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TELEVIZION 35/2022/1

SOUND UND MUSIK IN KINDERMEDIEN


EDITORIAL
»Musik und Töne sind selbstverständlicher Bestandteil der Medienrezeption. Sie lassen uns in die Handlung eintauchen und mitfühlen und eigentlich sind wir uns alle einig, dass die Bedeutung von Musik und Sound für Qualitätsmedien enorm groß ist. Gleichzeitig liegt kaum Forschung zur Bedeutung von Musik und Ton im Kontext von Kindermedien vor (vom Orde). Aus unserer Forschungserfahrung der letzten Jahre wissen wir jetzt auch, warum. Wir hatten noch nie so viele Rezeptionsstudien durchgeführt, bei denen die Ergebnisse schlicht und ergreifend nicht valide waren, denn wir haben nicht das gemessen, was wir eigentlich messen wollten. Theoretisch ist dies eigentlich klar: Musik und Sound werden im Gehirn schneller verarbeitet als das Bild. Sie kommunizieren mit dem Unbewussten bzw. Vorbewussten und »primen« die Wahrnehmung des Bildes. Für Kinder bedeutet dies, dass es oft ausgesprochen schwierig ist, über ihre Wahrnehmung und Interpretation von Musik und Sound auf einer Metaebene zu sprechen – insbesondere für die Jüngeren, auch weil diese Musik gesamtheitlicher wahrnehmen als Erwachsene. Medienschaffende haben hier also eine nochmals größere Verantwortung, Sound und Musik sorgsam einzusetzen. Wie Qualitätsfernsehen dies umsetzt und wo noch Handlungsbedarf besteht, zeigt eine Studie zum Musikeinsatz bei den 96 Finalisten des PRIX JEUNESSE INTERNATIONAL 2020 (Vestad). Studien, bei denen zu denselben Bildern unterschiedliche Musik und unterschiedliches Sound Design eingesetzt wurden, zeigen: Ein gezielter Einsatz von Sound und Momente der Stille sind nicht nur mit einem höheren emotionalen Involvement in die Handlung verbunden, sondern erlauben auch eine Fokussierung auf das Wesentliche (Götz & Holler). Medien sind dabei ein wichtiger Sozialisationsfaktor, auch für den Musikgeschmack. Die Musikforschung zeigt: Gerade jüngere Kinder sind »offenohrig« und können verschiedene Musikstile wertschätzen (vom Orde). Ein Hörmedium ist Kinderradio, von dem es in Deutschland eine Reihe guter Angebote gibt (Baranowski). Dabei kann das sinnerfassende Hören gezielt und mit viel Spaß geschult werden (Hock). Der vermehrte Einsatz von Sprachassistent*innen wie Siri oder Alexa birgt neue Funktionen, was weitere Herausforderungen für die Diskussion mit sich bringt (Kleeman). Was dies für Qualitätsmedien bedeutet und welche Probleme, aber auch Chancen sich daraus ergeben, fasst diese Ausgabe der TelevIZIon zusammen.

Dr. Maya Götz


FORSCHUNG

Ingeborg Lunde Vestad
Eine Geschichte erzählen

Nach einer Zusammenfassung aktueller Forschungsergebnisse aus der Musiksoziologie analysiert die Autorin den Einsatz von Musik und Instrumenten in den 96 Finalistensendungen des PRIX JEUNESSE INTERNATIONAL 2020 und diskutiert, was Qualität beim Einsatz von Musik im Kinderfernsehen ausmacht.

Maya Götz/Andrea Holler
»Als er untergegluckert ist, hat es geblubbert«
Eine IZI-Studie untersuchte, inwiefern ein unterschiedlicher Einsatz von Musik und Geräuschen in demselben Kurzfilm bei Kindern unterschiedliche Wirkungen hervorruft.

Andrea Holler/Mirjam Gogolewska
Wie Kinder klassische Musik empfinden

Andrea Holler/Maya Götz
Fröhlich oder traurig?

Andrea Holler/Maya Götz
Können Kinder männliche und weibliche Stimmen auseinanderhalten?

David Kleeman
Sprich mit mir!

 

PROGRAMM

Genia Baranowski

Vom »Schlaulicht« bis zur »Maus«
Der Artikel bietet einen Überblick über Angebote und Nutzung von Kinderradio in Deutschland sowie Trends im Podcastbereich.

Birgit Hock
»Ohrenspitzer«: Zuhörförderung und -bildung, die Spaß macht

 

FORSCHUNGSDOKUMENTATION

Heike vom Orde

Musik und Film

Heike vom Orde
Die Entwicklung von Musikwahrnehmung und -präferenzen bei Kindern

Anhand ausgewählter Studien wird zusammenfassend dargestellt, wie sich die Musikwahrnehmung und -fähigkeiten Heranwachsender entwickeln und welche musikalischen Präferenzen sie im Altersverlauf.


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