.
Dinosaurier, Pferde). Zum Teil nehmen sie sich aber auch ganze Medienarrangements
wie Pokémon, wobei nicht mehr klar ersichtlich ist,
ob Sammelkarten, die Serie oder der Kinofilm das Herkunftsmedium
der Medienspur sind. Aus den rekonstruierten Medienspuren lassen
sich drei typische Varianten herausarbeiten: Settings, Figuren und
Erzählungen.
Setting
Kinder nehmen sich aus dem
Medium einen Ort, ein Umfeld oder einen Kontext. Das kann von der
Übernahme des gesamten Settings bis zur Ergänzung der
eigenen Welt durch ein einzelnes Objekt oder kleines Element gehen.
So spielen einige Traumwelten komplett in einem durch Medien vermittelten
Setting:
Abbildung 5: Udi im Harry Potter-Land |
Abbildung 6: Jack wird Millionär |
Die Geschichte von Udi (Fall
01, Israel) spielt im Land des Harry Potter, basierend auf
der Bücherreihe (s. Abb. 5).
Jack (Fall 25, USA) wählte
das Setting einer populären Quizshow für seine Traumwelt:
Wer wird Millionär? – (s. Abb. 6). Und Gui’hyong (Fall
04, Südkorea) entwickelte seine Geschichte im Jurassic Park.
Weniger offensichtlich ist es beispielsweise
bei der 8-jährigen Katrin (Fall 07, Deutschland). Ihre Fantasie
"Das Lebkuchenland" (s.o.) hat nach ihren eigenen Aussagen ihre
Wurzeln in einer 14 Tage vor dem Interview gesehenen Folge der Saban-Zeichentrickserie
Bumpety Boo (Super RTL). Katrin nimmt das Setting einer bestimmten
Sequenz: Der Held Ken und sein sprechendes Auto haben in einer Quizshow
ein Schlaraffenland gewonnen und essen sich durch das Schloss. Für
Katrin sind jedoch weder die Rahmengeschichte (Quizshow, der Kampf
zwischen Gut und Böse) noch die männlichen Helden für
ihre Fantasie relevant. Sie nimmt nur das Schlaraffenland (s. Abb.
3). In einigen Fällen ist die Spur zu dem Medium noch weniger
auf den ersten Blick zu sehen. Hier integrieren die Kinder nur ein
ausgewähltes Objekt in ihre Fantasie:
Gyu’sang (Fall 34, Südkorea)
nahm ein Auto aus einem Computerspiel mit in seine Traumwelt, in
der es ansonsten um elektronische Häuser und Zauberpulver geht.
Narmeen (ein arabisch-israelisches Mädchen; Fall 49, Israel)
fügt ihrer Zeichnung von einem Basketball-Spiel mit ihren Freundinnen
eine Bank hinzu. Auf ihr können sie sitzen und sich ausruhen,
wie es die Mädchen in ihrer arabischen Lieblingszeichentrickserie
tun, meinte sie.
Figuren
Eine weitere typische Variante der Medienspuren
in den Traumwelten der Kinder, sind die Figuren. Auch hier kann
es von der kompletten Adaption der Persönlichkeit von Figuren
bis hin zu speziellen Fähigkeiten, Aussehen, Namen oder Kostümen
gehen. Manchmal ist die Beziehung und Ähnlichkeit zu den Original-Figuren
sehr offensichtlich. In anderen Fällen ist die Figur im Bild
gar nicht zu sehen und wird erst durch die nachträgliche Erzählung
der Hintergrundgeschichte deutlich.
Der südkoreanische Junge
Yon’uh (Fall 20) fantasiert, wie zwei Figuren um ihn kämpfen.
Beide sind aus einer Internet-Flash-Animation übernommen: Mashimaro
und Zolaman. Das amerikanische Mädchen Audrey (Fall
28) zeichnet Pikachu, eine zentrale Pokémon-Figur
in ihrem Bild (s. Abb. 7).
Das israelische Mädchen
Tali (Fall 06) erträumt sich, auf der Bühne neben ihrer
Lieblingssängerin zu singen.
Der deutsche Junge Robby (Fall
43) stellt sich vor, dass der Drache des Films Dragon Heart
sein Freund ist. Jeden Abend vor dem Einschlafen erzählt er
ihm von den Vorkommnissen des Tages (s.Abb. 8).
Abbildung 7: Yon’uh mit Mashimaro und Zolaman |
Abbildung 8: Robby und sein Drache aus Dragon Heart |
Es muss dabei nicht nur die
ganze Medienfigur, es können auch nur kleine Momente sein,
die Kinder sich in ihrer Fantasie wie ein Kostüm überziehen.
Tanja (Fall 53, Deutschland) malt sich in dem prächtigen Prinzessinnenkleid
aus dem Film Sissi, um ihre eigene Besonderheit und eine
romantische Atmosphäre zu schaffen. Andere Elemente des Films,
wie etwa den Kaiser oder Sissis Schicksal, nimmt sie nicht. Diese
sind für das, was sie empfinden, imaginieren und ausdrücken
möchte, nicht wichtig. Ein besonders prägnantes Beispiel,
wie Kinder sich aus Medien etwas ausleihen, um es für sich
und ihre Themen zu nutzen, ist Omer (Fall 02, Israel - s. Abb. 9):
|
Abbildung 9: Omer und
seine Superhelden-Kräfte |
"In meiner Fantasie ist die
Welt ausschließlich meine, und ich bin der Herrscher. Und
ich trage diesen ganz besonderen Anzug. Der rote Flugumhang ist
wie der von Superman. Das Grüne da sind meine Hände,
mit denen ich auf alles klettern kann, so wie Spiderman,
und das Blaue sind Feuerlaserstrahlwaffen. Das Rote ist ein Gürtel
mit Pokémons. Das Lilane sind meine Flugschuhe, und
die Hörner habe ich von Batmans Maske. Ich bin der große
Meister, und ich habe auch ein Schwert wie in Star Wars.
Um mich herum ist mein Zimmer. Es ist sehr, sehr groß und
hat viele Figuren, die überlebensgroß sind. Es gibt einen
Teppich und ein Bett und viele Dinge, um zu trainieren, wie z.B.
Wände, um daran hochzuklettern. Dort sind auch Gewichte zum
Muskeltraining, wie es bei den olympischen Spielen gemacht wird.
Es gibt auch Pokémon-Figuren, z.B. einen riesigen
Pikachu. In dieser Welt gibt’s gute Menschen und böse Menschen
und auch eine Schule in einer Burg, wie die Hogwarts Schule in Harry
Potter. Ich habe dort bereits erfolgreich abgeschlossen. Und
es gibt dort tropische Pflanzen wie in einem Dschungel, aber auch
Haustiere, so wie einen Hund. In der Mitte meiner Welt ist eine
geheimnisvolle Insel wie bei Jules Verne, mit vielen Walen wie in
Moby Dick. Wenn ich schlafe, träume ich von den Superkräften
der Fernsehhelden, aber ich hab’ auch ein bisschen was aus meiner
eigenen Vorstellung dazu getan."
Omer nimmt sich die Fähigkeiten und
Stärken von verschiedensten Medienfiguren. Mit diesen Kräften
gestärkt ist er gegen etwaige Angriffe und Bedrohungen gefeit,
ist mächtig und nahezu unbesiegbar.
Erzählungen
In einigen Fantasien adaptieren Kinder eine
bestimmte Erzählstruktur des Medienkontextes und nutzen sie
in ihrer Traumwelt als eine Art "Rückgrat", auf dem ihre eigene
Geschichte aufbaut.
Ruben (Fall 40, Deutschland)
erfährt sich auf einer Reise mit einem Raumschiff im Weltraum
und folgt damit der Geschichte des Films Armageddon. Martin
(Fall 22, USA) erlebt noch einmal einen Teil der Geschichte von
Peter Pan im Film Hook. Jun’sik (Fall 29, Südkorea)
folgt den Abenteuern der Geschichte und des Computerspiels Königreich
des Windes.
Kinder nehmen das mit in ihre Fantasie, was
für sie interessant und attraktiv ist. Bei Jun’sik sind es
besonders die Ritterkämpfe und das Lebenskonzept von Energie,
die wie Blätter von den Bäumen fällt, bis man für
eine bestimmte Zeit tot ist. Für Martins Tagtraum (Fall 22,
USA), ist vor allem das Basketballspiel interessant, eine an sich
eher kleine Szene in dem Film Hook, in dem der nun erwachsene
Peter Pan gegen die verlorenen Jungs antreten muss, um sich zu beweisen.
Es sind aber nicht nur fiktionale Texte,
die in die Fantasien der Kinder eingehen, auch Sachinformationen
aus Dokumentations- oder Wissenssendungen können zum Sprungbrett
für ganze Traumwelten werden.
Dam’dok (Fall 40, Südkorea)
weiß aus naturwissenschaftlichen Programmen, wie die Erde
vom All aus zu sehen ist. Mit Bruder und Vater schwebt er mit großen
Luftballons ins All, um dies einmal selber nachzuvollziehen. Kevin
(Fall 27, USA) hat ein Buch über Neil Armstrong gelesen und
fantasiert sich als Teil der Mannschaft. Gemeinsam entdecken sie
neue Welten und besetzen sie für die USA. Tessina (Fall 03,
Deutschland) entwickelt ihre Geschichte um eine Information über
bedrohte Tiere, die sie in einer Fernsehdokumentation gesehen hat.
Aus der Dokumentation weiß sie, dass es einen Platz für
bedrohte Tiere geben muss, also erfindet sie einen.
Ästhetik
Eine Dimension, die sich durch die drei Kategorien
der Medienspuren zieht, ist die ästhetische Komponente. Zum
einen nutzen Kinder Symbole aus den Medien, um auf bestimmte Sendungen,
Bücher oder Computerspiele zu verweisen. Hier stehen Symbole
aus den Medien für Medien. Die Kinder nehmen aber auch spezielle
Darstellungstechniken auf, um zum Beispiel Bewegung zu symbolisieren
(mehrfach Zeichnungen, Bewegungslinien wie im Comic), Geräusche
(strahlenförmige Symbolisierung, Musiknoten), Licht (Strahlen)
– oder sie nutzen Sprechblasen zur Darstellung von Kommunikation.
Zum Teil nehmen sie aber auch die mediale Symbolisierung ganzer
Konzepte, z.B. die Symbolisierung des Weltfriedens durch das UNICEF-Symbol,
das Katja (Fall 29, Deutschland) nutzt, um dann ihre Fantasie von
einem friedlichen Miteinander zu entfalten. Nicht zuletzt die Art,
Geschichten aufzubauen und anderen zu erzählen, wird durch
Medien mitbestimmt sein, ohne dass dies im Detail immer nachzuweisen
ist.
Medien zur Symbolisierung von Erfahrung,
Perspektiven und zur Herstellung von Kommunikation
Kinder beziehen eine Vielzahl von Medientexten
auf verschiedenste Weise in ihre Fantasien mit ein. Dabei sind die
Kinder die aktiv Sinngebenden, indem sie Teile ihrer Alltagswelt,
zu der eben auch Medien gehören, in ihre Fantasie integrieren.
Kinder nutzen Medien, um sinnliche Erfahrung zu repräsentieren
oder Selbstwahrnehmung zu symbolisieren. Sie nehmen Medieninhalte,
um ihren eigenen Erfahrungen einen Sinn zu geben und drücken
ihre eigenen Gefühle mit ihnen aus.
Mit dem Material der Medien werden eigene
Narrationen erfunden, in denen Erfahrungen gewertet, symbolisiert
und (Zukunfts-)Perspektiven entworfen werden. Hierfür nehmen
Kinder die Mediengeschichten als Ausgangspunkt für eigene Geschichten,
die ihnen angenehm sind, die sie ernst nehmen und in denen sich
ihre Erfahrungen widerspiegeln. In den Fantasiegeschichten mit dem
Medienmaterial repräsentieren sie ihre Wahrnehmung der Dinge
und erzählen sie aus einer für sie subjektiv sinnhaften
Richtung neu. Hierbei können sie relativ dicht an den Mediengeschichten
bleiben oder auch nur Bruchstücke nehmen. Es ist aber immer
ihre eigene Geschichte, die sie (u.a.) mit dem Material der Massenmedien
erzählen.
Welche Medienelemente in die Fantasien der
Kinder eingehen, ist nicht in erster Linie eine Frage des Genres,
der Machart oder ob es Fiktion oder Non-Fiktion ist. Das Entscheidende
ist, dass die Themen der Kinder getroffen werden. Es muss Material
sein, mit dem Kinder ihre Erfahrungen symbolisieren, mit dem sie
eigene Geschichten erfinden und mit dem sie sich mitteilen können.
Das Entscheidende ist dabei nicht etwa das Spektakuläre oder
Actionhaltige. Es müssen pointierte Typisierungen sein, Verdichtungen
von Erfahrungen. Sie dürfen im Detail umschreibend, aber nicht
definierend sein (vgl. auch Neuß in diesem Heft). Grenzen
treten da auf, wo Vordefiniertes der eigenen Selbsteinschätzung
oder den Werten der Kinder entgegenläuft.
Als Beispiel dafür, wie ein Mädchen
Medienelemente für sich nutzt, ein Ausschnitt aus der Rekonstruktion
des Falls Patricia (9 Jahre, 59 Deutschland). Sie hat seit Monaten
einen "großen Tagtraum", den sie vorzugsweise in der Schule
oder bei den Hausaufgaben weiterspinnt. Sie nennt ihn "Schlaraffenland"
(s. Abb. 10.
"Ich träume vom Schlaraffenland.
Das ist ganz toll, weil es da so schöne Betten zum Schlafen
gibt und ich schlaf’ doch so gerne. Und außerdem gib es da
viele Obstbäume, wo immer Obst dran ist. Und in diesem Schlaraffenland,
da sind alle Pokémon-Figuren. Und da gibt’s auch Menschen,
aber nur die, die an die Pokémons glauben oder die sie halt
mögen. Andere kommen da nicht rein. Grad sind meine vier Lieblingspokémons
da. Der Relaxo, der schläft genauso gern wie ich. Smetbo, der
würd’ ich gern sein, weil er so schön fliegen kann. Giflor,
eine Blume, und ich mag’ doch Blumen gerne, und Mew, mein Lieblingspokémon,
der total süß ausschaut und die halbe Erde explodieren
lassen könnte, wenn er wütend ist, aber das ist noch nicht
vorgekommen. Ach ja, und Pokémon Tokepi gibt’s auch noch,
aber ich spiel’, dass es ein Mondmännchen ist. Es ist zum Mond
gebracht worden und jetzt fliegt es immer zwischen Mond und Schlaraffenland
hin und her. Auf dem Mond leben noch seine Eltern und es geht auf
eine besondere Schule, da gibt’s Mondsachkunde. Das hätt’ ich
auch gerne. Dann müsste ich auch nicht immer in den langweiligen
Stunden von meinem Schlaraffenland träumen."
|
Abbildung 10: Patricias Schlaraffenland
und seine Medienspuren |
Die Medienspuren verweisen explizit auf Pokémon
und auf Patricias Lieblingsbuch: Der 35. Mai von Erich Kästner.
In letzterem kommen die beiden Helden (Konrad und sein Onkel Ringelhuth)
auf ihrer sonderbaren Reise in die Südsee durch ein Schlaraffenland,
in dem Faulheit zum Lebensstil erhoben ist. Patricias Fantasie heißt
wie dieses Land. Es gibt dort dieselben bequemen Betten, in die
sie allerdings das Pokémon Relaxo hineinlegt, das genauso
gern schläft wie sie. Schlafen und im Bett "rumgammeln" ist
eine von Patricia bevorzugte Tätigkeit, die ansonsten für
eine 9-Jährige allerdings wenig gutgeheißen wird. In
ihrer Fantasie findet sie einen Weg, diese Vorliebe positiv zu bewerten.
Die Teilgeschichte mit dem Tokepi, das zwischen
den Welten hin- und herreist, wird aus Patricias Biografie heraus
in ihrer Sinnhaftigkeit gut nachvollziehbar. Patricias Vater ist
Berufssoldat und die Familie musste alle zwei Jahre umziehen. Ein
Dreivierteljahr vor der Erhebung zog die Familie von Kalifornien
nach München, was dem Mädchen insbesondere schulisch sehr
schwer fiel. Ähnlich wie Tokepi wurde auch Patricia jeweils
in neue Welten gebracht. Mit dieser Geschichte (die im Original
noch um einiges komplexer ist) "arbeitet" sie ihre Erfahrungen in
ihrer Fantasie auf und findet einen Weg, sie ins Aktive zu wenden.
Sie hat für sich sogar eine Begründung für ihr Schulversagen
und ihr geringes Interesse an den Lerninhalten: Eigentlich müsste
sie, die wie Tokepi zwischen zwei Welten lebt, auf eine spezielle
Schule gehen und andere Dinge lernen.
Individuell bedeutsam ist für Patricia
aber auch die Figur Mew, ihr absolutes Lieblingspokémon.
Mew sieht, so Patricia, zwar nett aus, könnte aber die halbe
Welt explodieren lassen. Mew ist für Patricia ein Orientierungspunkt
im Verhalten gegenüber den Intrigen der Klassenkameradinnen,
denen sie derzeit ausgesetzt ist. Sie wehrt sich nicht, sondern
wird "ganz still". Auch die negativen Rückmeldungen von der
bayerischen Lehrerin "steckt sie einfach weg" (beides Aussagen der
Mutter), ohne sich zu rechtfertigen oder etwas zu verändern.
Dieses Verhalten ist ganz ähnlich dem von Mew in dem Kinofilm,
der Patricia sehr fasziniert hat. Mew wird angegriffen, doch die
Psychoblitze verletzen ihn nicht. Er könnte zurückfeuern
(was er im Film auch irgendwann tut), weiß aber um seine Überlegenheit
und Kraft. Insofern ist Mew für Patricia auch ein inneres Bild
voller Stärke, mit dem sie sich in schwierigen Zeiten an ihrer
Überzeugung festhält: Ich bin mächtiger, als ich
eigentlich scheine!3
Genderspuren in den Fantasien
Über alle vier Länder hinweg bestehen
geschlechterspezifische Tendenzen, die meist schon auf den ersten
Blick deutlich werden. Die Fantasien der Mädchen sind tendenziell
eher harmoniebetonter und füllen oftmals das ganze Bild mit
einer Landschaft aus. Medienspuren sind weit weniger zu erkennen.
Bei den Jungen strotzen die Bilder oftmals von eindeutigen Hinweisen
zu aktuellen Medienarrangements, und in vielen Bildern ist eine
Auseinandersetzung zu sehen. Mädchen- und Jungenwelten scheinen
völlig voneinander getrennt. Mädchen malen – mit ganz
wenigen Ausnahmen – keine Männerfiguren und Jungen keine weiblichen
Figuren. Entsprechend geschlechterspezifischer Sozialisation betonen
Mädchen die Harmonie und Beziehungsorientierung, sind verantwortlich
und managen ihre auf Dauerhaftigkeit angelegte Welt. Die Fantasien
der meisten Jungen hingegen sind eher episodenhaft und aktionsbetont.
Sie suchen und genießen die Auseinandersetzung, wehren Bedrohung
ab und kämpfen für eine gute Sache. Harmonie scheinen
sie geradezu zu vermeiden. Was auf den ersten Blick wie zwei völlig
verschiedene Welten erscheint, hat in der detaillierteren Analyse
denn aber doch ganz ähnliche Momente. Bei beiden gibt es Bedrohung.
Bei den Jungen ist die Auseinandersetzung oder das bedrohliche Monster
jedoch meist direkt im Bild zu sehen. Bei den Mädchen ist dies
auf den ersten Blick nicht der Fall. Das bedeutet aber nicht, dass
es keine Bedrohung in der Fantasie gäbe. So erzählt Isabel
(Fall 52, Deutschland), es gäbe böse Menschen und Verbrecher,
die aber von Spionen an der Grenze abgewehrt werden. Tessina (Fall
03, Deutschland) hat eine klare Regelung zum Schutz ihrer von Menschen
bedrohten Tiere eingeführt: Am Tag dürfen Menschen auf
ihre Insel kommen, die Nacht gehört aber allein den Tieren.
Während Jungen oftmals die Bedrohung
direkt im Bild bekämpfen, organisieren Mädchen diese gewissermaßen
weg. Damit finden sie einen Weg, der durch ihre geschlechterspezifische
Erziehung mitgetragen wird. Sie "performen gender", indem sie sich
in ihrer Peer-Group und nicht zuletzt uns als ForscherInnen einen
angemessenen "mädchenhaften" bzw. "jungenhaften" Weg finden.
Medienspuren finden sich bei Jungen und Mädchen,
bei Jungen jedoch häufiger und deutlicher. Insbesondere Medienfiguren
finden sich oft in den Jungenfantasien, während sie bei Mädchen
selten sind. Vor dem Hintergrund geschlechterspezifischer Medienanalysen
ist dies leicht nachzuvollziehen, sind die meisten Helden des Kinderprogramms
doch "selbstverständlich" männlich (vgl. Götz 1999).
Entsprechend sind Mädchen gezwungen, das Medienmaterial deutlich
mehr zu interpretieren. Wenn, nehmen sie potenziell androgyne Wesen
wie Pokémon-Figuren (die meisten sind grammatikalisch
Neutrum) oder CatDog (halb Katze, halb Hund). Eine andere
Strategie ist es, die männlichen Helden einfach auszulassen
und nur das Medien-Setting zu nehmen. Zum Teil erfinden sie weibliche
Fantasiefiguren dazu, die zwar nicht im Medium waren, aber gut in
diese Szenerie gepasst hätten. Insgesamt ist die Zahl der Fantasien
ohne deutliche Medienspuren bei den Mädchen doppelt so hoch.
Fernsehen und Computerspiele bieten für die Fantasien der Mädchen,
in denen sie sich als stark, machtvoll und handlungsmächtig
denken können, zu wenig an. In den Fantasien der Jungen finden
sich Spuren vor allem von actionhaltigen Filmen und Computerspielen,
Informationssendungen oder mythischen Geschichten, in denen Männer
die Helden sind. Die deutlichen Medienspuren in den Fantasien der
Jungen zeugen von ihrer Suche nach Männlichkeitsbildern, die
sie vor allem in den Medien zu finden meinen. Was hier als Mannsein
angeboten wird, ist jedoch oftmals ausgesprochen konservativ und
trägt viel zu wenig zu einer ausbalancierten Identitätsfindung
bei (Winter/Neubauer 2001).
Kulturelle Spuren in den Fantasien
Neben den über die vier Länder
hinweg bestehenden Ähnlichkeiten zeigten sich aber auch Besonderheiten.
So wie Medienspuren in den Fantasien auszumachen sind, so lassen
sich kulturelle Spuren rekonstruieren bzw. die Fantasien vor dem
Hintergrund des Wissens um kulturelle Besonderheiten deuten.
Israel
Bei der Konzeption der israelischen Erhebung
sollte der vielfältigen Bevölkerung der israelischen Gesellschaft
Rechnung getragen werden – mit spezieller Berücksichtigung
des jüdisch-arabischen Konflikts. Daher interviewten wir 53
Kinder – ein Fünftel davon waren arabische Israelis, sowohl
muslimischer als auch christlicher Herkunft. Wir wollten mehr über
die Fantasien von Kindern erfahren, die in einer von Grund auf geteilten
Gesellschaft aufwachsen. In ihrer Alltagswelt erfahren sie lang
anhaltende, gewalttätige Auseinandersetzungen mit wachsendem
Hass und Aggression, die mit dem weit verbreiteten Gefühl der
Verzweifelung und dem Verlust von Hoffnung einhergehen. Entsprechend
erwarteten wir in den Traumwelten der Kinder Hinweise auf ihre Einstellung
gegenüber dieser Situation und die Besorgnis darüber.
Die Analyse der israelischen Ergebnisse bestätigte dies in
einigen Momenten, in anderen brachte sie aber auch einige Überraschungen.
Entgegen unseren Erwartungen fanden wir nur wenige Hinweise auf
die politische Situation.4
Sowohl in den Geschichten der arabischen
Kinder als auch denen der jüdischen Kinder wünschten sich
diese nicht explizit Welten, in denen es keine Terroristenangriffe
gibt, keine Selbstmordattentäter, keine Besetzung und keinen
Rassismus. Nur ein Junge wünschte sich explizit eine Welt ohne
Terroranschläge. Parallel dazu erhielten wir auch keine Geschichten,
in denen Kinder sich als militärische Helden imaginierten,
die Feinde bekämpften oder ihr eigenes Volk verteidigten. Wir
fanden keinerlei jüdische, arabische oder allgemein nationalistische
Symbole in den Fantasien. Es gab keine nationalen Flaggen oder religiöse
Symbole und nahezu keine Erwähnung des Kollektivs – weder in
religiösem noch in nationalistischem Zusammenhang. Der einzige
Hinweis darauf, dass sich die Kinder der Situation bewusst sind
und sich darum sorgen, kam indirekt. Sowohl einige jüdische
als auch arabische Kinder sagten, dass sie keine Fernsehnachrichten
mehr anschauen, da hier so schreckliche Inhalt zu sehen seien. Zum
Teil verdrängen die Kinder die gesamte Situation vermutlich
und schaffen in ihren Fantasien eher eine Art Gegenwelt.
Wie schon erwartet, fanden wir in der Studie
einige Unterschiede zwischen arabischen und jüdischen Kindern.
Durch die geringe Anzahl der Beispiele sollten sie aber eher als
Ideen und Tendenzen gesehen werden. In den Traumwelten jüdischer
Kinder zeigten sich mehr Spuren einer individuellen Orientierung:
"für mich selbst sein," "ganz alleine sein," "unabhängig
sein," "nur Dinge tun, die ich will," "keine Eltern haben, die mir
sagen, was ich tun soll," "niemand ist da, der von mir Disziplin
verlangt." Die arabischen Kinder hingegen schienen mehr am Kollektiv
orientiert zu sein: Sie waren in ihren Traumwelten eher mit anderen
Menschen zusammen, hauptsächlich mit ihrer Großfamilie
oder Freunden. Bei aller gebotenen Vorsicht ließe sich dies
auch durch den Unterschied in den kulturell-gesellschaftlichen Orientierungspunkten
erklären. Bei den jüdischen Kindern sind die Bezugspunkte
eine westlich orientierte, modernisierte Gesellschaft, die mehr
auf Individualität abzielt, während arabische Kinder eher
in traditionellen Strukturen aufwachsen, in denen die Großfamilie
im Mittelpunkt steht und die Verantwortung gegenüber dem Kollektiv
hervorgehoben wird. Ein anderer interessanter, wenn auch schmerzlicher
Unterschied war die Tatsache, dass in den Fantasien arabischer Kinder
der Staat Israel, dem sie ja formell als Staatsbürger angehören,
nicht vorkommt. Hingegen treten ihr eigenes Dorf oder ihre eigene
Stadt sehr wohl mit hohem identifikatorischen Potenzial auf. Dies
legt die Vermutung nahe, dass sie den Staat Israel nicht als etwas
imaginieren, mit dem sie sich identifizieren können.
USA
Der US-amerikanische Teil der Studie wurde
in Urbana, Illinois durchgeführt. Das ist eine mittelgroße
Universitätsstadt im Mittleren Westen mit mittelständisch
geprägter Bevölkerung. Geografisch gesehen ist die Landschaft
dort sehr eben. Es gibt keine größeren Gewässer
in der Nähe. Fantasien über Strand und Wasser waren sehr
häufig, ebenso über Berge. Typische Wunschländer
sind also oftmals durch das geprägt, was Urbana nicht zu bieten
hat – der Name, der in diesem Kontext häufiger fiel, war Kalifornien.
Weiter war auffällig, dass in den US-amerikanischen
Fantasien im Verhältnis häufiger Kinofilme eine wichtige
Rolle spielten. So erwähnten vier Kinder beispielsweise den
Film Shrek, der während des Erhebungszeitraums gerade
neu in den Kinos angelaufen war. In den USA dienen Filme als ein
Brennpunkt von Aufmerksamkeit für die Medienbedürfnisse
von Kindern. Marketing-Kampagnen zielen darauf ab, bei Erscheinen
eines neuen Films Spannung zu erzeugen – mit Produkteinbindungen
und Promotions, die z.B. durch Fast-Food-Ketten und andere kinderfreundliche
Geschäfte getragen werden, indem speziellen Kindermenüs
Plastikfiguren der Filmfiguren beiliegen. Das ist im Rahmen der
"McDonaldization" (Ritzer 1993) in vielen Ländern so, in den
USA ist die Verbreitung von Fast-Food-Ketten jedoch um einiges höher
und durch die häufige Nutzung von Familien im Alltag von Kindern
bedeutsamer. Über Fernsehwerbung werden die Kinder dazu angehalten,
diese Spielsachen zu sammeln. Auf diese Weise sind die Figuren bereits
vor dem Filmstart allgegenwärtiger Bestandteil der Kinderkultur.
Direkt auf den Kinostart folgt routinemäßig die Herausgabe
als Video. Rund um dieses Ereignis wird wieder eine neue Werbekampagne
angesetzt. Sobald die Kinder das Video des Films erstanden haben,
werden sie es wahrscheinlich wiederholt ansehen. Die Werbung rund
um Filme und die darauf folgende Verfügbarkeit sowie das wiederholte
Ansehen der Filme mag die überaus bedeutende Rolle von Filmen
in den Fantasien der amerikanischen Kinder erklären.
Ein weiterer auffälliger Punkt ist die
Betonung der persönlichen Stärke in den Fantasien. Dies
ist sicherlich in allen Ländern nachzuweisen, in den amerikanischen
Bildern ist es aber deutlicher und durchgängig. Die Vereinigten
Staaten sind eine Gesellschaft, die denjenigen großen Wert
beimisst, die aufgrund ihres persönlichen Einsatzes erfolgreich
sind – und das scheint in einigen Kinderfantasien durch. Amerikanische
Kinder haben in ihren Fantasien Wirksamkeit. Sie bringen
sich selbst in Situationen, in denen sie in der Welt agieren können,
anstatt auf die Welt zu reagieren. Sie sind stark, sie haben alles
unter Kontrolle und geben Befehle. Dies entspricht den kulturellen
Normen und gesellschaftlichen Werten: "Die meisten westlichen Industriegesellschaften
tendieren dazu, aufgrund zahlreicher historischer und kultureller
Hintergründe, individualistische Ziele über kollektive
zu stellen. Entsprechend werden Spuren der Unabhängigkeit und
selbstbewusstes Vorgehen an Individuen allgemein geschätzt
und direkt von den Eltern dieser Gesellschaften unterstützt."
(De Loache und Gottlieb, 2000, S.13) Unabhängigkeit und Selbstvertrauen
werden unterstützt, nicht Verbundenheit mit anderen oder Selbstverleugnung.
Es ist nicht nur in Ordnung, unterschiedlich zu sein (innerhalb
bestimmter Parameter), es ist gut, sich von der Menge abzuheben.
Diese Werte scheinen durch in den Fantasien der amerikanischen Kinder,
in denen die Individualität der Kinder und ihre Kompetenz hervorgehoben
und gefeiert werden.
Südkorea
Bei den koreanischen Bildern fällt zunächst
ihre besondere Gestaltung auf. Viele Bilder sind mit Hintergrundfarbe
gemalt, nutzen intensive, strahlende Farben. Dies hat sicher auch
etwas mit den zur Verfügung stehenden Malwerkzeugen zu tun.
Es ist aber auch tiefer kulturell verwurzelt. Zum einen müssen
koreanische Kinder – wie asiatische Kinder allgemein aufgrund der
Schriftzeichen – früh in gezielten und exakten Mal- und Zeichentechniken
geschult werden. Der Hintergrund ist aber noch tiefer in den traditionellen
Wurzeln zu suchen, die im heutigen Korea nach wie vor lebendig sind
und Identitätsbildung und Alltagskultur prägen.
Gegen Ende des 2. Jh. v. Chr. drang der Konfuzianismus
in Korea ein und wurde dort weltanschaulich führend. Die philosophische
Lehre hat auf das Leben, Denken und Handeln der Bevölkerung
Koreas einen tiefgreifenden Einfluss genommen und war Staatsdoktrin
im Königreich bis Anfang des 20. Jahrhunderts. Bis heute noch
haben die Strukturen der koreanischen Familien und Alltagssitten
sowie Bildungs- und Erziehungswesen in Südkorea ihre Grundlagen
in den Normen und Werten der konfuzianischen Ethik und in ihrer
vom Konfuzianismus geprägten Kultur.
Die wichtigste konfuzianische
Grundlehre sowie die Prinzipien sind:
- Anpassung an die Welt
- Halten von Ordnung und
Konventionen
- Unterordnung der menschlichen
Gesellschaft unter die himmlische Ordnung
Die konfuzianischen
Prinzipien der Ethik sind:
- Ungleichheit im Status
aller Menschen
- Erziehbarkeit aller Menschen
- Notwendigkeit des Verzichts
auf individuelle Freiheit zugunsten sozial-emotionaler Sicherheit
Fünf Regeln für
das Ordnen der zwischenmenschlichen Beziehungen in Staat und Gesellschaft
sind:
- Loyalität zwischen
Untertan und Obrigkeit
- Ehrfurcht, Achtung, Ergebenheit
in der Eltern-Kind-Beziehung
- Strikte Trennung der Rollen
von Mann und Frau
- Rangunterschiede durch
Respekt und Ehrerbietung der Jüngeren vor den Älteren
- Vertrauen und Wertschätzung
unter Freunden
In der koreanischen Gesellschaft genießen
akademische Bildung und Elite-Universitäten hohes Ansehen.
Die Gelehrten nehmen im Allgemeinen eine gesellschaftlich bevorzugte
Stellung ein und bilden den Beamtenstand. Bei der Auswahl der Besten,
der Elite, findet heute eine rigorose Leistungsauslese im Bereich
der Bildung statt. Entsprechend hoch ist die Bemühung der Eltern,
ihren Kindern eine gute und Erfolg versprechende schulische Bildung
zukommen zu lassen. Neben dem Schulunterricht ist privater Zusatzunterricht,
mit einer entsprechenden finanziellen Bürde für die Eltern,
nahezu selbstverständlich. Das seinem Ursprung nach positive
konfuzianische Erbe, dass jeder (und jede) bildbar sei und Bildung
genießen sollte, führte einseitig interpretiert in der
modernen Konkurrenz-Gesellschaft zu einem starken Leistungsdruck
für Kinder und Jugendliche. In den Fantasien finden sich davon
Spuren, beispielsweise in der expliziten Erwähnung des Leistungsdrucks,
dem die Kinder entkommen möchten. So möchte das Mädchen
Hyon’ah Kim (Fall 05) in die USA fliegen, weil es glaubt, dass die
Kinder in den USA oder in anderen Ländern nicht so viel lernen
müssen. Oder der Junge Seyong Chung (Fall 18), ein Musterschüler,
möchte in einer Welt leben, in der er ohne den Leistungsdruck
der Erwachsenen leben kann. Schule als unangenehmes Moment, das
die Kinder betont aus ihrer Traumwelt ausschließen möchten,
gibt es in den anderen Ländern auch. In Korea ist es jedoch
explizit der Druck (nicht die Schule als Ganzes), welchen die Kinder
erwähnen. Während die einen dem Leistungsdruck entfliehen
wollen, haben andere ihre Verantwortung für stets gute und
saubere Arbeit verinnerlicht. Das Mädchen Young’son (Fall 12)
fantasiert selbst in ihrem Traumland eine Uhr, die ihr bestätigt,
dass sie die von ihr geforderten Leistungen erbracht hat und sie
dafür lobt.
Ein anderes Moment, in dem sich das kulturelle
Erbe des Konfuzianismus widerspiegelt, ist das hohe Gruppenbewusstsein.
Was nachvollziehbar macht, warum sich koreanische Kinder nur sehr
verdeckt in Fantasien als besonders darstellen. Es ist jedoch nicht
nur die Konfuzianismus-Tradition, die sich als kulturelle Besonderheit
in den Fantasien der Kinder zeigt. Im Vergleich zu den anderen drei
Ländern finden sich hier deutlich mehr Medienspuren von Computerspielen.
Hintergrund ist das enorme Interesse an Multimedia in Südkorea.
Computer und Multi-Media-Ausstattungen sind in allen Klassenzimmern
selbstverständlich. In der Erziehung wird das besondere Potenzial
von Multimedia betont und Eltern und ErzieherInnen fördern
die Computernutzung der Kinder. Inwieweit hier eine Generation von
Vielnutzern entsteht, die mit der Faszination Computerspiele nicht
immer umgehen kann, wird gesellschaftlich ignoriert. Vor allem für
die Jungen scheint hier Reflexionsbedarf.
Deutschland
Auch in der deutschen Erhebungsgruppe gab
es Spuren, die sich als besonders bezeichnen lassen. So finden sich
zum Beispiel Tiere in allen Ländern in den Fantasien der Kinder,
besonders häufig jedoch bei den deutschen Kindern. In über
70% aller Fantasiebilder der deutschen Stichprobe sind Tiere zu
sehen und spielen eine bedeutsame Rolle. Sie sind Symbole für
eigene Anteile, symbolisieren das Gefühl der eigenen Bedrohtheit,
verkörpern den Wunsch nach Verbundenheit – lieb zu haben und
liebgehabt zu werden – oder Stärke zu gewinnen.
Für deutsche Kinder entsteht jedoch
auch ein besonderer moralischer Konflikt, der sich in den Fantasien
widerspiegelt: Sie stehen zwischen Tierliebe und dem Verzehr von
Fleisch. In ihrer Fantasiewelt finden sie Wege, wie sie mit diesem
Konflikt umgehen können. Sie klären andere Menschen auf
oder rechtfertigen, warum sie zwar Fleisch essen, aber Tiere trotzdem
mögen und diese geschützt werden sollten. In diesen Kontext
passt auch ein Thema, das in verhältnismäßig vielen
Fantasiewelten von deutschen Kindern eine Bedeutung hat: der Umweltschutz.
Jungen und Mädchen imaginieren, wie sie Räume schaffen,
in denen Tiere ungestört leben können. Sie möchten
umweltfreundliche Wagen fahren und grenzen sich gegen andere (Fantasie-)Länder
ab, die keine umweltfreundliche Industrie haben. Neben Natur- und
Umweltsendungen trägt hier vermutlich vor allem der Lehrplan
in Grundschulen seine Früchte. Kinder wollen in ihrer Fantasie
aktiv die Natur schützen, Müll vermeiden und umweltfreundlich
handeln. Dabei sind diese Fantasieelemente deutlich mit Macht- und
Kompetenzfantasien verbunden. Diese Verknüpfung ist ausgesprochen
erfreulich. Hier durch mehr symbolisches Material eine Unterstützung
anzubieten, wäre gesellschaftlich wünschenswert.
Eine weitere Auffälligkeit in der bundesdeutschen
Stichprobe findet sich bei den Mädchen, von denen vergleichsweise
viele in ihrer Fantasie den Handlungswunsch "eigenständig und
selbstbestimmt handeln" in das Zentrum stellen. In den symbolischen
Ausdruckformen zeigt sich dabei ein regionaler Unterschied: Mädchen
im Norden der Republik nutzen für diesen Handlungswunsch häufig
Pferde als symbolisches Material, bayerische Mädchen das Königinnen-
bzw. Prinzessinnen-Motiv. Beides ist sicherlich in ihrem regionalen
Umfeld mitbegründet – im Norden gibt es schlicht und ergreifend
mehr Pferde; in Bayern sind Schlösser und Mythen, zum Beispiel
um Sissi, sehr viel präsenter.
Pädagogische Einschätzung
In dieser Studie boten wir Kindern Räume
zum Fantasieren an und untersuchten, inwieweit sich in dem Imaginierten
Medien- und kulturelle Spuren wiederfinden. Hierbei wird deutlich:
Kinder haben (auch heute) eine reiche Fantasiewelt. Sie formulieren
sie zum größeren Teil mit erkennbare Medienspuren, zum
Teil aber auch ohne sie.
Fernsehen, das auch für die Fantasien
von Kindern Leitmedium ist, kann Material für die Fantasie
sein, wenn es die Themen, Erfahrungswelt und Aneignungsmuster der
Kinder trifft und sie nicht unangemessen überfordert. Dies
gilt nicht nur für bestimmte Genres und Formate oder ob das
Medium Fiktion oder Non-Fiktion erzählt. Medien liefern aber
auch Deutungsmuster, die für die Kinder und ihre Lebenslage
nicht immer angemessen und zu ihrem Vorteil sind. So zeigten sich
in der Studie Problembereiche bei den Geschlechterrollen oder der
Vorstellung von anderen Völkern.
In einem Fall in Dresden fantasierte
ein Mädchen, wie es den "Dummen", gemeint sind Afrikaner, Wissen
und Ware aus Deutschland mitbringt. Sicherlich werden derartige
Vorstellungen vor allem durch das soziale Umfeld geprägt. Die
Medienspuren verweisen aber auch auf Tierdokumentationen, in denen
eben oft die "unwissenden Afrikaner" Tiere unnötig töten
oder ihnen Schaden zufügen. Die "guten und gescheiten" Weißen
(hier Deutsche) decken dies auf und bringen den "Afrikanern" bei,
wie es richtig geht. Das Mädchen nimmt die Deutungsmuster auf,
gibt ihr dies doch Handlungsmöglichkeiten und -spielräume.
Sie wird zur deutschen Missionarin. So subjektiv sinnhaft das auch
ist, schafft es medienunterstützt Stereotypen und Vorstellungen,
die mit einer (national geprägten) Hierarchisierung einhergehen.
Medien allgemein, insbesondere aber die für Kinder, müssen
hier dringend reflektierter mit ihren Klischees umgehen.
Ein anderer problematischer Aspekt ist, dass
Fernsehen in der Fantasie auch Wünsche eröffnet bzw. der
Wunscherfüllung einen Namen geben kann. Durch die gerade im
privatrechtlichen Fernsehen gegebene enge Verknüpfung von Fernsehen
mit dem Werbe- und Lizenzmarkt besteht hier die Gefahr, Kaufwünsche
mit Freiräumen zu verwechseln und Kinder eben nur noch als
kaufkräftige KundInnen zu sehen.
Nicht zuletzt bleibt zu bedenken, dass Fernsehen
an sich eine leicht zugängliche und für einige Kinder
dauerhafte Beschäftigung ist. Singer (u.a. 1999) arbeitete
aus ihren Forschungen heraus, dass dauerhafter Fernsehkonsum (im
Sinne von VielseherInnen) die Fantasieräume auch limitieren
und negative Rückmeldungen aus dem konkreten Umfeld die Fantasietätigkeit
einschränken können. Bisher nicht thematisiert wurde,
dass Fernsehen als Aktivität selber eine intensive Erfahrung
ist. Durch die andauernde Rezeption des erlebnisintensiven Mediums
können genau die Räume, die für die Entwicklung und
Weiterführung der Fantasien notwendig wären, auch verloren
gehen. Hier ist Medienkompetenz gefragt, die eben auch heißt,
abschalten zu können. Neben medienkompetenten Kindern braucht
es aber auch medienkompetente ErzieherInnen und Eltern, und das
nicht nur bei der angemessenen Fernsehnutzung. Erwachsene brauchen
mehr Kompetenzen für das Verständnis der Fantasieäußerungen
von Kindern – werden sie mit oder ohne Medienspuren artikuliert.
Im Sinne Singers wäre es zudem für die Kinder sicherlich
hilfreich, wenn auch Erwachsene sich Fantasien offen zugestehen.
Fernsehen hat eine nicht zu unterschätzende
Bedeutung für die Fantasie. Es kann die Fantasie fördern,
wenn Kinder und ihre Eltern medienkompetent mit den Inhalten, der
Fernsehdauer und den Gesprächen, die auch Fernsehspuren enthalten,
umgehen können – und wenn Produzierende sich ihrer Verantwortung
bewusst sind und Kinder nicht ausnutzen, sondern sie in ihrer Vielfältigkeit
ernst nehmen und fördern.
ANMERKUNGEN |
1Die Auswertung
der Kinderzeichnung orientierte sich an dem Vorgehen von Norbert
Neuß u.a. 1999. Aus dem Interview wurde, die subjektive
Sinnperspektive nachvollziehend, aus den Einzeläußerungen
der Kinder eine Geschichte formuliert, die möglichst dicht
an den Originalzitaten der Kinder bleibt und das hervorhebt, was
ihnen besonders wichtig war.
2Handlungswünsche
stehen dem bisher in der deutschsprachigen medienwissenschaftlichen
Forschung üblichen Begriff "handlungsleitende Themen" (Bachmair
1982, Charlton/Neumann-Braun 1986, auch Theunert 1996, Neuß
1999 etc.) nahe. Leider fehlt es derzeit jedoch an einer breit
angelegten Systematik des Begriffs und der Analyseebenen. Daher
entschlossen wir uns für eine kleinere, dicht am empirischen
Material bleibende, deskriptive Auswertungsperspektive und Begriffsfindung.
3Wir möchten
Ruth Etienne Klemm noch einmal ganz herzlich für die Unterstützung
bei der Rekonstruktion dieses Falls danken.
4Die Erhebung
fand zu einem Zeitpunkt nur wenige Monate nach dem zweiten Aufstand
in den palästinensischen Gebieten statt. Das heißt
noch vor der vollen Eskalation der derzeitigen Krise und dennoch
in einer weiteren Periode der Angst und Aggression in der Geschichte
des Staates Israel.
Die Studie erscheint in deutscher Sprache
2003 im KoPäd Verlag, München.
LITERATUR |
Bachmair, Ben: Alltagsthemen
und Fernseherlebnisse – Wie Grundschulkinder Fernseherlebnisse
verarbeiten. Praxis Schulfernsehen, 7/1982/67, S. 4.
Bachmair, Ben: Abenteuer
Fernsehen. München: Deutscher Taschenbuch Verlag 2001.
Charlton, Michael; Neumann-Braun,
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Götz, Maya: Männer
sind die Helden. Geschlechterverhältnisse im Kinderfernsehen.
TelevIZIon, 12/1999/1, S. 35-38.
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and radio experimentally compared: Effects of the medium on imatination
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1981.
Greenfield, Patricia; Farrar,
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experimental comparison of the effects of radio and television
on imagination. Journal of Applied Developmental Psychology, 3/1986/7,
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Kluge, Susann: Empirisch
begründete Typenbildung. Zur Konstruktion von Typen und Typologien
in der qualitativen Sozialforschung. Opladen: Leske u. Budrich
1999.
Kelle, Udo: Empirisch begründete
Theorienbildung. Zur Logik und Methodologie interpretativer Sozialforschung.
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Livingstone, Sonia; Bovill,
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Neuß, Norbert (Hrsg.):
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Psychologie, Ursache, Umgang. Weinheim u.a.: Beltz 2001.
Ritzer, George: The McDonaldization
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DIE
AUTORINNEN |
Maya Götz, Dr. phil., ist wissenschaftliche
Mitarbeiterin im Internationalen Zentralinstitut für das
Jugend- und Bildungsfernsehen (IZI), München.
Dafna Lemish, Dr. phil. ist Senior
Lecturer im Department of Communication an der Tel Aviv University,
Israel.
Amy Aidman, Dr. phil., ist Lecturer
an der University of Urbana-Champaign, IL, USA.
Hyesung Moon, Dr. phil., lehrt am
Department of Education der Yonsei University in Seoul, Südkorea.
INFORMATIONEN |
Internationales
Zentralinstitut
für das Jugend-
und Bildungsfernsehen
IZI
Tel.: 089 - 59 00 29 91
Fax.: 089 - 59 00 23 79
eMail: izi@brnet.de
internet: www.izi.de
COPYRIGHT |
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für das Jugend- und Bildungsfernsehen (IZI) 2000-2002
Nachdruck oder Vervielfältigung, auch auszugsweise, nur
mit ausdrücklicher Genehmigung des Herausgebers!
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