Dr. Maya Götz
Die Bedeutung von Daily Soaps im
Alltag von 10- bis 15-Jährigen
Seifenblasen zwischen "leicht verdaulicher
Unterhaltung" und "ein Raum für sich"
Die meisten Daily Soaps bieten Heranwachsenden
eher klischeehafte Projektionsflächen, in denen sie ihr Lebensgefühl
(GZSZ) oder ihre Lebenseinstellung (Marienhof) wiederfinden.
Bei Schloss Einstein können Mädchen und Jungen
Konkretes für die Bearbeitung ihrer Themen finden.
Einleitung
Weltweit sind
sie im Programm zu entdecken, Daily Soaps und Telenovelas, die täglich
gesendeten Endlos-Serien. Neben den kurzen, offenen Handlungssträngen
und typischen Erzählformen wie dem "Cliffhanger", sind es vor
allem die Ästhetik, die Art der Kameraeinstellungen und Beleuchtung
und die schauspielerische Darstellung, die uns schon auf den ersten
Blick erkennen lassen: Das ist eine Soap. Der phänomenale Erfolg
des Genres ist nicht ganz einfach nachzuvollziehen. Die Figuren
der Soap sind stereotyp, die produktionsästhetische Qualität
liegt weit unter dem sonstigen Niveau und die Dialoge sind flach
- vor allem flach gespielt. Inhaltlich geht es scheinbar um Alltagsprobleme
junger Menschen, die sich analytisch schnell als überzogene
Katastrophen und Schicksalsschläge herausarbeiten lassen, die
alles andere als alltäglich sind. Qualität – oder das,
was man üblicherweise darunter versteht – kann es also nicht
sein, was täglich mehrere Millionen Menschen vor den Bildschirm
lockt. Vor allem die 10- bis 15-jährigen Mädchen sind
von dem Genre begeistert. Fast gespenstisch muten die Top 50 des
letzten Jahres an, in denen sich 46-mal das Format Gute Zeiten,
schlechte Zeiten findet (vgl. van Eimeren in diesem Heft).
Warum sind ausgerechnet 10- bis 15-jährige
Mädchen derart begeistert von dieser Sendung? Wie integrieren
Kinder und Jugendliche die Soaps in ihren Alltag und welche Funktionen
kommen dem Genre zu? Welche Unterschiede gibt es in der Rezeption
zwischen den Daily Soaps Gute Zeiten, schlechte Zeiten (RTL),
Marienhof (ARD), Verbotene Liebe (ARD) und Unter
Uns (RTL) und wie ist die Rezeption von zwei in der Dramaturgie
potenziell ähnlichen Formaten wie Schloss Einstein und
Big Brother einzuschätzen?
Hier setzt die Studie des Internationalen
Zentralinstituts für das Jugend- und Bildungsfernsehen (IZI)
"Bedeutung von Daily Soaps für Kinder und Jugendliche" an.
Ausgangspunkt ist die Rezeption der vier deutschen Daily Soaps durch
Kinder und Jugendliche (6 bis 19 Jahre). Ergänzt wird dies
durch einen Vergleich mit der Aneignung zweier Formate, die ästhetische
Ähnlichkeiten aufweisen und ebenfalls zum Erhebungszeitraum
täglich gesendet wurden: die Kinder-Weekly Schloss Einstein
und die Real-Life-Soap Big Brother.
Methode und theoretische Einbettung
Theoretisch eingebettet ist das Projekt in
einen lebensweltlich orientierten Ansatz. Medienaneignung wird dabei
als ein aktiver und subjektiv-sinnhafter Prozess verstanden, der
als Bedeutungskonstitution beschrieben werden kann. Hierbei verbinden
sich die individuellen Themen der Menschen, ihr sozialer Kontext
und ihre individuelle Biographie mit dem spezifischen Medium in
seinen intertextuellen Einbindungen (vgl. Bachmair 1996). Was die
Menschen sich aus dem Medienarrangement herausnehmen und wie sie
es in ihre Fantasien und Deutungsmuster einbauen, ist im Einzelfall
durch die Rekonstruktion der Sinnzusammenhänge möglich.
Hierbei wird zunächst den mit der Rezeption verbundenen subjektiv-thematischen,
interaktiven und situativen Funktionen nachgegangen. Wie nutzt das
Kind oder der/die Jugendliche das Medienarrangement zur Bearbeitung
der eigenen Themen? Welche Bedeutung kommt der Rezeptionssituation
und der Folgekommunikation zu? Die so herausgearbeiteten individuellen
Sinnzusammenhänge werden fallvergleichend unter Einbeziehung
u.a. von Medienanalysen reflektierend interpretiert. Die entstehenden
Facetten der Medienaneignung zeigen typische Aneignungsmuster und
lassen zumindest eine erste Einschätzung der Bedeutung des
Genres für Kinder und Jugendliche zu (zur Methode vgl. Götz
1999).
Im Mittelpunkt der Studie steht eine Befragung
von 401 Kindern und Jugendlichen zwischen 6 und 19 Jahren. In strukturierten
Befragungen mit offenen Fragen wurden ihnen Räume geboten,
ihre Perspektive, ihre Fantasien und Wünsche sowie die Einbindung
der Serie in den Alltag zu artikulieren. Bei 184 der Jüngeren1
(6-13 Jahre) wurde die Befragung in einem ca. 45-minütigen
Einzelinterview durchgeführt.2
Die Älteren bekamen die gleichen Fragen (mit leichten sprachlichen
Veränderungen) als Fragebogen zugeschickt und füllten
diesen selbstständig aus. Die Stichprobe wurde bundesweit erhoben
und berücksichtigt unterschiedliche Schularten. Sie ermöglicht
in manchen Bereichen eine vorsichtige quantitative Einschätzung,
insgesamt ist das Forschungsprojekt jedoch qualitativ orientiert.
Die für ein qualitatives Projekt hohe Fallzahl bietet die Möglichkeit
von Teilauswertungen z.B. in Bezug auf bestimmte Altersgruppen,
geschlechterspezifische Fragestellungen und einzelne Formate (s.
Tab. 1).
Tabelle 1: Die Stichprobe
|
Gesamt-
summe |
Geschlecht |
Alter |
Mädchen |
Jungen |
6-9 |
10-12 |
13-15 |
16-19 |
Gute
Zeiten, schlechte Zeiten
|
170 |
153 |
17 |
26 |
50 |
63 |
31 |
Marienhof
|
97 |
82 |
15 |
3 |
15 |
42 |
37 |
Unter Uns
|
11 |
11 |
0 |
0 |
0 |
3 |
8 |
Verbotene Liebe
|
30 |
24 |
1 |
3 |
3 |
8 |
18 |
Summe
Daily-Soaps |
308 |
270 |
38 |
30 |
68 |
116 |
94 |
begleitende Fälle
|
Schloss Einstein
|
40 |
30 |
10 |
20 |
19 |
1 |
0 |
Big Brother
|
53 |
18 |
35 |
13 |
25 |
13 |
2 |
Summe Erhebung
|
401 |
318 |
83 |
63 |
112 |
130 |
96 |
Die Auswertung der Befragung fand auf mehreren
Ebenen statt:
- Der Schwerpunkt lag auf einem fallrekonstruktiven
Vorgehen. Zu 200 der 401 Befragungen wurden von PsychologInnen
und PädagogInnen qualitative Einzelauswertungen angefertigt,
die der individuellen Bedeutung der Soap und ihrer Einbindung
in den Alltag nachgehen.3Für
die anderen 201 Befragungen wurde eine Kurzauswertung angefertigt.4
Fallkontrastierend wurden anschließend Ähnlichkeiten
und Unterschiede in der Mensch-Medien-Beziehung herausgearbeitet
und soweit möglich die subjektiv voreingenommene Sinnperspektive
und thematische Funktion rekonstruiert.
- Antwortvergleichend wurden die situative5
und interaktive6 Funktion
sowie die subjektiv entstehenden intertextuellen Muster7
untersucht.
- Auf der Basis medienanalytischer Untersuchungen
zu den Figuren der vier deutschen Daily Soaps8
wurde der individuellen Aneignung der Figuren9
sowie formatvergleichend den jeweils mit der Sendung verbundenen
Wünsche und Fantasien10
nachgegangen.
- Die Auswertung der Befragung fand zudem
quantifizierend statt, d.h. die Aussagen wurden so weit wie möglich
codiert.11 Die so
gewonnenen Aussagen sind nicht repräsentativ und die Reliabilität
ist nur bedingt gegeben, da es sich um offene Fragen handelt.
Dennoch eröffnet diese Auswertung einen ersten quantitativen
Überblick, der m.E. für die weitere qualitative Auswertung
hilfreich sein kann.
- Mit einer gezielten medienpädagogischen
Perspektive wurden auffällige Interviews mit Grundschulkindern
ausgewertet (vgl. Tilemann).
- Zur Verortung der Ergebnisse und Erweiterung
der Perspektive wurden zudem weitere Teilprojekte durchgeführt.
Um auch die Position derjenigen einzuschätzen, die diese
Serien nicht regelmäßig sehen, fanden 23 nach Geschlecht
getrennte Gruppendiskussionen und 10 Morgenkreisgespräche
mit insgesamt 392 Grundschulkindern statt. Da im Gesamtprojekt
die Mädchen im Vordergrund stehen, wurden, um sich speziell
der Bedeutung von Soaps für Jungen zu nähern, neben
der Stichprobe sechs weitere Lebensweltanalysen durchgeführt
(vgl. Winter in diesem Heft). Zur Unterstützung der Auswertung
wurden zudem Zusammenfassungen aller Handlungsstränge der
vier Daily Soaps und von Schloss Einstein angefertigt12
und eine Untersuchung zu den derzeit aktiven Soap-Fan-Clubs erstellt.13
Typische Aneignungsmuster der Soap
In der Auswertung der 308 Befragungen von
regelmäßigen Daily Soap-Sehenden zeigte sich vor allem
eines: Es gibt nicht die eine Bedeutung von Soaps im Alltag
von Kindern und Jugendlichen, denn die Bedeutungszuweisung ist hochgradig
individuell. Für Kinder und Jugendliche stehen die spektakulären
Handlungsstränge, einzelne Figuren, die "Philosophie" der Soap
oder die Stars der Sendung im Vordergrund. Die Mensch-Medien-Beziehungen
kann von ausgesprochen empathisch bis distanziert sein. Bei aller
Unterschiedlichkeit zeigen sich dennoch strukturelle Ähnlichkeiten,
und aus den Einzelfallauswertungen lassen sich 10 Cluster typischer
Medienaneignung herausarbeiten. Hierfür wurden mit der Vergleichsdimension
Mensch-Medien-Beziehung Ähnlichkeiten in jeweils im Vordergrund
stehenden Aneignungsmustern zu Gruppen (Cluster) zusammengefasst.
Bezogen auf die jeweiligen subjektiv-thematischen Funktionen lassen
sich diese typischen Aneignungsmuster unter den folgenden Oberbegriffen
einordnen: I. Unterhaltung und Information, II. Widerspiegeln der
eigenen Vorstellung und III. Fehlendes in der eigenen Lebenswelt
medienspezifisch auffüllen bzw. überdecken. Die Grafik
1 gibt einen Überblick, wobei jeder Punkt für eine Einzelfallauswertung
steht. Die typischen Aneignungsmuster werden im Folgenden kurz beschrieben,
anhand prägnanter Aussagen und eines typischen Falls veranschaulicht
sowie medienpädagogische Einschätzungen ausgeführt.
Grafik 1:
I. Die Daily Soap als
Unterhaltung, Information und Ratgeber
Die Mensch-Medien-Beziehung muss nicht zwangsläufig
durch hohe Involviertheit gekennzeichnet sein. Viele Kinder und
Jugendlichen, die regelmäßig Daily Soaps sehen, nutzen
dieses Genre als leichte Unterhaltung und zur Information. Oftmals
geht dies mit einer hohen Ritualisierung und besonderer Bedeutung
der situativen und interaktiven Funktion einher. Die Kinder und
Jugendlichen nutzen die Soap häufig subjektiv-thematisch als
Unterhaltung, in der sie sich eine interessante Welt ansehen. Dies
bedeutet jedoch keinesfalls, dass sie die (individuell interpretierten
Inhalte) nicht in ihre Konstruktion von Wirklichkeit einbeziehen
oder als Ratgeber nutzen.
"Da gibt es
jeden Tag immer wieder was Neues": Ansehen von spektakulären
Handlungssträngen, Liebe und Harmonie
Ein medienanalytisch immer wieder hervorgehobenes Kennzeichen
der Soap Opera sind ihre spektakulären Handlungsverläufe,
von denen in den einzelnen Sendungen mehrere parallel laufen und Ende
der Sendung mit einem Cliffhanger abbrechen (z.B. Frey-Vor 1996).
Für alle Kinder und Jugendlichen, die sich auf dieses Genre einlassen,
sind diese Momente wichtig, aber nur selten der eigentliche Grund,
die Serie über viele Jahre jeden Abend anzuschalten. Für
die meisten sind sie eher die Basis für ein Interesse an dem
Genre und ein leicht zu artikulierendes Argument, um sich und anderen
zu erklären, warum man die Soap eigentlich sieht. Es gibt jedoch
auch eine Gruppe von Kindern und Jugendlichen, für die in dem
Ansehen und Verfolgen der spektakulären Handlungsstränge
die Hauptattraktion des Genres liegt.
Erika ist eine 15-jährige Realschülerin
und sieht seit 1½ Jahren jeden Abend "Gute Zeiten, schlechte Zeiten".
Sie sieht sich aus einem tendenziell erfüllten Alltag mit
Pferden heraus am Abend mögliche Problembereiche weiblicher
Jugendlicher an, mit denen sie selbst konfrontiert werden könnte.
Inhaltlich stellt sie die für sie realistischen Problemlagen
vor allem der Figur Rhea Harder in den Vordergrund und genießt
die Pferde-Szenen. Erika sieht sich zum Abschluss eines mit Naturerlebnis
und sozialer Einbindung verbundenen Tages die Sendung mit Interesse
an. Aus einer eher erfüllten Welt heraus nutzt sie das abendliche
Ritual, um potenziell auf sie zukommende Ereignisse anzuschauen.
Die Soap wird zum Fenster in eine andere Welt.
Diese potenziell eher distanzierte Mensch-Medien-Beziehung
zeigt sich in unterschiedlichen Varianten. So steht für einige
Kinder und Jugendliche (über alle Altersgruppen mit einem deutlichen
Schwerpunkt auf Verbotene Liebe ) das Ansehen und Nachvollziehen
der oftmals komplizierten Liebesbeziehungen im Vordergrund; bei
Grundschulkindern zeigt sich Entsprechendes mit Konzentration auf
die harmoniebetonten Momente der Serie.
Medienpädagogisch ist diese Aneignungsform
im Vergleich eher unproblematisch, eine Bedeutung der allabendlich
präsentierten Inhalte für die Konstruktion von Wirklichkeit
kann jedoch nicht ausgeschlossen werden. Wenn beispielsweise die
11-jährige Janina beschreibt: "Da sind Leute, die spielen Sachen,
die es im normalen Leben auch gibt, z.B. Intrigen, Schwangerschaften,
dass einer Seelenspaltung hat mit 2 oder 3 Persönlichkeiten",
so greift sie hier vor allem Genrekonventionen auf, vermischt diese
aber auch mit ihrem Konzept von Wirklichkeit und dem, was "normal"
ist (vgl. Tilemann).
"Man kann sich
viel Rat holen": Themen und Probleme werden als Lernprogramm genutzt
Kinder und Jugendliche haben oftmals das Gefühl, die Themen
der Soap seien nützlich für sie und bieten ihnen Informationen
über Krankheiten, Randgruppenprobleme und soziale Zusammenhänge.
Der 13-jährigen Julia beispielsweise gefällt am Marienhof
besonders gut, "dass man auch etwas lernt: Ich wusste vor dem Thema
mit Hannah zum Beispiel nicht, was HIV-Positiv ist". Neben dieser
Sachinformation nutzen einige Kinder und Jugendliche die Soap regelrecht
als Ratgeber für schwierige Situationen:
Die 15-jährigen Saskia und Tanja
beschreiben, wie sie den "Marienhof" ganz gezielt als Hilfestellung
für Problemsituationen nutzen:"Ich überleg manchmal,
wie eine Figur jetzt in dem Augenblick handeln würde."(Saskia),
"Manche Situationen treten auch bei einem selber im Leben mal
auf, dann versucht man es, wie damals im ‚Marienhof‘ zu steuern."
(Tanja)
Bei den Mädchen dieser Gruppe (Tendenz
ab 10 Jahren) steht das Gefühl, Hilfestellung für konkrete
Problemstellungen und Situationen zu erhalten und Handlungsmöglichkeiten
zu gewinnen, im Vordergrund ihrer regelmäßigen Soap-Rezeption.
Subjektiv-thematisch kommt der Soap die Aufgabe zu, über Zusammenhänge
zu informieren und spezielle Problembereiche verständlich und
nachvollziehbar zu machen.
Lisa ist 13 Jahre alt und geht in die
7. Klasse eines Gymnasiums. Sie erklärt "Gute Zeiten, schlechte
Zeiten": "Es gibt viele Schauspieler. Jeder hat bestimmte Aufgaben
in seiner Rolle. Diese Soap will den Kindern die Realität
erklären. Was es alles im Leben gibt und wie man damit klar
kommt." Lisa genießt es, dass bei "Gute Zeiten, schlechte
Zeiten":"meistens alles real ist.", denn hier "wird das Leben
nachgespielt, z.B. manche Leute kriegen Krebs oder Bulimie. Das
ist auch gut, weil die meisten haben Vorbilder und mit den Vorbildern
wird das alles besser erklärt."
Lisa hat das Gefühl, mit der Soap "die
Realität" erklärt zu bekommen, indem Krankheiten wie Krebs
oder Bulimie "nachgespielt" werden. Mit einer erstaunlichen Selbstverständlichkeit
entlarvt sie, dass es sich hierbei um ein produziertes Angebot handelt,
das für sie quasi einen gezielten Lehrauftrag hat. Sie formuliert
sogar eine Rezeptionsannahme, indem sie Lernen in der Soap als durch
"Vorbilder" vermittelt beschreibt. Lisa kann also nicht als überwältigtes
Opfer beschrieben werden, sondern wendet sich, wie viele Kinder
und Jugendliche, gezielt an die Soap, um Informationen zu erhalten
und Zusammenhänge erklärt zu bekommen. Scheinbar zeigt
ihr Gute Zeiten, schlechte Zeiten auch "was es im Leben so
gibt". Die Darstellungen sind jedoch klischeehaft überzogen,
Problemlagen werden bei Gute Zeiten, schlechte Zeiten eher
in einer Alltagstheorie als durch intensive Recherche aufgearbeitet
und, wenn überhaupt, nur oberflächlich gelöst. Zudem
werden in der Daily Soap nur bestimmte Themen und diese dann zyklisch
immer wieder mit ähnlichen Personenkonstellationen umgesetzt
(vgl. Baranowski). Information wird also nur über bestimmte,
spektakuläre Ausschnitte von Welt gegeben und dann in einer
spezifischen Stereotypisierung. Die Serienrealität ist überdramatisiert,
trifft vielleicht eine "emotionale Realität" der Kinder und
Jugendlichen, jedoch nicht deren konkrete Problemlagen. Insofern
taugen sie eventuell als Projektionsfläche, konkrete Hilfestellung
bieten sie jedoch nicht wirklich.
"Wenn´s vom
Drehbuch her Ungereimtheiten gibt, wird herzhaft gelacht."
Distanz als Selbstdarstellung / Distanzierung als Chance
Einige Jugendliche, die regelmäßig die Serie sehen, distanzieren
sich betont von der Soap, indem sie die Produktion und schauspielerische
Leistung hervorheben und sich deutlich als kritische RezipientInnen
positionieren. Wenn Lilly (14 Jahre) über ihre Gute Zeiten,
schlechte Zeiten-Rezeption erzählt: "Wenn‘s vom Drehbuch
her Ungereimtheiten gibt, wird herzhaft gelacht", nutzt sie einen
Distanzierungsmechanismus, indem sie die Soap als etwas sieht, was
von Menschen hergestellt wird und das sich beurteilen lässt.
Dies eröffnet für diese Jugendlichen die Chance, sich aus
einer gewissen Distanz heraus Probleme anzusehen, Zusammenhänge
zu verstehen und sich trotz eigener (intellektueller) Einschätzung
für das Genre zu begeistern.
Alida ist 14 Jahre, geht in die 8. Klasse
eines Gymnasiums und sieht "seit über 5 Jahren" "Gute Zeiten,
schlechte Zeiten". Es ist für sie "garantiert leicht verdauliche
Unterhaltung". Mit ironischem Unterton beschreibt sie "Gute Zeiten,
schlechte Zeiten" als "dilettantisch gemacht, aber gerade deshalb
eine ungemein unterhaltende Serie über Teens und Twens, die
ein Alltagsleben vorgaukelt, wie es unrealistischer nicht sein
könnte. Wie gesagt deshalb unterhaltend, und durch die kalkulierte
Mischung verschiedener Charaktere ist für jeden Geschmack
auch eine Modenschau enthalten." Inhaltlich passiert "alles, was
im wahren Leben nicht passieren würde. Als Basis ‚Alltag‘
einer Gruppe junger Leute mit Herz und Schmerz, gut gewürzt
mit Abenteuern (Schatzsuche, Mörderjagd) aller Art. Schnelle
Abfolge von Problemen, meist nach Schema F: Woche 1 - Problem
wird auffällig, Woche 2 - Situation eskaliert, Woche 3 -
Problemlösung, Woche 4 - keiner erinnert sich mehr an die
Existenz dieses Problems." Alida präsentiert sich hier mit
einer hohen Genrekompetenz und hat Spaß, sich "Gute Zeiten,
schlechte Zeiten" auch mit Distanz anzusehen. Sie hat Freude an
der Entlarvung, ohne dabei die Begeisterung zu verlieren.
Genrewissen und Entmystifizierung eröffnen
"garantiert leicht verdauliche Unterhaltung" insbesondere über
die "trashigen" Momente des Formats. Dies bedeutet jedoch nicht
automatisch, dass die Inhalte nicht Teil der Konstruktion von Wirklichkeit
werden (vgl. Tilemann).
II. Widerspiegeln der
eigenen Vorstellung
Viele Kinder und Jugendliche haben das Gefühl,
sich in Figuren, Stil oder Grundhaltung der Daily Soaps wiederzufinden.
Aus einem eher positiveren Alltagserleben heraus wenden sie sich
allabendlich an das Genre und fühlen sich von dem Gezeigten
bestätigt.
"Sie ist wie
ich": Wiederfinden und bestärken durch eine spezielle Figur
Bei einer relativ großen Gruppe von Mädchen
und einigen Jungen liegt die wichtigste Bedeutung der Mensch-Medien-Beziehung
der Soap in einer Spiegelfunktion. Diese Kinder und Jugendlichen
(Schwerpunkt Mädchen 11 bis 16 Jahre) haben das Gefühl,
sich in einer spezifischen Figur wiederzufinden und geben Aussagen
wie "Sie ist wie ich" (13-jährige Vanessa über Lee vom
Marienhof) oder "Sie ist fast genauso wie ich" (Ronja, 15
Jahre, über Marie aus Gute Zeiten, schlechte Zeiten).
Auf der Grundlage einer zumeist positiven Einstellung zum eigenen
Sein erkennen sie sich wieder und fühlen sich bestärkt.
In ihrer Selbstbeschreibung kennzeichnen sich diese Kinder und Jugendlichen
oftmals mit denselben Worten, mit denen sie ihre bewunderte Figur
belegen.
Auffällig in diesem Cluster ist das
häufige Auftreten der Figur "Marie" aus Gute Zeiten, schlechte
Zeiten. Sie scheint in der Kombination von (stereotypem) mädchenhaften
Schönheitsideal mit selbstbewusstem Auftreten - und der Handlungseinbindung
als die kompetente Macherin, der aber auch peinliche Missgeschicke
passieren können - für Mädchen eine attraktive Projektionsfläche
zu bieten. Die 12-jährige Antonella beschreibt dies mit den
Worten: "Marie sieht hübsch aus, ist ein kleines Vorbild, ist
witzig und macht viele Patzer". Oftmals ist dieses Sich-Wiederfinden
in einer spezifischen Figur mit einem bestimmten Lebensgefühl
eng verbunden.
Nelly ist 14 Jahre alt und besucht die
8. Klasse des Gymnasiums einer Stadt. Sie bezeichnet sich selbst
als "crazy girl" und liebt es, auf Achse zu sein. Sie hat viel
Spaß auf Parties und beim Klamottenkauf, treibt viel Sport,
geht tanzen, fährt gern Fahrrad und Inlineskates. Am meisten
an "Gute Zeiten, schlechte Zeiten" begeistert sie die Figur Marie:
"Ich finde sie so toll, weil sie immer so cool drauf ist, tolle
Klamotten trägt und immer eine ausgeflippte Frisur hat."
In sie kann sie sich "am besten hineinversetzen, sie ist auch
ein crazy Teenager wie ich." Nelly findet sich mit ihrem Lebensgefühl
eines "crazy Teenagers" in "Gute Zeiten, schlechte Zeiten" wieder.
In ihrer positiven Einstellung zu sich, ihrem Körpererleben
und Körperpräsentieren fühlt sie sich durch die
Figur Marie unterstützt.
Diese Kombination von "immer so cool drauf",
"tolle Klamotten" und "immer eine ausgeflippte Frisur" hat auch
ihre Tücken. Neben der Notwendigkeit von genügend freiverfügbarem
Kapital, begrenzt dies auf die Attraktivität für andere
(vgl. hierzu auch Permien in diesem Heft). Dies können (und
wollen) viele 10- bis 15-Jährige vermutlich nicht durchschauen.
Die Figur Marie wird für sie zur idealisierten Repräsentantin
eines Lebensstils, wie sich erlebnisbetontes Mädchen-Sein gestalten
kann. Die Soapfigur Marie scheint im Vergleich zu den sonst inszenierten
Stereotypen auch durchaus eine aktive, selbstbestimmte junge Frau,
die engagiert und kompetent agiert. In Konsequenz ist sie aber oftmals
diejenige, die nur auf das Handeln anderer reagiert, die mit Katastrophen,
die ihr geschehen, umgeht. Insofern ist sie dann doch nur bedingt
selbstbestimmt. Ihre Handlungen bleiben im Detail - den Format-Konventionen
entsprechend - flach und klischeehaft. Vielleicht bietet sie gerade
deshalb für erstaunlich viele Mädchen eine Projektionsfläche,
die aber eher Styling-Tipps als konkrete Orientierungshilfen geben.
"Was genau zu
mir passt": Sich in dem Lebensgefühl (ästhetisch) wiederfinden
Für eine ganze Reihe von älteren Kindern
und Jugendlichen stehen das Lebensgefühl und der (Lebens-)Stil
der Soap im Mittelpunkt. Hierbei sind es weniger bestimmte Figuren
oder spezifische Handlungsstränge, sondern die Atmosphäre,
die Thematisierung potenzieller Jugendthemen und das Casting der
Soap. In diesem Cluster sind vor allem Gute Zeiten, schlechte
Zeiten-Sehende (Schwerpunkt 12 bis 14 Jahre) und in weit geringerem
Maße ältere Jugendliche, die regelmäßig Verbotene
Liebe sehen. Sie finden sich mit ihrem jeweiligen (Lebens-)Stil
wieder und orientieren sich explizit an Trends, Mode und Styling
der Soap. Eine entsprechende Vermutung führten bereits Göttlich
und Nieland aus medienanalytischer Sicht aus und stellten diese
theoretisch in den Kontext von Arbeiten zur Individualisierung,
Erlebnisorientierung und Lebensstilforschung (Göttlich / Nieland
1998, 1999).
Julenka ist 12, geht in die 6. Klasse
einer Hauptschule und sieht seit "ungefähr 3 oder 4 Jahren"
"Gute Zeiten, schlechte Zeiten". Sie selbst beschreibt sich als
Jugendliche und sieht die Soap als Darstellung alltäglicher
Geschichten Jugendlicher: "Da sind Jugendliche, das geht um Liebe,
Streit, es geht auch um Trennung und so was." Ihr gefällt
besonders gut, "dass das Jugendliche spielen. (...)" und Marie
ist ihre Lieblingsfigur, "weil die ist so jugendlich, die gefällt
mir, die ist gut drauf." Auch bei der Figur Kai gefällt ihr
die jugendliche und coole Art: "Kai, der ist mehr der Jugendliche,
das mag ich auch so, mehr so cool drauf, so." Sie hat das Gefühl,
Jugendlichkeit und jugendrelevante Themen stehen bei der Serie
im Mittelpunkt. Sie findet ihre Vorstellungen wieder und orientiert
sich an gezeigten Frisuren und Kleidung.
Die 10- bis 15-Jährigen dieses Clusters
nehmen die Serie als gezielt für sie als Jugendliche gestaltet
wahr. Es entsteht das Gefühl, die Trends und Lieder würden
genau ihr Lebensgefühl ausdrücken. Mit dem Besitz von
entsprechendem Merchandising und CDs lässt sich ein Stück
dieses scheinbar genau getroffenen individuellen Lebensgefühls
nach außen zeigen. Insbesondere das Medienarrangement "Gute
Zeiten, schlechte Zeiten" wird zum "eigenen" Stil als Konkretisierung
der eigenen Identität. Die Anknüpfung an die dort gezeigten
Trends und Moden und die Nutzung des Medienarrangements sind theoretisch
eine Form der ästhetischen Aktivität (Willis 1992). Bei
aller Faszination der jugendkulturellen Eigenaktivität darf
hierbei nicht übersehen werden, dass sich die Medien- und Ereignisarrangements
nicht originär an den Interessen der Kinder und Jugendlichen
orientieren, sondern in einer klaren Marktlogik das anbieten, was
sich gut verkauft. Die 10- bis 15-Jährigen sind hier in erster
Linie Kundinnen.
"So ist es richtig":
Ideale wiederfinden
In den Soaps werden Vorstellungen vom Umgang von
Menschen miteinander inszeniert. Auf der Basis fester Freundschafts-
und Bekanntenkreise werden mögliche Umgangsweisen mit Problembereichen
vorgeführt. Dabei zeigen sich die deutschen Soaps in einer
potenziell liberalen Grundeinstellung zu Themen wie Homosexualität
oder HIV-Infizierung und einer an politischer Korrektheit orientierten
Haltung. Für einige Jugendliche liegt hier der zentrale subjektive
Gewinn, denn sie erkennen sich mit ihren Idealen wieder. Die Kinder
(Tendenz 9 bis 13 Jahre, GZSZ-Sehende) und Jugendliche (Tendenz
14 bis 19 Jahre, Marienhof-Sehende) in diesem Cluster finden
ihre Ideale in der Soap symbolisiert. Sie haben das Gefühl,
hier wird das gezeigt, was sie sich selbst in ihrer Umwelt wünschen,
was sie vermissen und versuchen, bestärkt durch die Soap, bewusst
umzusetzen oder einzufordern.
Sabine ist 14 Jahre und sieht seit 2
Jahren "Marienhof" sowie "Verbotene Liebe", "Unter Uns" und "Gute
Zeiten, schlechte Zeiten". An ihrer Lieblingssoap "Marienhof"
gefällt ihr besonders, "dass auch Dicke und Behinderte mitspielen
dürfen und nicht nur schlanke (bzw. gesunde) Leute! Und dass
man zeigt, was für Schwierigkeiten auftreten, wenn man behindert
ist oder so!" Sie selber ist "ziemlich klein" und engagiert sich
für Tierheimtiere. Im "Marienhof" findet sie die Art symbolisiert,
wie mit körperlichen Abweichungen vom Ideal umgegangen werden
kann. In der Art, wie dort Probleme abgearbeitet werden, findet
sie sich mit ihrer sozialen Einstellung wieder. Für Sabine
hilft die Soap, sich mit ihren Themen auseinander zu setzen und
ihre eigenen Ideale weiter auszubauen.
Insbesondere der Marienhof mit der
Betonung eines liberalen Umgangs mit Randgruppen eignet sich für
dieses Wiederfinden von Idealen. Hier werden scheinbar die Probleme,
die z.B. Menschen mit Behinderungen haben, inszeniert und so Einblick
und Verständnis geweckt. Trotz löblicher Recherche, bleibt
die Darstellung jedoch weiter hinter der Komplexität der real
auftretenden Problembereiche zurück. Vermittelt wird vor allem
eine politisch korrekte Haltung als "Philosophie" des Marienhofs.
Tatsächlich bleiben es aber Klischees, in denen die Kinder
und Jugendlichen sich mit ihren Idealen wiederfinden, die sie jedoch
nur sehr bedingt ausdifferenzieren können.
III. Fehlendes im eigenen
Leben medienspezifisch auffüllen bzw. überdecken
Für einige Kinder und vor allem Jugendliche
steht in der Aneignung der Daily Soap eine Art von Ausgleichs- oder
Ersatzfunktion im Vordergrund. Dies können eher unproblematische
Freiräume als Ergänzung einer sonst durchaus erfüllten
Alltagswelt sein, in der die Soap zum Resonanzboden für Gefühle
oder parasoziale Beziehungen und Schwärmerein wird. Die Soap-Rezeption
wird dazu genutzt, emotionale Leere, selbsterlebte Defizite oder
problematische soziale Bedingungen zumindest für eine Zeit
aufzufüllen bzw. zu überdecken.
"Ich denke und
fühle voll mit": Soap als emotionaler Resonanzboden
Die Emotionalität der Soap ist für viele
regelmäßige Soap-Rezipierenden wichtig. Die Spannung
in den spektakulären Handlungsentwicklungen, die großen
Katastrophen und Dramen, die sich im Leben der Protagonierenden
abspielen, legen eine emotionale Einbindung nahe:
Miriam, 14 Jahre, ist seit über
6 Jahren "Gute Zeiten, schlechte Zeiten"-Fan: "Eigentlich lache
und weine ich oft, da ich in tragischen oder lustigen Momenten
so denke und fühle wie die jeweilige Figur."
Die 13-jährige Silke sagt über
ihre Lieblingsserie "Marienhof": "Sie spiegelt meine Gefühle
wider und das, was ich denke und fühle."
Weinen und Lachen vor dem Fernseher gehören
zur normalen Soap-Erfahrung. Fast 3 von 5 der Kinder und Jugendlichen
geben an, sie hätten schon einmal herzhaft gelacht und über
die Hälfte beschreiben, wie sie bei besonders dramatischen
Inszenierungen, beispielsweise dem Tod von Andy aus Gute Zeiten,
schlechte Zeiten, geweint haben.
Für einige Mädchen (vor allem ab
14 Jahren) steht das Mitfühlen im Mittelpunkt ihrer Aneignung.
Sie steigen auf die spektakulären Handlungsstränge ein
und fühlen mit den Protagonierenden mit. Subjektiv-thematisch
wird die Soap, wie schon erwähnt, zum Resonanzboden für
eigene Gefühle, die sie sich oftmals im sonstigen Alltag nicht
zugestehen.
Katinka ist 14 Jahre und geht in die
8. Klasse eines Gymnasiums. Ihre Eltern sind beruflich erfolgreich
und sie hat zwei ältere Brüder (20 und 32 Jahre). Seit
ca. 5½ Jahren sieht sie "Gute Zeiten, schlechte Zeiten", was ihre
Eltern eher als "Zeitverschwendung" abtun. Katinka selber verfasst
Gedichte und beschreibt sich als "ehrlich, oft aber auch zickig"
und vor allem aber als gute Freundin, die "sehr gut zuhören
und trösten kann". Ihre eigene sensible und emotionale Art
findet sie in der Soap wieder. Sie sagt von sich, sie könne
sich "mit einer Person (Marie) identifizieren", weil sie "witzig,
hübsch, spontan, ehrgeizig ist und Selbstvertrauen hat".
Und fühlt in der Sendung "voll mit". Sie lacht "eigentlich
bei jeder Sendung" und weint bei verschiedenen Szenen und Geschichten.
Die Soap ermöglicht ihr einen Resonanzboden, der "lustig
und traurig zugleich" ist, und würde sich noch "mehr Gefühle
und Emotionen" in der Soap wünschen. Aus einem Alltag, der
von kognitiver Anregung von Erwachsenen geprägt ist, nutzt
Katinka die Soap als etwas, was sie sonst in ihrer Umgebung zu
wenig hat: Zeit und Raum für Gefühle. Für Katinka
bietet die Soap einen Raum, in dem sie sich mit ihren Emotionen
wahrnehmen kann.
Dies kann zur Alltagsbewältigung einen
wichtigen Beitrag leisten und mithelfen, schwierige Zeiten zu überbrücken.
Zu wünschen wäre den Kindern und Jugendlichen allerdings,
dass sie diese Resonanz auf sich in ihrer sozialen Umgebung erfahren
und es genügend Raum dafür gäbe, sich zu spüren
und auszudrücken. Der allabendliche Rückzug in die Soap
kann so zum emotionalen Lückenfüller werden, der an den
real existierenden Problemen vorbeigeht und entsprechend nur bedingt
etwas ändert.
"So wäre
ich gerne": Anhand einer Figur (unerreichbare) Idealvorstellungen
entwickeln
Bei einer Reihe von Kindern (Tendenz bei 11-jährigen
Gute Zeiten, schlechte Zeiten-Sehenden) und Jugendlichen
(Tendenz 16- bis 17-jährige Marienhof-Sehende) steht
eine oder zwei Figuren im Mittelpunkt ihrer Begeisterung. Im Unterschied
zum Cluster "Sie ist wie ich", kennzeichnen sie sich in ihrer Selbstbeschreibung
genau konträr zu der Figur, die sie bewundern. Häufig
steht dies in Verbindung mit einem selbst erlebten Defizit und dem
Gefühl von Unzulänglichkeit und Überforderung. Der
allabendlichen Soap-Rezeption kommt hierbei eine Ersatzfunktion
zu.
Kevin ist 11 Jahre alt, beschreibt sich
als klein und schüchtern und geht in die 4. Klasse der Grundschule.
In der Peer-Group fühlt er sich allein, "denn keiner redet
mit mir". Jeden Abend sieht er seit 4 Jahren "Gute Zeiten, schlechte
Zeiten" zusammen mit seiner alleinerziehenden Mutter. In der Soap
bewundert er vor allem Kai und Moritz: "Kai, der ist cool und
Moritz, weil er groß ist und gut aussieht." Mit ihnen wäre
er gerne befreundet und "würde genau das Gleiche machen,
was die zwei in der Soap machen: Quatsch und Blödsinn." Könnte
er mitspielen, wäre er Kai und würde machen: "das, was
er macht." "Gute Zeiten, schlechte Zeiten" übernimmt für
Kevin – in der Gemeinsamkeit und Übereinstimmung mit der
Mutter – eine Ersatzfunktion für gewünschte Erfahrungen
von (männlicher) Gemeinschaft und Anerkannt-Sein. Die Figur
Kai mit ihrer frechen, draufgängerischen Art wird zum Bild,
wie er gerne wäre, das aber (derzeit) für ihn unerreichbar
bleibt.
Während bei den Jungen die Figur Kai
Wunschfantasien zu eröffnen scheint, ist dies bei den 10- bis
15-jährigen Mädchen die Figur Marie – hierbei eher
auf das Aussehen und ihre Akzeptanz bezogen.
Conny, 14-jährige Realschülerin,
sieht seit über 4 Jahren "Gute Zeiten, schlechte Zeiten"
und "Unter Uns". Sie schreibt: "Ich würde so gerne Marie
sein aus ‚Gute Zeiten, schlechte Zeiten‘. Ich würde gerne
so aussehen wie Marie."
Dieses Erleben eines eigenen Defizits ist
bei Mädchen oftmals mit einer betont kritischen Selbstbeschreibung
gekoppelt.
Sanja ist 13 Jahre und sieht regelmäßig
"Unter Uns". Sie beginnt ihre Selbstbeschreibung mit den Worten:
"Ich habe meistens Probleme und bin dick, fett, finde ich."
Das allabendliche verlässliche Ritual
beruhigt und überdeckt zumindest für einige Zeit den selbsterlebten
Mangel. Diese subjektiv-sinnhafte Aneignungsform ist jedoch gerade
bei Mädchen, die zu ihrer Erscheinung eine ausgesprochen kritische
Einstellung haben, trügerisch. Denn die Soap inszeniert junge
und einem engen Schönheitsideal entsprechende Menschen, die
mit ganz wenigen Ausnahmen ideal- oder untergewichtig sind. Damit
wird der scheinbare Normalzustand in eine für die meisten kaum
erreichbare Höhe getrieben. Dies verschärft den "Mythos
Schönheit" (Wolf 1994) und lässt die eigene Körperlichkeit
noch defizitärer erscheinen. Mit Figuren wie der Maike aus
Marienhof, einer übergewichtigen aber selbstbewussten
jungen Frau, wird dieses thematisiert. So können sich für
Mädchen nachweislich Chancen und Fantasien von Selbstbewusstsein
und erotischer Attraktivität eröffnen, auch wenn sie über
keine untergewichtige Leiblichkeit verfügen. Dennoch bleibt
Maike nicht nur die zurzeit einzige derartige Figur, sie symbolisiert
durch ihre Abweichung auch ihre Randgruppenrolle und bestärkt
damit, dass sie eben die Abweichung vom Normalen darstellt. Aus
medienpädagogischer Sicht müsste es darum gehen, diese
eng gesetzte Norm zu erweitern und zumindest ansatzweise die realexistierende
Bandbreite von Körperlichkeiten zu berücksichtigen.
"Mit ihm auf
Wolke sieben schweben" und "Es sind alles meine Freunde": Parasoziale
Beziehungen zu den Soap-Figuren
Eine weitere typische Medienaneignungsform ist die
parasoziale Beziehung zu den Medienfiguren. Jugendliche gehen in
ihrer Fantasie eine Beziehung ein, das heißt sie setzen sich
als Person gedanklich in eine freundschaftliche oder erotische Beziehung
zu Figuren der Soap. Eine Variante dieser Mensch-Medien-Beziehung
ist die parasoziale Einbindung in eine Gruppe mit dem Gefühl,
also Teil dieser Gruppe zu sein und dazuzugehören. Für
diese Gruppe vor allem älterer Kinder und Jugendlicher entsteht
das Gefühl, alle Figuren persönlich zu kennen und mit
ihnen befreundet zu sein. Häufiger wird eine einzelne Figur
zur parasozialen Freundin, die jeden Abend zu einem nach Hause kommt
und zu einem hält.
Johanna geht in die 6. Klasse
einer Hauptschule und sieht seit 2½ Jahren "Gute Zeiten, schlechte
Zeiten". Sie interessiert sich vor allem für die Schauspieler:
"Die nehme ich dann meistens als Vorbilder für Frisuren und
so und noch wie sie sich kleiden." An den Figuren gefällt
ihr besonders, "dass sie sehr eng befreundet sind". Ihre eigene
Lebenssituation, die durch einen erneuten
Umzug in eine andere Stadt geprägt ist, überträgt
sie auf die Soap und wäre, wenn sie mitspielen könnte,
mit Marie befreundet: "Dass ich mit der Marie in deren Klasse
wäre, dass ich als neue Schülerin in die Klasse gekommen
wäre." Ihre eigene, unsichere momentane Lebenssituation wird
für sie durch ihre Vorstellung, mit Marie befreundet zu sein
und auf ihre freundschaftliche Hilfe zu hoffen, erträglicher.
Eine andere Variante dieser Mensch-Medien-Beziehung
gehen Mädchen (Tendenz 13 bis 16 Jahre) ein, indem sie in ihrer
Fantasie eine parasoziale Liebesbeziehung mit einer Figur entwickeln.
Sie wählen sich entsprechend ihrer individuellen Themen und
ihres ästhetischen Musters mediale Männerfiguren (in einem
Fall eines homosexuell orientierten Mädchens die Frauenfigur
Billi aus Marienhof) aus und entwickeln in ihrer Fantasie
eine Partnerschaft. Die männlichen Figuren in den Daily Soaps
bieten hier den weiblichen Zuschauern optimale Projektionsflächen.
Sie sind gutaussehend und vor allem beziehungsorientiert.14
Silke ist 15 Jahre, geht in die 9. Klasse
einer Realschule und interessiert sich sehr für Beziehungen.
Seit 4 Jahren sieht sie "Gute Zeiten, schlechte Zeiten". Täglich
unterhält sie sich mit ihrer besten Freundin über "Gute
Zeiten, schlechte Zeiten" und bespricht, wer mit wem zusammen
sein könnte oder wer nicht zusammen passt. Silke erzählt
über sich: "Ich versetze mich auch in die Lage der Schauspieler
und fühle mit ihnen mit. Ich denke auch manchmal das Gleiche
wie sie." Besondere Bedeutung hat für Silke die Figur Chris:
"Ich wäre gern die Freundin von Chris und würde mit
ihm auf Wolke sieben schweben. Wir würden auch Höhen
und Tiefen überwinden, aber wir blieben fest zusammen." Für
Silke wird die Figur Chris symbolisches Material für eine
gelingende (parasoziale) Liebesbeziehung, die sie mit der Freundin
besprechen kann.
Die Fantasie einer erfüllten, dauerhaften
Beziehung, die "auch Höhen und Tiefen" übersteht, ist
den Mädchen nur zu gönnen. Es können hier dringend
benötigte Freiräume eröffnet werden, die helfen,
eigene Ansprüche an Partnerschaft gedanklich zu entwickeln
und zu formulieren. In der Adoleszenz, einer Zeit, die von Ambivalenzen
geprägt ist, von Verunsicherung und mangelndem Selbstvertrauen
bei gleichzeitiger Außenorientierung, kann eine parasoziale
Beziehung den Raum für Hoffnungen und Fantasien aktiver Gestaltung
schaffen, ohne an die Grenzen sozial gelebter Beziehung zu stoßen.
Der Markt nimmt dieses Moment dankend auf und bietet den Mädchen
die entsprechenden erotisch-attraktiven aber nicht sexuell gefährlichen,
knabenhaften Männertypen als Projektionsfläche an. In
der realen sozialen Begegnung ist die Entwicklung einer für
beide erfüllenden Beziehung jedoch immer komplizierter. Die
parasoziale Beziehung schafft hier zwar Freiräume, die idealisierten
und marktgerechten Wunschjungen sind für die reale Beziehungsarbeit
aber nicht immer hilfreich.
"Ich tue alles
für sie": Stars
Bei einigen Mädchen (Tendenz 13 bis 17 Jahre)
steht nicht das, was auf dem Bildschirm ist, im eigentlichen Mittelpunkt
ihrer Begeisterung, sondern die Schauspieler und Schauspielerinnen
dahinter. Sie werden bewundert und erhöht, angeschrieben, angerufen
und auf Fanclub-Events in persona gesehen.
Diana, 14 Jahre und "Marienhof"-Fan,
schreibt: "Judith Hildebrand ist superlieb, offen, ehrlich und
immer bereit für Fotos." "Ich kenne die meisten Schauspieler
privat. Im ‚Marienhof‘ fühle ich mich schon zu Hause."
Ein intimeres Wissen um sie oder sogar ein
Live-Ereignis prägt die gesamte weitere Rezeption. In diesem
Cluster finden sich fast ausschließlich Marienhof-Fans.
Durch Event-Management und semiprofessionelle Fanclub-Organisation
schafft es der Marienhof wie keine andere Soap, das Gefühl
einer persönlichen Verbindung zu den Schauspielern zu bieten.
Subjektiv-thematisch geht dieses Aneignungsmuster für die Jugendlichen
häufig mit Funktionen der Selbsterhöhung und Projektion
eigener Machtfantasien einher. Oftmals verbindet sich dies mit eigenen
Zukunftshoffnungen auf eine Schauspielkarriere. Gerade Soaps eignen
sich hierfür, da sie scheinbar "relativ normale" Menschen massenhaft
zu Stars machen.
Annalena ist 13 Jahre, geht in die 7.
Klasse einer Realschule und sieht seit 1½ Jahren "Marienhof".
Das erste Treffen mit den Stars war für Annalena ein einschneidendes
Erlebnis und zugleich der Beginn ihrer Leidenschaft für den
"Marienhof": "Ich habe bei einer Veranstaltung ein paar ‚Marienhof‘-Stars
persönlich kennen gelernt und war so begeistert von ihnen,
dass ich von da an jeden Tag ‚Marienhof‘ schaue." "Ich habe schon
10 Schauspieler privat getroffen. Ich fand, dass alle davon sehr
nett, lieb und natürlich waren, vor allem zu ihren Fans."
Um sich zu informieren, liest sie regelmäßig die "Marienhof"-Zeitschrift,
ist im "Marienhof"-Fanclub und ihr größter Wunsch ist
es, "alle Schauspieler kennen zu lernen." Für Annalena schafft
die persönliche Begegnung die Grundlage für ihre "Marienhof"-Begeisterung.
Die Schwärmerei für einen Star
ist auf individueller Ebene geeignet, sich durch besonderes Wissen,
Merchandisingartikel oder sogar aufgrund einer direkten Begegnung
aus der Masse herauszuheben und sich als etwas Besonderes wahrzunehmen.
Oftmals haben die Jugendlichen das Gefühl, spezielles Insiderwissen
zu besitzen und die Schauspieler "persönlich" zu kennen (und
zum Teil mit ihnen befreundet zu sein). Merchandisingindustrie und
Serienmagazine nutzen diese Gefühlslage aus und und tun so,
als ob sie Informationen "direkt vom Set" und "ganz privat" vermitteln
könnten. Tatsächlich gewähren sie weder Einblick
in die Privatsphäre noch in den Produktionsalltag. Durch dieses
Vorgehen entsteht der Wunsch nach einer eigenen Schauspielkarriere,
den fast alle Jugendlichen dieser Gruppe formulieren. Als konkrete
Zukunftsperspektive ist dies jedoch weitestgehend illusorisch, denn
hier gehen sie einem geschickt gestrickten Marketingkonzept mit
den Träumen der Mädchen auf den Leim.
Folgekommunikation
und interaktive Funktionen (vgl. Eva-Susanne Vocke)
In der internationalen Soap-Forschung wurde immer
wieder die besondere Bedeutung der Folgekommunikation hervorgehoben
(vgl. u.a. Brown 1994, Harrington/Biely 1995), ein Aspekt, der auch
bei Kindern und Jugendlichen eine ganz wichtige Komponente der Soap-Aneignung
ist. Vier von fünf der Befragten geben an, sich über die
Inhalte auszutauschen. FreundInnen, MitschülerInnen und Geschwister
sind hierbei die häufigsten Ansprechpartner. Der Folgekommunikation
können dabei unterschiedliche Funktionen zukommen: So bietet
das Soap-Gespräch beispielsweise Möglichkeiten, Kontakte
zu Gleichaltrigen herzustellen bzw. sich in Gespräche zu integrieren.
Besteht bereits eine Freundschaft, können die Ereignisse der
Soap als Gesprächsaufhänger dienen, denen eine tiefergehende
Unterhaltung folgt.
Iris, 13 Jahre, sieht regelmäßig
"Gute Zeiten, schlechte Zeiten" und erzählt, sie unterhält
sich "meistens im Pausenhof mit meiner Freundin oder am Telefon.
Wir reden über unsere Lieblingsstars, was am vorherigen Tag
passiert ist und wie es wahrscheinlich weitergeht. Wenn es ganz
spannend aufhört, rufe ich immer meine Freundin an und sage:
Hast Du das gesehen?"
Gleiches gilt für die schriftliche Folgekommunikation:
Der Austausch über Soaps und Lieblingsschauspieler stellt einen
Anknüpfungspunkt dar und wird für die Anbahnung und Gestaltung
von Brieffreundschaften genutzt.
Jo, 15 Jahre, ist seit Jahren begeisterter
"Marienhof"-Fan. Er schildert das so: "Mit meiner Brieffreundin
diskutiere ich per Brief über die Soaps. Unsere Themen sind:
Handlungen, neue Frisuren der Schauspieler..."
In der Interaktion mit anderen spielen Spaß
und Lustiges eine große Rolle. Die Soap-Ereignisse werden
gemeinsam mit anderen nach- und auch neu erlebt: Szenen werden nacherzählt,
imitiert oder im Rollenspiel wiederholt. Kreativität kann zum
entscheidenden Moment der Freundschaftsgestaltung werden, wenn der
Fortgang der Handlung im Gespräch "weitergesponnen" oder im
Rollenspiel weitergespielt wird.
Neben der Gruppenbildung, kommt der Folgekommunikation
eine distinktive Funktion zu. Das Soap-Gespräch ermöglicht
einerseits die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe, wie
den Soap-Sehenden allgemein oder den Marienhof–Fans. Damit
ist andererseits immer auch eine Abgrenzung verbunden, beispielsweise
Marienhof-Fans gegen "GZSZ"-Fans oder Soap-Sehende
gegen Soap-Ablehnende. Distinktion findet hierbei häufig mittels
Genrekompetenz, z.B. durch Wissen über Soap, Schauspieler und
Produktion statt.
Als symbolisches Material zur Verhandlung
von Werten kommt der Soap eine dritte interaktive Funktion zu. Dabei
stellen die gezeigten Handlungen und Figuren symbolisches Material
dar, anhand dessen Werte und Normen diskutierbar werden und das
eine Auseinandersetzung mit kritischen Themen möglich macht.
Soaps bieten inhaltlich neben den gängigen Beziehungsthemen
auch typische Jugendthematiken sowie gesellschaftlich relevante,
kritische Themen an. Die eigenen Meinungen und Vorstellungen von
"richtig und falsch" werden im Rahmen der Folgekommunikation verbalisiert
und mit denen des sozialen Umfelds diskutiert.
Julenka, 12 Jahre, berichtet: "Meine
Freundin, mit der unterhalte ich mich immer, wenn ich bei ihr
gucke oder sie bei mir, und manchmal, wenn was total Schlimmes
passiert oder total Gutes, dann rufen wir uns manchmal an und
reden so darüber."
Für die familiäre Folgekommunikation
kann festgehalten werden, dass Kinder und Jugendliche generell weniger
mit ihren Eltern und Geschwistern sprechen als mit Freunden und
Mitschülern. Die Unterhaltungen über die Soaps mit den
Geschwistern und ihre interaktive Funktion unterscheiden sich jedoch
nicht von denen mit anderen Peers. Auf die Unterhaltungen mit den
Eltern, besonders den Müttern, lassen sich ebenfalls die beschriebenen
interaktiven Funktionen übertragen: Anbahnung und Pflege von
Freundschaft kann hier als Gestaltung familiärer (Eltern-Kind-)Beziehungen
verstanden werden. Die gemeinsame Rezeption (vgl. situative Funktion)
ermöglicht – parallel zur laufenden Soap – eine
Unterhaltung und im Anschluss an die Rezeptionssituation eine Folgekommunikation
im häuslichen Kontext. Gruppenbildung und Abgrenzung durch
Distinktion finden, wie unter den Gleichaltrigen, auch in der Familie
statt. Dabei spielt jedoch die Genrekompetenz eine weniger große
Rolle, als vielmehr die Abgrenzung zu den (der Soap gegenüber
negativ eingestellten) Eltern oder aber die (mit der Mutter) geteilte
Begeisterung für die Soap.
Die 15-jährige Jeanette geht auf
die Sonderschule und sieht seit über 4 Jahren alle Soaps.
Sie berichtet: "Dienstags holt meine Mutter mich ab und dann gehen
wir zu meinem Opa essen und essen dort. Da wird dann stundenlang
über die Soaps ‚Gute Zeiten, schlechte Zeiten‘, ‚Unter Uns‘,
‚Marienhof‘ und ‚Verbotene Liebe‘ gesprochen. Soaps gehören
mittlerweile zu meiner täglichen Portion dazu. Aber auch
meine Mutter, wir reden über das, was wir gut oder schlecht
finden. Beim ‚Marienhof‘ und der ‚Verbotenen Liebe‘ kennt meine
Mutter sich nicht aus. Sie schaut leider ‚Unter Uns‘ und ‚GZSZ‘.
Aber ich habe schon oft versucht, sie zu den anderen zwei Soaps
zu führen. Bisher leider ohne Glück."
Gerade im Mutter-Tochter-Gespräch wird
die Soap zum symbolischen Material, mit dem nicht nur soziale Beziehungen,
sondern auch Werte und vermutlich eigene Probleme (symbolisch) bearbeitet
werden.
"Wenn die Soap
läuft, habe ich für niemanden Zeit. Da bin nur ich und
die Soap": Situative Funktionen
Neben den subjektiv-thematischen Funktionen und den
interaktiven Funktionen kommt der Daily Soap eine nicht zu unterschätzende
situative Bedeutung zu. Denn für Kinder und Jugendliche, welche
eine oder mehrere Daily Soaps als ihre Lieblingssendung bezeichnen,
geht dies mit einer deutlichen Strukturierung ihres Alltags einher.
Die meistgenannte Antwort auf die Frage: "Was hat sich in Deinem
Leben verändert, seit Du die Soap siehst?"15
ist eine selbst wahrgenommene Veränderung der Zeitstruktur:
Valentine ist 10 und sieht seit 2 Jahren "Gute Zeiten, schlechte
Zeiten". Sie erzählt, was sich seitdem in ihrem Leben verändert
hat: "Vorher bin ich im Stall und dann laufe ich immer um halb
acht wie von einer Tarantel gestochen nach Hause."
Bei den Grundschul- und Orientierungsstufenkindern ist die Rezeption
oftmals in die Gemeinsamkeit mit der Familie und ihren Alltagsrhythmus
eingebaut und auch Teil des gemeinsamen Abendbrotessens. Die gemeinsame
Rezeption wird zum Raum für Nähe und Distanz in der Familie.
Eine solche Situation wird auch als Möglichkeiten zum Austausch
von (konträren) Einstellungen und Gedanken genutzt oder aber
bietet Zeit zum wortlosen Rückzug bei gleichzeitiger Gemeinsamkeit.
Dies kann sowohl im gleichen Raum wie auch bei gleichzeitiger Rezeption
in unterschiedlichen Zimmern stattfinden. Mit zunehmendem Alter
steigt die Zahl derjenigen, die sich die Rezeption gezielt ohne
Familie inszenieren. Oftmals vermeiden sie dabei bewusst den Kontakt
zu anderen.
Nina (15 Jahre) beschreibt: "Wenn das Telefon während der
Soap klingelt, gehe ich nicht dran oder beende das Gespräch
sofort wieder, damit ich nichts verpasse."
Eva ist 14 Jahre und sieht "Marienhof"
von der ersten Folge an. Nach eigenen Aussagen hat sie in den
letzten 3 Jahren nicht mehr als 5 Folgen verpasst und zeichnet
zudem alle Sendungen auf Video auf. Sie beschreibt ihre Rezeptionssituation:
"Ich sitze auf dem Sofa (in meinem Zimmer) und jeder in meiner
Familie weiß genau, dass er mich jetzt mal in Ruhe lassen
soll und nicht stören soll, was auch niemand mehr wagt!"
Die allabendliche Soap-Rezeption, häufig
in der Kombination mehrerer Soaps, wird zu einer Zeitspanne, die
die Mädchen für sich einfordern, wie eine Michaela beschreibt:
"Diese gute 1 Stunde ganz für mich – ohne irgendwelche Zwischenfälle".
Die Mädchen gestalten sich die entsprechende Situation, mit
Essenswaren wie Süßigkeiten oder Chips, und nutzen die
Sendezeit als "Raum für sich".
Christel ist 15 Jahre und sieht seit
5 Jahren auch "Marienhof" und "Unter Uns". Ihre absolute Lieblingssoap
ist jedoch "Gute Zeiten, schlechte Zeiten". Inhaltlich interessieren
Christel Natürlichkeit und Authentizität und sie genießt
die Möglichkeit mitzufühlen. Besonders die Romantik
und Liebesbeziehungen interessieren sie, was gut zu ihren derzeit
neuen Erfahrungen passt, denn sie hat gerade ihren "ersten, besten
und guten Freund gefunden". Ihre Eltern sind sich sicher, dass
sie es mit ihrer Soap-Begeisterung übertreibt und haben für
die Begeisterung kein Verständnis. Davon lässt Christel
sich jedoch nicht abbringen. Sie sagt von sich, "dass ich ohne
sie nicht leben kann, und wenn ich sie nicht sehe, dann denke
ich immer, was passieren kann." Jeden Abend erkämpft sie
sich ihren Freiraum. "Ich setze mich in mein Zimmer auf das Bett
und schalte den Fernseher an. Wenn die Soap läuft, habe ich
für niemanden Zeit. Da bin nur ich und die Soap."
Formatspezifische
Besonderheiten in der Rezeption von "Gute Zeiten, schlechte Zeiten",
"Marienhof" und "Verbotene Liebe"16
Insgesamt lässt sich zwischen den 4 Daily Soaps
eine potenzielle Ähnlichkeit in der Aneignung nachweisen, dennoch
zeigen sich formatspezifische Schwerpunkte. In der Rezeption von
Gute Zeiten, schlechte Zeiten steht vor allem Lifestyle im
Mittelpunkt – und die Figur Marie (für die Jungen Kai), die
diesen repräsentiert. Die 10- bis 15-Jährigen genießen
die "Atmosphäre von Jugendlichkeit", finden sich ästhetisch
wieder und nutzen es als Stil. Bei Marienhof ist es vor allem
die liberale Grundphilosophie, die sog. Randgruppen an zentraler
Position inszeniert. Eine weitere besondere Rolle spielen beim Marienhof
die Schauspieler, die hier zu potenziell erreichbaren Stars inszeniert
werden. In der Rezeption von Verbotene Liebe steht schwerpunktmäßig
das Ansehen von Liebe und Beziehung im Mittelpunkt. Insbesondere
Gymnasiastinnen entwickeln eine wahre Freude an ihrer Kompetenz,
die für Außenstehende kaum nachzuvollziehenden Verwicklungen
"verbotener Liebe" in Sinnzusammenhänge zu stellen.
Schloss Einstein:
"Da ist eine Klasse, und die hält immer ganz doll zusammen"
Seit Oktober 1998 strahlen die ARD und der Kinderkanal
ADR/ZDF eine Serie aus, die sich bewusst an das Genre Soap anlehnt:
Schloss Einstein. Um die Schülerinnen und Schüler
der 6. und 7. Klasse eines Internats herum, werden hier in jeweils
3, selten 4 Geschichten mit Kindern für Kinder parallel erzählt
(vgl. Hermann 2000, S. 68). Von den Produzierenden werden sie jeweils
als Abenteuer-, Beziehungs- und Comedystrang gekennzeichnet. (vgl.
Saldecki in diesem Heft). In der Teilstudie zur Rezeption dieser
"Kinder-Soap" wurden Einzelinterviews mit 40 Kindern durchgeführt,
die diese Serie als ihre Lieblingsserie bezeichnen. Zunächst
zeigt sich, dass sowohl in der täglichen als auch in der wöchentlichen
Ausstrahlung Schloss Einstein eine Sendung ist, die Kinder
eher alleine oder mit Geschwistern sehen. Die Haltung der Eltern
gegenüber der Serie wird von allen Befragten als positiv eingeschätzt;
sie sehen die Sendung jedoch nur ganz selten mit. In der Folgekommunikation
entstehen entweder intensive Gespräche – vor allem mit den
Geschwistern –, in denen Handlungen und Vorkommnisse diskutiert
werden, oder Gespräche mit FreundInnen über die lustigen
Momente der Sendung.
Ähnlich wie bei den Daily Soaps die
spektakulären Handlungsstränge, gehört bei Schloss
Einstein der Abenteuerstrang zu den "Basics" der Rezeption.
Das heißt, die Spannung, die die Kinder erleben, wenn eine
Bombe oder ein Schatz gefunden wird, ist für alle wichtig und
ein offensichtliches Motiv, die Sendung zu sehen. Auf tiefer liegender
Ebene stehen die Abenteuer jedoch nur für einige ältere
Grundschulkinder (9 bis 10 Jahre) im Vordergrund.
Für alle Kinder ist es wichtig, dass
Kinder und Jugendliche die Hauptrollen spielen. Für einige
wenige waren ganz spezielle Figuren der Hauptgrund, die Sendung
regelmäßig zu sehen. Ähnlich wie bei den Soaps erkennen
sie sich bei Schloss Einstein in einer Figur wieder. Bei
den Mädchen scheint dies vor allem die Figur Nadine (für
Mädchen 9 bis 10 Jahre) und bei den Jungen Oliver (für
Jungen 10 bis 12 Jahre) zu eröffnen.
Für einige ältere Grundschulkinder
(10 bis 11 Jahre) war Schloss Einstein vor allem deswegen
besonders bedeutsam, weil es ihnen eine eigene Welt bietet. Die
Eltern finden es gut, dass sie die Sendung sehen; sie selbst sehen
sie aber nicht unbedingt mit an. Die Kinder genießen es, dass
Schloss Einstein keine Serie für "ganz Kleine" (genannt:
Teletubbies), keine ausschließliche "Witzesendung"
(genannt: verschiedene Zeichentrickangebote) und nicht "eine Sendung
für Ältere" (genannt u.a. Marienhof) ist. Es ist
eine Serie, die die "Betweens" als gezielt für ihre Altersgruppe
produziert wahrnehmen. Eingebunden in den verlässlichen Kontext
einer Kindermedienwelt haben sie hier etwas speziell für sich
(ähnlich der Atmosphäre von Jugendlichkeit bei Gute
Zeiten, schlechte Zeiten).
Bei dem größeren Teil der 40 Kinder
lässt sich der Umgang mit Schloss Einstein mit den aus
der Aneignung von Daily Soaps entwickelten typischen Aneignungsmustern
nur bedingt beschreiben. Denn im Unterschied zur Soapaneignung nehmen
die Kinder sich aus Schloss Einstein Konkretes heraus. Dies
sind einzelne Handlungsstränge, wie die Geschichte des Jungen
Aram, kleine Geschichten, wie Kinder, die sich heimlich über
den Boden in die bereits laufende Schulstunde schleichen, oder bestimmte
Szenen, wie Oliver, der mit seinem Fahrrad scharf bremst. Diese
Versatzstücke bauen die Kinder in ihre Bearbeitung konkreter
Erlebnisse, Ängste oder Wünsche ein. Diese enge Durchdringung
von einzelnen Handlungssträngen, kleinen Geschichten und Szenen
mit den konkreten Themen der Kinder zeigte sich bei den regelmäßig
Soap-Sehenden nur sehr selten. Die dort erzählten Katastrophen,
Intrigen und Schicksalsschläge sind für die Bearbeitung
der handlungsleitenden Themen eher grobe Projektionsfläche
als konkretes Material.
Medienanalytisch ist dies gut nachvollziehbar,
denn die spektakulären Handlungsstränge der Daily Soap
dienen vor allem zur Inszenierung der Figuren. Die überdramatisierten
Handlungsstränge der Soap sind wie Seifenblasen über einem
festen, verlässlichen Kern. In der Aneignung lassen sich Kinder
und Jugendliche von diesen Seifenblasen unterhalten. Zur Bearbeitung
ihrer Themen nutzen regelmäßig Daily Soap-Sehende jedoch
eher den verlässlichen Kern.
Bei Schloss Einstein projizieren die
Kinder ihre Themen in die einzelnen Szenen, kleinen Geschichten
oder Handlungsstränge. Auch hier lassen sie viel von dem in
der Serie Angebotenen aus, finden beispielsweise den Abenteuerstrang
spannend und lassen sich von ihm unterhalten. An bestimmten Stellen
nutzen sie die Serie jedoch gezielt zur Bearbeitung konkreter Themen.
Vermutlich bieten diese Stellen genau den Resonanzboden, den sie
suchen. Fallvergleichend lassen sich diese Moment unter dem Motiv
"Grundsetting Internat" zusammenfassen. Bei Schloss Einstein
sind Kinder unter sich, müssen gemeinsam ihre Probleme
lösen und ihren Alltag gestalten. Erwachsene bilden nur den
Rahmen und sind manchmal selbst Anlass für Probleme; vor allem
aber stellen sie sicher, dass keine wirklich verletzenden Übergriffe
möglich sind. Kinder, die sich für diese Serie begeistern,
nehmen dies auf. Besonders willkommen sind dabei Geschichten, in
denen Kinder sich zusammenschließen (z.B. gegen Erwachsene)
und dabei die Annäherung an das andere Geschlecht unauffällig
möglich wird. Andere Szenen, die Kinder zur Bearbeitung ihrer
Themen nutzen, sind diejenigen Szenen und kleinen Geschichten, in
denen spezielle Kompetenzen (z.B. Internet, Sport) bewiesen werden.
Das Internats-Setting, zum Teil von den Kindern in den intertextuellen
Kontext zu Harry Potter und Hanni und Nanni gestellt,
symbolisiert vermutlich ein Grundgefühl des Schulkinderalltags.
Im Mittelpunkt der Lebenswelt steht aus der Sicht der Kinder nicht
mehr die Familie, sondern die Auseinandersetzung unter Gleichaltrigen.
Dabei sind die Kinder in ihren Problemen und Erlebnissen auf sich
selber gestellt.
Mehrere Kinder berichteten, sie würden
häufig von Schloss Einstein träumen. Bewegende
Szenen aus der Serie werden hier mit eigenen Ängsten verbunden.
In den Träumen ist Schloss Einstein dabei kein isolierter
Rückzugsraum, sondern ein Ort, an dem die Kinder ihre Probleme
mitnehmen und es ihnen – zumindest im Traum – gelingt, einige Dinge
positiv zu regeln. Insofern liegt die Vermutung nahe, dass Schloss
Einstein, trotz aller offensichtlichen Ähnlichkeit zur
Soap Opera von der Rezeption dichter am Kinderfilm als an der Daily
Soap liegt.
Big Brother: "Ich wäre gerne Zlatko!".
Eines der derzeit meist diskutierten Formate
mit ausgesprochenem Erfolg bei den 10- bis 15-Jährigen ist
Big Brother. Das Grundkonzept der Sendung ist eine nach den
Darstellungsweisen und der Dramaturgie von Soap Operas inszenierte
verhaltens- und persönlichkeitsorientierte Spielshow (vgl.
Mikos et al. 2000, S. 205). Insofern bot es sich an, im Rahmen der
Studie als zweites Vergleichsformat Big Brother mit 53 Einzelinterviews
zur Zeit der 1. Staffel einzubeziehen.17
In der interaktiven und situativen Funktion
zeigten sich zunächst altersspezifische Unterschiede, die an
der Grenze von der Grundschule zur Orientierungsstufe bzw. weiterführenden
Schule deutlich wurden. Für Grundschulkinder ist Big Brother
ein Format, das sie sich regelmäßig mit ihren
Eltern ansehen. Entsprechend sind dies auch die Menschen, mit denen
am häufigsten über die Sendung gesprochen wurde. In der
Orientierungsstufe wird Big Brother dann eher allein oder
mit den Geschwistern gesehen. Zunehmend kommt dem Format interaktive
Funktion zu. "In der Schule haben immer alle darüber geredet
und dann hab ich sie auch mal gesehen." beschreibt die 12-jährige
Marie-Christin. Big Brother muss dabei thematisch nicht übermäßig
interessant sein, aber es ist "Pflicht" in der Peer-Group und wird
deshalb gesehen.
Eine spezifische situative Funktion kam Big
Brother vor allem unter den älteren Mädchen der Stichprobe
zu. Es ist die Verlängerung von Gute Zeiten, schlechte Zeiten.
Oftmals gaben sie sich als Fan beider Serien aus und erzählten,
wie sie direkt im Anschluss an die Soap zu Big Brother umschalten.
Das seit Jahren regelmäßig existierende Ritual um die
Daily Soap wird so um eine Stunde in den Abend hinein verlängert.
Neben den so geschaffenen Kommunikationsanlässen stand für
diese Mädchen die parasoziale Einbindung in die feste Gemeinschaft
im Mittelpunkt.
Von den Aneignungsmustern ist Big Brother
den Daily Soaps strukturell ähnlich, jedoch mit eigenen inhaltlichen
Schwerpunkten. Für den größten Teil der Kinder steht
das Ansehen von Gemeinsamkeit und (inszeniertem) Alltag im Vordergrund.
Bei Big Brother machen Menschen etwas zusammen und haben
gemeinsam Spaß. Die Kinder genießen die lustigen und
freudvollen Momente, die Harmonie und das gemeinschaftliche Lösen
von Aufgaben. Bei aller scheinbaren Harmlosigkeit dieses Aneignungsmusters
darf nicht vergessen werden, dass hier die "totale Überwachung"
als völlig selbstverständlich übernommen wird. Für
einige ältere Kinder steht im Vordergrund, dass hier das "richtige
Leben" gefilmt wird. Schwerpunktmäßig nutzen Jungen dies
zur Entwicklung eines "Stil des Authentischen". Sie finden sich
(in intertextuellen Beziehung zu Stefan Raab und TV total)
ästhetisch wieder und zeigen dies gerne gegenüber anderen.
Ein weiteres typisches Aneignungsmuster ist das "Ansehen" von Männer-
und Frauenfiguren. In der interaktiven Funktion wurde es insbesondere
bei den Jungen zur Gelegenheit, um über Möglichkeiten
des Mann-Seins zu kommunizieren.
Hier passt sich ein Medium in die männliche
Sozialisation ein, indem es Gelegenheiten schafft, über ein
schwieriges Thema zu kommunizieren (vgl. Winter in diesem Heft).
Für Jungen ist derzeit Authentizität und "Normal-Sein"
die entscheidende Orientierungslinie (vgl. Winter/Neubauer 1998,
S. 152). Echt- und Witzig-Sein sind die neuen Ideale (vgl. auch
Zimmermann 1999). Big Brother inszeniert genau diese Authentizität
und das ‚Normal-Sein‘ von Menschen – vor allem von Männern.
Besonders die Figuren Jürgen und Zlatko schienen das Authentisch-
und Witzig-Sein zu visualisieren. Die Figur Zlatko wird zur Personifizierung
von körperorientierter Männlichkeit, Teamgeist und Männerfreundschaft.
Er ist alles andere als perfekt, kann damit aber selbstbewusst leben.
Insofern stand bei einigen Jungen die Entwicklung von (unerreichbaren)
Wunschvorstellungen im Vordergrund der Aneignung. "Ich wäre
gerne Zlatko!" erzählt wie mehrere andere auch der 13-jährige
Mario.
In mehreren Fällen als weitere subjektiv-thematische
Funktion, in einem Fall im Vordergrund, steht das Wiederfinden und
Weiterentwickeln des Deutungsmusters: die Ausgrenzung und Abwertung
unbeliebter Figuren. Das Grundkonzept der Sendung ist eine nach
den Darstellungsweisen und der Dramaturgie von Soap Operas inszenierte
verhaltens- und persönlichkeitsorientierte Spielshow (vgl.
Mikos et al. 2000, S. 205). Nominiert und herausgewählt wird
nicht aufgrund bestimmter spezifischer Fähigkeiten etwa sportlicher
Art oder im Bereich von Wissen oder Geschick, noch spielt das Glück
eine entscheidende Rolle. Hier werden Menschen als Ganzes, d.h.
wegen ihres (inszenierten) Habitus, ihrer Meinungen oder sonstigem
herausgewählt. Für einige – und hier vor allem Jungen
– spielt die Freude an der Ausgrenzung eine wichtige Rolle. Dies
war oft dann der Fall, wenn die Angst vor der Ausgrenzung ein wichtiges
handlungsleitendes Thema war. Big Brother ist für sie
hier doppelt interessant. Es ist im Trend, d.h. die Begeisterung
minimiert die Gefahr, nicht "in" zu sein, und gleichzeitig finden
sie ihr Thema wieder, können es aber aktiv von sich wegleiten,
indem sie selber anfangen, andere (z.B. Manu) auszugrenzen. Dieses
Deutungsmuster, das nicht nur aber auch mit Big Brother entwickelt
wird, hilft hier jedoch auf individueller Ebene nicht. Denn implizit
verstärkt es die Vorstellung, dass die, die nicht im Trend
liegen "raus müssen". Auf gesellschaftlicher Ebene ist dieses
Deutungsmuster ausgesprochen problematisch.
Big Brother ist in der Aneignung relativ
ähnlich der Daily Soap. Während es für die Mädchen
ohnehin oftmals eine Fortsetzung der allabendlichen Gute Zeiten,
schlechte Zeiten- Rezeption ist, eröffnet es für die
Jungen subjektiv-thematische und interaktive Funktionen, die sie
sich mit dem als weiblich konnotierten Format Soap Opera nicht zugestehen
würden.
Die Bedeutung der Daily Soaps für
10- bis 15-jährige Mädchen
Die Hintergründe, warum Mädchen
so massenhaft Daily Soaps nutzen, sind vielschichtig. Zunächst
hängt es mit dem Angebot zusammen. Während im sonstigen
Fernsehprogramm und insbesondere im Kinderfernsehen Männerfiguren
dominieren (vgl. Götz 1999a), ist bei den Daily Soaps das Zahlenverhältnis
von Frauen- und Männerfiguren meist ausgeglichen. Zahlenmäßig
sind sie sogar präsenter als Hauptakteure (Göttlich 2000,
S. 41). Die Soap-Frauen sind meist berufstätig, in einen Freundeskreis
und Liebesbeziehungen eingebunden. Hier spiegeln sich die Orientierung
und die Realität von Mädchen oftmals eher wider als in
den sonstigen Angeboten.
Die besondere Bedeutung des Genres für
Mädchen ist jedoch noch sehr viel tiefer in der geschlechterspezifischen
Sozialisation eingebunden; denn die weibliche Adoleszenz ist eine
ausgesprochen ambivalente Zeit. Sie ist durch den zunehmenden Verweis
auf die eigene Körperlichkeit und erotische Attraktivität
für andere gekennzeichnet. Die Überhöhung eines enggesteckten
Schönheitsideals und gesellschaftliche Missachtung weiblicher
Körperlichkeit (beispielsweise Menstruation), kombiniert mit
den als verunsichernd erlebten Körperveränderungen, führen
zu einem meist überkritischen Verhältnis zum eigenen Körper.
Gleichzeitig ist der Körper derzeit zentraler Punkt der Selbstpräsentation
in der Jugendkultur und Mädchen fordern selbstbewusst ihr Recht
auf freie Körperpräsentation ein. Schnell wird die neue
Freiheit, den Bauchnabel zu piercen und frei zu tragen, zum Zwang,
auch eine entsprechend präsentable Körperlichkeit vorzuweisen.
Neue Freiheiten und alte Reglementierung liegen hier dicht beieinander
(vgl. Stauber 2000, S. 5). Mädchen heute müssen nicht
nur schön und schlank, sondern vor allem selbstbewusst sein
und wissen, wo es hingeht – und das in einer Zeit, die eigentlich
von Verunsicherung geprägt ist. Mädchen gehen mit diesen
Ambivalenzen derzeit scheinbar eher konfliktverdeckend um. "Immer
weniger wird über Probleme gesprochen. Probleme zu haben ist
out" (Stauber 2000, S. 6). Die Mädchen nehmen sich, ihre Wahrnehmungen
und ihr Beziehungswissen aus der Öffentlichkeit heraus in den
Untergrund. Was wirklich bewegt, wird nur noch mit den besten Freundinnen
oder dem Tagebuch besprochen. Die Arbeitsgruppe um Lyn Brown und
Carol Gilligan nennt dieses Phänomen ein wenig pathetisch den
"Verlust der Stimme" (1994), der unter Umständen mit der Unverbundenheit
bzw. Loslösung von den eigenen Wahrnehmungen und Gefühlen
einhergeht.
Hier setzt die Soap an. Inhaltlich wird genau
das inszeniert, was die Mädchen sich nicht mehr zugestehen:
Probleme, die geradezu exzessiv gewälzt und besprochen werden.
In einigen Fällen artikulieren Mädchen, wie sie sich mit
ihren als katastrophal erlebten Problemen symbolisch in den Intrigen
und Schicksalsschlägen der Soap wiederfinden. Dies lässt
vermuten, dass die Soap die eigene, aufgewühlte Gefühlswelt
dieser Zeit symbolisiert. Die Rezeptionssituation, die die Mädchen
sich so gezielt als eigenen Raum erkämpfen, wird zum Resonanzboden,
um sich zu erleben und zu seinen Emotionen in Kontakt zu bleiben.
So angenehm diese Freiräume für
die einzelnen auch sein mögen, aus (medien-) pädagogischer
Perspektive haben sie auch ihre Tücken. Denn der Raum, in dem
die Mädchen sich einrichten, ist durch die Logik des Marktes
vorstrukturiert. Sie werden als Werbekundinnen und Merchandisingabnehmerinnen
verkauft und ihre Begeisterung lässt einen ganzen Printbereich
erblühen (vgl. Kaiser in diesem Heft). Insbesondere Gute
Zeiten, schlechte Zeiten gelingt es, die Kombination von (übergroßen)
Problemen und positivem jugendlichen Lebensgefühl zu inszenieren.
Krönung dieser Kombination ist die Figur Marie. Sie scheint
für viele Mädchen genau das zu symbolisieren, wie sie
sich fühlen und wie sie gerne wären. Marie ist schön,
schlank und selbstbewusst. Sie schafft es, Probleme offen und direkt
zu thematisieren und selbst Peinlichkeiten ohne Einbußen im
Selbstwertgefühl einzustecken. Gerade Mädchen mit einem
positiven Selbstbild finden sich in ihr wieder: "Sie ist fast genau
wie ich."
Diese zentrale Position der Figur zeigt nicht
nur, wie erfolgreich eine Figur aufgebaut und an exponierte Stelle
eines Merchandisingkonzepts gestellt wird. Es zeigt vor allem, wie
sehr Mädchen diese Figuren suchen – Mädchenfiguren, die
nicht nur schön (wie die meisten herkömmlichen Stereotypen)
und stark (wie die "neuen Heldinnen"), sondern auch sozialkompetent,
mal schwach und ungeschickt und trotzdem voller erlebnisorientiertem
Selbstbewusstsein sind. Die Soap-Figur Marie kann hier nur ein Schritt
gewesen sein, denn in Konsequenz bleibt sie immer stereotyp, entwickelt
sich wie alle Soap-Figuren kaum weiter. Deshalb hilft sie den Mädchen
nur wenig, bleibt sie doch plastikhafte Schablone einer 15-Jährigen.
Fazit: Alles nur Seifenblasen?
Aneignung ist individuell unterschiedlich.
Entsprechend lässt sich nicht von der Rezeption oder
der Bedeutung von Soaps bzw. soapähnlichen Formaten
im Alltag von 10- bis 15-Jährigen sprechen. Die Soap-Rezeption
eröffnet Chancen, hat aber auch deutliche Grenzen, beispielsweise
auf individueller Ebene der Alltagsbewältigung, des Selbstbildes
und bei der Konstruktion von Wirklichkeit. Im Vergleich zur Rezeption
von Schloss Einstein zeigt sich, dass die Daily Soaps wenig
Konkretes für die Bearbeitung der eigenen Themen zur Verfügung
stellen, sondern oftmals nur klischeehafte Projektionsflächen
liefern. Im Vergleich mit der Rezeption von Big Brother wird
die besondere Bedeutung impliziter Deutungsmuster noch einmal deutlich,
die sowohl individuell als auch gesellschaftlich als problematisch
einzuschätzen sind. Für Mädchen bietet die Daily
Soap einen Raum, der ihnen Hilfestellung und Rückversicherung
in turbulenter Zeit sein kann. In Figuren wie der Marie Balzer aus
Gute Zeiten, schlechte Zeiten werden gegenüber dem sonstigen
Angebot erweiterte Bilder von Mädchen-Sein angeboten und dankbar
angenommen. Doch bieten derartige, scheinbar innovative Figuren
kaum wirkliche Ausdifferenzierung oder Weiterentwicklung der Problematik,
sondern vor allem stilistische Orientierung, die Mädchen vor
allem als Kundinnen ansieht.
Aus der individuellen Sinnperspektive ist
dies wenig relevant, denn die Soap bietet das, was die Mädchen
suchen: Unterhaltung, Information, Widerspiegeln des eigenen Lebensgefühls
und Werteorientierung. Hier bietet die Daily Soap medienspezifische
Räume als Ersatz für Fehlendes in der eigenen Lebenswelt
und um – überdeckend in schwierige Zeiten – einen "Raum für
sich" einzufordern und zu gestalten. 10- bis 15-jährige Mädchen
lieben ihre Seifenblasen, sie scheinen ihnen Halt zu bieten. Über
Jahre hinweg wird die allabendliche Soap-Rezeption zum festen Anker
in stürmischen Zeiten. Nicht selten bestimmt dieses Genre bereits
ein Drittel ihres Leben die Abendgestaltung. Das bedeutet aber auch,
dass sie nur wenige Alternativen kennen gelernt haben.
ANMERKUNGEN |
1
Sowie HauptschülerInnen bis 15 Jahre
2 Die Aussagen der Kinder
wurden wörtlich mitgeschrieben sowie auf Band zur Kontrolle
und für Nachfragen aufgezeichnet. Bei besonders auffälligen
Interviews wurde das gesamte Interview transkribiert.
3 Durchgeführt in
Zusammenarbeit mit Astrid Klingl M.A., Dipl.-Psych. Zoltan Heger,
Tanja Raabe, Helke Klag, Maike Janssen M.A., Marc Meissner M.A.,
Dipl.-Päd. Ricarda Dröse, Dipl.-Psych. Eva-Susanne Vocke,
Dipl.-Päd. Claudia Topp, Dipl.-Psych. Edith Müller, Sozialwirtin
Uta Fremer,
4 In Zusammenarbeit mit
Astrid Klingl (vormals Graner) M.A. und Dipl.-Psych. Eva-Susanne
Vocke
5Durchgeführt in
Zusammenarbeit mit Helke Klag und Dipl.-Oec. Ole Hofmann
6Durchgeführt von
Dipl.-Psych. Eva-Susanne Vocke
7 Durchgeführt in
Zusammenarbeit mit Maike Janssen M.A. und Dipl.-Oec. Ole Hofmann
8 Durchgeführt von
Genia Baranowski
9 Durchgeführt von
Genia Baranowski
10 Durchgeführt
in Zusammenarbeit Astrid Graner-Klingl M.A.
11 Unter der Leitung
von Dipl.-Oec. Ole Hofmann, Klaus Rummler und Judith Seipold
12Dipl.-Med.Wiss. Axel
Hahn, Dipl.-Med.Wiss. Peter Herrmann, Katja Herzog, Frieder Scheifferle
13 Durchgeführt
von Birgit Taffertshofer
14 Bei "Marienhof"waren
hierfür vor allem die Figuren Nik und Toby sowie Robby, Olli
und Billy für Mädchen attraktiv; bei "Gute Zeiten, schlechte
Zeiten" vor allem die Figuren Chris und – obwohl zum Zeitpunkt der
Erhebung bereits ausgestiegen – Ricky/Olli P. sowie Kai.
15 Bei den per Interview
erhobenen Befragungen wird der Name der entsprechenden Sendung eingesetzt.
16 Durch die geringe
Anzahl von Fällen zu "Unter Uns" lassen sich hierzu keine Aussagen
machen. Bei 11 Fällen kann man nicht von einer theoretischen
Sättigung ausgehen und formatspezifische Unterschiede wären
zu sehr an den einzelnen, individuellen Fall gebunden.
17 Durch die Aktualität
dieser Teilstichprobe wurden Ergebnisse bereits veröffentlicht:
Götz, Maya: Die Funktionen von "Big Brother" für Kinder
und Pre-Teens. In: Beck, Kurt et al.: Big Brother: Inszenierte Banalität
zur Prime Time. Münster – Hamburg – London: Lit-Verlag 2000,
S, 253-270; Zeig mir, wie Du wirklich bist! Was Kinder und Jugendliche
an "Big Brother" fasziniert. In: Das Magazin (im Druck); Gemeinsamkeit
und Ausgrenzung: Die Bedeutung von Big Brother für Kinder.
In: Cippitelli, Claudia; Schwanebeck, Axel (Hrsg.): Pickel, Küsse
und Kulissen. Soap Operas im TV. München: KoPäd 2000 (im
Druck).
LITERATUR |
- Bachmair, Ben: Fernsehkultur. Subjektivität
in einer Welt bewegter Bilder. Opladen: Westdeutscher Verlag 1996,
356 S.
- Baranowski, Genia: Die Figuren der Daily
Soaps "Gute Zeiten, schlechte Zeiten", "Marienhof", "Verbotene
Liebe" und "Unter Uns" und was Kinder und Jugendliche damit machen.
Erscheint in: Götz, Maya (Hrsg.): (Arbeitstitel) Alles nur
Seifenblasen? Bedeutung von Daily Soaps für Kinder und Jugendliche.
München: KoPäd 2001.
- Brown Lyn M.; Gilligan, Carol: Die verlorene
Stimme. Wendepunkte in der Entwicklung von Mädchen und Frauen.
Frankfurt, Main u.a.: Campus 1994, 280 S.
- Brown, Mary Ellen: Soap opera and women’s
talk. The pleasure of resistance. Thousand Oaks, Calif. u.a.:
Sage 1994, 213 S.
- Frey-Vor, Gerlinde: Langzeitserien im
deutschen und britischen Fernsehen. Lindenstraße und EastEnders
im interkulturellen Vergleich. Berlin: Spieß 1996.
- Göttlich, Udo; Nieland, Jörg-Uwe:
Daily Soaps als Kaleidoskop der Individualisierung. In: Latzer,
Michael; Mair-Rabler, Ursula; Siegert, Gabriele; Steinmaurer,
Thomas (Hrsg.): Die Zukunft der Kommunikation. Phänomene
und Trends in der Informationsgesellschaft. Innsbruck u.a.: Studien
Verlag 1999, S. 313-328.
- Göttlich, Udo; Nieland, Jörg-Uwe:
Daily Soaps als Umfeld von Marken, Moden und Trends: Von Seifenopern
zu Lifestyle-Inszenierungen. In: Jäckel, Michael (Hrsg.):
Die umworbene Gesellschaft. Analyse zur Entwicklung der Werbekommunikation.
Opladen: Westdeutscher Verlag 1998, S. 179-208.
- Göttlich, Udo: Zur Entdeckung eines
Genres. Die deutschen Daily Soaps im Fernsehen der 90er Jahre.
In: Texte Sonderheft der Zeitschrift medien praktisch, -/3/2000,
S. 32-44.
- Götz, Maya: Harte Kerle, schöne
Frauen. Entwicklung der Geschlechterstereotypen in Film und Fernsehen.
CD-ROM zu den Medientagen München ’99. Herausgegeben von
der DVB Multimedia Bayern GmbH, München 1999a.
- Götz, Maya: Mädchen und Fernsehen:
Facetten der Medienaneignung in der weiblichen Adoleszenz. München:
KoPäd 1999, 400 S.
- Harrington, Lee C.; Biely, Denise D.:
Soap fans. Pursuing pleasure and making meaning in everyday life.
Philadelphia: Temple University Press 1995, 224 S.
- Hermann, Peter: Schloss Einstein – die
erste Soap Opera im deutschen Kinderprogramm. Diplomarbeit, vorgelegt
am 10.4.2000 an der Hochschule für Film und Fernsehen "Konrad
Wolf" Potsdam-Babelsberg, 149 S.
- Mikos, Lothar; Feise, Patricia; Herzog,
Katja; Prommer, Elizabeth; Veihl, Verena: Im Auge der Kamera.
Das Fernsehereignis Big Brother. Beiträge zur Film-
und Fernsehwissenschaft. BFF Schriftenreihe der Hochschule für
Film und Fernsehen HFF ‚Konrad Wolf‘, Potsdam-Babelsberg Bd. 55,
Berlin: Vistas 2000, 221 S.
- Stauber, Barbara: Starke Mädchen
von Heute leben gefährlich – Mädchenbilder im Wandel.
In: Jugend Nachrichten, 54/9/2000, S. 5-6.
- Tilemann, Friederike: Daily Soaps und
Grundschulkinder: Eine medienpädagogische Einschätzung.
Erscheint in: Götz, Maya (Hrsg.): (Arbeitstitel) Alles nur
Seifenblasen? Bedeutung von Daily Soaps für Kinder und Jugendliche.
München: KoPäd 2001.
- Vocke, Eva-Susanne: Interaktive Funktion
von Daily Soaps. Schloss Einstein und Big Brother für Kinder
und Jugendliche. Erscheint in: Götz, Maya (Hrsg.): (Arbeitstitel)
Alles nur Seifenblasen? Bedeutung von Daily Soaps für Kinder
und Jugendliche. München: KoPäd 2001.
- Willis, Paul: Jugend-Stile. Zur Ästhetik
der gemeinsamen Kultur. Hamburg u.a.: Argumente-Verlag 1991, 200
S.
- Winter, Reinhard; Neubauer, Gunter: Kompetent,
Authentisch und Normal? Aufklärungsrelevante Gesundheitsprobleme,
Sexualaufklärung und Beratung von Jungen. Eine qualitative
Studie im Auftrag der BZgA. Hrsg: Bundeszentrale für gesundheitliche
Aufklärung (BZgA) – Abt. Sexualaufklärung, Verhütung
und Familienplanung, Bd. 14. Köln: BZgA 1998, 386 S.
- Wolf, Naomi: Der Mythos Schönheit.
Reinbek b. Hamburg: Rowohlt 1991, 446 S.
- Zimmermann, P. : Junge, Junge! Theorien
zur geschlechterspezifischen Sozialisation und Ergebnisse einer
Jungenbefragung. Dortmund: IFS-Verlag 1998, 129 S.
DIE AUTORIN |
Maya Götz, Dr. phil., ist wissenschaftliche
Mitarbeiterin im Internationalen Zentralinstitut für das Jugend-
und Bildungsfernsehen, München.
maya.goetz@brnet.de
www.maya-goetz.de
COPYRIGHT |
© Internationales Zentralinstitut
für das Jugend- und Bildungsfernsehen (IZI) 2000
Nachdruck oder Vervielfältigung, auch auszugsweise, nur
mit ausdrücklicher Genehmigung des Herausgebers!
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