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EDITORIAL
Vorurteile – die motivierte Abwertung von anderen Menschen, weil sie zu einer bestimmten Gruppe gehören – sind ausgesprochen mächtig. Sie geben Sicherheit in unsicheren Zeiten, heben das Selbstwertgefühl, verdeutlichen den Anspruch auf eine höhere Position und sprechen anderen quasi naturgemäß weniger Rechte auf ein gutes und erfülltes Leben zu (Zick, vom Orde). Vorurteile werden schnell zu Rassismus, der immer mit Diskriminierung und der Beschädigung anderer einhergeht. Vorurteile schüren starke Gefühle wie Hass, die Emotion, die Handlungsnormen außer Kraft setzen kann, Menschen zu GewalttäterInnen macht und demokratische Prinzipien vergessen lässt. Rassismus kann durch Medien weiter vorangetrieben werden, indem die immer wieder selben Stereotypen inszeniert werden (Eckhardt Rodriguez, Dill-Shackleford, Cußler). Dabei führt nicht jede stereotype Darstellung zum Aufbau oder zu einer Verfestigung von Vorurteilen und Rassismus, denn Medienrezeptionsprozesse sind komplex und hängen mit dem Vorwissen und der Alltagserfahrung der RezipientInnen zusammen (Götz).
Medien können aber auch Vorurteilen und aufkeimendem Rassismus entgegenwirken, indem sie z. B. medial vermittelte Begegnungen schaffen. Gerade Kinder und Jugendliche lernen mit Medien und ihren Geschichten, begegnen anderen Alltagskulturen, lernen Perspektiven und die Vielfältigkeit der Welt medienvermittelt kennen. Entsprechend gestaltete Medienangebote können Vorurteilen, Abwertung und Rassismus entgegenwirken und die Toleranz erhöhen (Fisch). Wichtig sind Angebote, die reflektiert von diversen Alltagskulturen erzählen und Wissen zum Beispiel über verschiedene Religionen und Minderheiten vermitteln (Baranowski).
Um Vorurteilen und Rassismus entgegenzuwirken, reicht es aber nicht nur, um die Diversität unserer Gesellschaft zu wissen und sie wertzuschätzen. Das Ziel von Prävention sollte auch sein, die Grundprinzipien von Abwertung und die Folgen von Diskriminierung, Rassismus und Extremismus altersangemessen zu vermitteln (Mörchen). Insbesondere für Kinder und Jugendliche, die in Deutschland aufwachsen, kann dies nicht ohne eine Auseinandersetzung mit der Zeit des Nationalsozialismus und dem Holocaust stattfinden (Neckel, Götz/Holler). Aufklärung über Rassismus und Extremismus und deren Folgen ist dabei ein Thema, das schon in der Grundschule ansetzen muss. Dabei gilt es, die bereits vorhandenen Wissensbrocken in einen sinnvollen Zusammenhang zu stellen und die an sich vorhandene Offenheit gegenüber der Vielfältigkeit der Welt zu erhalten. Heranwachsende benötigen Wissen und Kompetenzen, um den zunehmenden und perfide verdeckten Anwerbungsmechanismen extremistischer Organisationen etwas entgegenzusetzen (Reinemann/Riesmeyer, Baugut/Neumann).
Kinder und Jugendliche brauchen Versicherung über den weiteren Bestand moralischer Werte in unserer Demokratie. Was Qualitätsmedien ihnen bieten können, sind Hintergrundwissen und Argumente, gerade auch um den im öffentlichen Diskurs kursierenden rassistischen und extremistischen Aussagen etwas entgegensetzen zu können (Olbrich/Hübner).
Dr. Maya Götz
FORSCHUNG
Andreas Zick
»Wir unterschätzen die Macht und die Gewalt von Vorurteilen«
Ein Gespräch mit Prof. Dr. Andreas Zick
Maya Götz
Das Wissen von Kindern um die Begriffe »Muslim«, »Jude«, »Roma« und »Zigeuner«
Manda Mlapa
Kinderfernsehen ist vor allem weiß
Karen Dill-Shackleford
Storytelling macht den Unterschied
Maya Götz
Was Kinder vom Zweiten Weltkrieg wissen
Maya Götz/Andrea Holler
Wie Kinder die Sendung Der Krieg und ich verstehen
Wie Kinder die Sendung Der Krieg und ich verstehen
Carsten Reinemann/Claudia Riesmeyer
Wie Jugendliche mit Extremismus in Kontakt kommen
Ein Gespräch mit Prof. Dr. Carsten Reinemann und Dr. Claudia Riesmeyer
Philip Baugut/Katharina Neumann
Durch Medien radikalisiert?
Aus Gesprächen mit 7 Aussteigern aus der rechtsextremen Szene erarbeiteten die AutorInnen, welche Rolle Medien im Radikalisierungsprozess hin zum Rechtsextremismus spielen.
INTERVIEW
Marieke van Oostrum
Der Schwarze Piet
Markus Mörchen
logo! – definieren, differenzieren und Hintergründe anbieten
Armin Olbrich/Tobias Hübner
»Handfeste Argumente, um sich in unserer Gesellschaft positionieren zu können«
FORSCHUNGSDOKUMENTATION
Heike vom Orde
Vorurteile: Entwicklung, Einflussfaktoren und Prävention
Ana Eckhardt Rodriguez
Der schwarze Gangster und die illegale Einwanderin
PROGRAMM
Genia Baranowski
»Wir kontern Angst mit Wissen«
Lene Neckel
Der Krieg und ich
Andrea Holler
Extremismus im Netz erkennen
PROGRAMMFORSCHUNG
Maya Götz
Nellys Abenteuer
Shalom Fisch
Mit einer Kindersendung Akzeptanz gegenüber anderen Menschen fördern?
Jonas Cußler
Disney und Rassismus-Vorwürfe
Die
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