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TELEVIZION 21/2008/2

Bildungsfernsehen


EDITORIAL

Explizites Bildungsfernsehen, also Fernsehen mit einem intendierten Lerninhalt, ist offizieller Auftrag öffentlich-rechtlicher und privat-kommerzieller Sender. Wir Menschen können nicht nicht lernen, und in diesem Sinne ließe sich eigentlich jegliches Fernsehen in
irgendeiner Form als bildend bezeichnen. Mit dieser sehr weiten Definition von Bildungsfernsehen verwischen jedoch nicht nur die Konturen des Begriffs, sondern es schwindet vor allem die Verantwortung der Sender. Denn es ist kein Geheimnis: Schulfernsehen und Sendungen mit expliziten Bildungsanliegen bringen meist keine hohen Marktanteile. Für diejenigen, die sie nutzen, sind sie jedoch ausgesprochen Gewinn bringend. Dies ist ein Wert, den es wahrzunehmen, zu optimieren und zu bewahren gilt. Entsprechend gibt diese Ausgabe der TelevIZIon einen Überblick über den Stand des expliziten Bildungsfernsehens, bei uns und in anderen Regionen der Welt. In Experteninterviews äußern sich Verantwortliche zu den drei Schwerpunkten des intentionalen Bildungsfernsehens: Erwachsenenbildung (Schlote u. a.), Kinderfernsehen (Wegener) und Schulfernsehen (Misra). Aus erziehungswissenschaftlicher Sicht werden Chancen des Bildungsfernsehens (Reich) zum Beispiel beim Sprachenlernen (Kirch) und in bisher zu wenig bewusst eingesetzten Bereichen wie dem Lernen des Lernens beleuchtet (Speck-Hamdan). Aktuelle Rezeptionsstudien geben Auskunft über den Erfolg von Bildungsformaten bei Jugendlichen aus unterschiedlichen Schulformen (Schlote u. a.) und über neue Wege der Förderung von Meinungsvielfalt durch multiperspektivische Dokumentationen (Lucht u. a.). Wie frühkindliche Bildung gezielt gefördert wird, illustrieren Beispiele aus Bangladesh (Lee) und Deutschland (Götz). Nicht zuletzt zeigt die Diskussion aktueller Formate durch Kinder: Das Nachdenken über explizites Bildungsfernsehen lohnt sich.

Dr. Maya Götz


FORSCHUNG

Elke Schlote

Im Auftrag der Bildung
Dieser einführende Artikel geht den Fragen nach, was Bildungsfernsehen überhaupt ist, wie präsent es im Programm ist und wie es beim Publikum ankommt. Im Anschluss werden einige neuere Entwicklungen skizziert.

Ein Gespräch mit Prof. Dr. Kersten Reich
»Vom Schauen in die Interaktion«

Elke Schlote/Andreas Fläckel
Bildungsfernsehen weltweit
Fernsehverantwortliche von 26 öffentlich-rechtlichen und privaten Fernsehsendern aus aller Welt geben Auskunft über ihr Verständnis von Bildungsfernsehen und über zukünftige Entwicklungen.

M. Lucht/N. Döring/H. M. Niegemann
Erfüllung der Meinungsbildungsfunktion im Fernsehen
Ein Aspekt von Qualität im Fernsehen ist, wie Programme die Meinungsbildung fördern. Ein Vergleich von herkömmlichem Fernsehen mit dem interaktiven Fernsehen (iTV) zeigt, dass die Meinung von iTV-Nutzern zu den selben, multiperspektivisch aufbereiteten Programminhalten differenzierter ist.

C. Wegener/S. Bauer/S. Lobback
»Auf Augenhöhe« mit den Kindern
In einer Expertenbefragung wurde die Sicht der Sendungsverantwortlichen auf ihre Wissenssendungen für 3- bis 13-Jährige erhoben. Im Mittelpunkt stehen die Arten der Ansprache und die Frage nach zukünftigen Entwicklungen.

Ein Gespräch mit Prof. Dr. Angelika Speck-Hamdan
Das Lernen lernen

Michael Kirch
Sprachenlernen mit dem Fernsehen
Fernsehprogramme können die natürliche Begabung von Kindern, Sprachen zu lernen, unterstützen: Gerade junge Kinder werden spielerisch mit Fremdsprachen vertraut, wenn für sie bedeutsame soziale Situationen gezeigt werden. Weitere Faktoren fördern den Lernerfolg.

 

PROGRAMMFORSCHUNG

Elke Schlote/Claudia Maier
»Weil man’s sieht, konnte man sich das besser vorstellen«
Im Fernsehen gibt es verschiedene Wege, wie Naturwissenschaften vermittelt werden: erklärend in Quarks & Co, narrativ in Mythbusters und flippig in Galileo. Wie Jugendliche verschiedener Schularten dies finden und was sie daraus lernen, wurde in einer Rezeptionsstudie erhoben.

June H. Lee
Sisimpur – Bangladeschs Sesamstraße
Seit 2005 wird Bangladeschs Version der Sesamstraße ausgestrahlt. Speziell ausgestattete Rikschas bringen das Programm auch in abgelegene Dörfer ohne Fernsehgeräte. Sisimpur fördert nachweislich die Lese-, Schreib- und Rechenfähigkeiten und zeigt, dass Bildung Spaß machen kann.

Maya Götz
Der »Elternticker«
Interaktionen zwischen Eltern und Kindern beim gemeinsamen Fernsehen fördern das Lernen. Eine Informationszeile für Eltern im Vorschulprogramm Die Sendung mit dem Elefanten weist auf Kommunikationsmöglichkeiten hin. Schritte zur Entwicklung dieser Zeile und ihre Akzeptanz in der Zielgruppe werden vorgestellt.


PROGRAMM

Pradeep Kumar Misra
Schulfernsehen in Deutschland und Indien – ein Vergleich
Dieser Vergleich des deutschen mit dem indischen Schulfernsehen zeigt auf, was vom Schulfernsehangebot im jeweils anderen Land als »best practice« übernommen werden könnte.

Maya Götz
Mit staatlicher Regelung und Förderung
–bis eine staatliche Initiative Innovationen im unterhaltsamen Bildungsfernsehen für Vorschulkinder gezielt förderte.

 

PROGRAMMFORSCHUNG

FETCH! – eine Bildungsshow im Rezeptionstest

Mathematica – eine Wissenssendung im Rezeptionstest

The Quest – ein Geschichtsabenteuer im Rezeptionstest


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