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TELEVIZION 36/2023/1

MÄDCHEN UND MINT


EDITORIAL
Der Gender Equality Index gibt seit 2013 jährlich Auskunft darüber, wie weit die Gleichstellung in einem Land der Europäischen Union verwirklicht ist. Während Deutschland 2022 in der Gesamtwertung im Mittelfeld auf Platz 11 steht, belegt es im Teilbereich »Wissen« den viertletzten Platz (Mendel). Einer der zentralen Gründe hierfür ist die geschlechterspezifische Studienwahl. Mädchen drängt es in die Geisteswissenschaften, soziale und helfende Berufsrichtungen, Jungen in die MINT-Bereiche (Götz & Fößel). Die Wahl eines Studienfachs ist dabei Teil eines geschlechts- und herkunftsspezifischen Passungsprozesses, bei dem Mädchen (und Jungen) in ihrem Doing Gender soziale Ungleichheiten aufrecht erhalten (Loge).
Was den Mädchen entgeht, sind zukunftssichere Berufe mit hohem Gehalt. Was uns als Gesellschaft entgeht, ist das kreative Potenzial von Menschen, die als Frau sozialisiert wurden. Schon jetzt ist der Mangel an Fachkräften im MINT-Bereich groß und wird in den folgenden Jahren im Zuge der Digitalisierung und Dekarbonisierung weiter steigen (Plünnecke). Entsprechend notwendig ist es, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen und Wege aus der Benachteiligung von Frauen zu finden. Ursachen hierfür liegen zum einen in Erlebnissen in der Schule, die Mädchen von MINT-Fächern abhalten. Oft sind es negative Erlebnisse mit der Persönlichkeit und Motivation der Lehrkraft und dem Gefühl, unter Druck gesetzt zu werden (Rebholz et al.). Es sind aber auch falsche innere Bilder von Berufen, zum Beispiel von einer Elektroingenieurin, die sich dann mit Vorannahmen wie »Frauen würden in der Industrie nicht ernst genommen« oder sogar »niedergemacht« kombinieren. Hier könnten Image-Kampagnen vorhandene Stereotype verändern, indem z. B. Frauen als aktiv gestaltender und anerkannter Teil eines Teams visualisiert werden (Götz). YouTube-Videos bieten eine weitere große Chance, Mädchen zu erreichen, sie zu »empowern« und durch Kommunikation über Technik auf Augenhöhe mit anderen Mädchen zu erreichen (Keil & Orth). In diesem wie in anderen Beispielen wird deutlich: Medien können MINT-Fächer für Mädchen attraktiver machen, wenn es ihnen gelingt, vorhandene Stereotype und Klischees zu überwinden (vom Orde) und Mädchen in ihrer Vielfalt und ihren Interessen wertzuschätzen.

Dr. Maya Götz


FORSCHUNG

Axel Plünnecke
Frauen und MINT – große Chancen

Der Autor zeigt auf, welche Lücken am Arbeitsmarkt in den MINT-Berufen allgemein existieren, und beleuchtet den Frauenanteil und die Bedeutung von Frauen als Fachkräfte in verschiedenen MINT-Bereichen.

Lena Loge
Du bist, was du tust!
Die Autorin zeigt auf, wie soziale Konstruktionsprozesse rund um Technik und Geschlecht dazu führen, dass Mädchen bei der Studienfach- und Berufswahl aus dem MINT-Bereich abgedrängt werden.

Maya Götz/Miriam Fößel
Die Wunschberufe der 6- bis 19-Jährigen

Caroline Mendel
Gender Equality Index

Maya Götz
»Da werden Frauen nicht ernst genommen«

Sandra Rebholz/Inga Schlömer/Adrienne Steffen/Silke Vaas/Claudia Heß/Sibylle Kunz/Cornelia Heinisch/Janki Dodiya/ Anne Schwerk
Hürden überwinden – junge Frauen für MINT begeistern

Eine deutschlandweite Studie mit 777 Schülerinnen untersuchte, welche Faktoren junge Frauen von einer Entscheidung für einen Berufsweg im MINT-Bereich abhalten bzw. diese Entscheidung unterstützen würden.

Maya Götz
Girls' Day

Susanne Keil/Juliane Orth
Technikvideos für Mädchen?
Die Autorinnen untersuchten Faktoren für die Attraktivität von Technikvideos und formulierten aus den Ergebnissen Leitlinien für die Produktion von Videos zu Technikthemen für Mädchen und junge Frauen.

Maya Götz/Caroline Mendel
»Ich habe da all meine Wünsche erfüllt gesehen«

 

FORSCHUNGSDOKUMENTATION

Heike vom Orde

Mädchen – MINT – Medien

 


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