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TELEVIZION 20/2007/1

Fernsehen für Fernsehanfänger


EDITORIAL

Fragt man Eltern, was »richtiges Kinderprogramm« ist, so nennen sie sofort Titel wie Die Sendung mit der Maus, Löwenzahn oder Sesamstraße – alles Programme, die für Vorschulkinder produziert wurden.

»Richtiges Kinderfernsehen « ist, zumindest was die spontanen Antworten von Eltern betrifft, vor allem Vorschulfernsehen. Gleichzeitig steht der öffentliche Diskurs gerade dem Fernsehen für die Fernsehanfänger sehr zwiespältig gegenüber. Je jünger die Zuschauer*innen, desto größer die feuilletonistische Aufregung und desto lauter die Verbotsrufe.

Für das tägliche Leben mit Kindern sind strikte Forderungen nach generellen Verboten elektronischer Medien jedoch ebenso wenig hilfreich wie die Tabuisierung des Themas. Fakt ist: Auch kleine Kinder und ihre Eltern sehen heute fern. Steht die pädagogische Förderung im Vordergrund und nicht die öffentliche Profilierung, so gilt es, die Realität des Fernsehens für Fernsehanfänger wahrzunehmen. Aus einer pädagogischen Perspektive müssen die Probleme und Chancen erkannt und auf dieser Basis Qualitätsmaßstäbe und pädagogische Interventionen entwickelt werden. Denn eines ist aus der Forschung eindeutig zu entnehmen: Vorschulkinder sind eine sensible Zielgruppe, die ihre eigenen Angebote benötigt. Ihre Themen und Anliegen sind besonders (Neuß), ihre entwicklungspsychologischen Eigenheiten müssen berücksichtigt werden (Götz) und unsere Aufgabe ist es, sie zu fördern, wo immer es möglich ist (Kirch/Speck-Hamdan, Fisch).

Gerade für die jüngeren Kinder sind es dabei die Eltern, die Kindern Fernsehen erlauben oder sogar dazu anregen. Hier ist es wichtig, die Perspektive der Mütter kennenzulernen (Guth, Bachmann) sowie die Kontexte (Fleischer/Haas) und Funktionen (Götz et al.) von Fernsehen im Alltag wahrzunehmen.

Was dies im Detail bedeutet und wie sich Fernsehverantwortliche dieser Aufgabe stellen, finden Sie in diesem Themenheft: »Fernsehen für Fernsehanfänger«.

Maya Götz


FORSCHUNG


Norbert Neuß

Schnecken, Kerzen und Spiegel
2- bis 5-Jährige beschäftigen sich u. a. mit drei Entwicklungsthemen: der Erweiterung des Aktionsradius, dem Entwickeln eines Bewusstseins für zukünftige Herausforderungen und dem Erkennen der eigenen Identität. Hier ein Versuch, diese Themen über Symbole und den Selbstausdruck von Kindern aus der Kinderperspektive zu erschließen.

Maya Götz
Fernsehen von -0,5 bis 5
Der Forschungsstand zum Thema Fernsehen und Kinder bis 5 Jahren zeigt: Selbst Babys interessieren sich schon fürs Fernsehen. Doch vieles spricht dafür, dass erst für Vorschulkinder Fernsehen überhaupt förderlich sein kann. Es kommt jedoch auf die Sendungen und vor allem die Zeitbegrenzung an.

Michael Kirch/Angelika Speck-Hamdan
One, two, three mit Dora, Elefant & Co.
Fernsehen, um fremde Sprachen kennenzulernen – wie funktioniert das? Je früher – desto besser: Vorschulkinder können eine Sprache noch ganz beiläufig erwerben. Verschiedene Formate und ihre Potenziale wurden in einer IZI-Studie untersucht.

Birgit Guth
Wie 3- bis 5-Jährige fernsehen
3- bis 5-Jährige sehen durchschnittlich 1 Stunde und 13 Minuten fern. Die beliebtesten Sender sind Super RTL und KI.KA mit ihren Vorschulstrecken. Mütter lassen ihre Vorschulkinder aus vielfältigen Gründen fernsehen.

Christine Bulla
Von Anfang an umworben
Bereits in der Kleinkinderschiene von privaten Sendern wird Werbung ausgestrahlt. Wer damit angesprochen werden soll und wofür geworben wird, zeigt eine aktuelle quantitative Medienanalyse von Werbespots

Maya Götz/Sabrina Bachmann/Ole Hofmann
Von Kuscheln bis Erziehungshilfe
Wenn die Kleinen Fernsehen schauen, dann schalten meist die Eltern den Apparat ein. Aus welchen Gründen sie das tun und welche Funktionen der Fernseher in den Familien hat, wird anhand neuer Ergebnisse aus einer IZI-Studie vorgestellt.

Sandra Fleischer/Julia Haas
»Also, ich würde es ihm nicht verbieten«
Eine aktuelle Evaluationsstudie des Lehrstuhls für Medienpädagogik und Weiterbildung an der Universität Leipzig untersuchte das Vorschulprogramm des KI.KA. Qualitativ erhoben wurden die Fernsehnutzung durch 2- bis 6-jährige Kinder sowie die Fernseherziehungsmethoden und Auswahlkriterien der Eltern.

Sabrina Bachmann
»Das ist einfach nicht nötig«
Aus Elternsicht soll Vorschulprogramm Vorbilder zeigen, die die Auseinandersetzung mit der Umwelt fördern und dabei Spaß (und nicht Angst) machen. Kritisiert wird Werbung sowie die Platzierung und mangelnde Trennung von Sendungen.

Shalom M. Fisch/Anna Akerman/Melissa Morgenlander/Susan K. McCann Brown/ Susan R. D. Fisch/Bena B. Schwartz/Pat Tobin
Die »Mommy Bar«
Beim Fernsehen können nicht nur die Sendungsinhalte, sondern auch Gespräche der Zuseher*innen untereinander pädagogischen Nutzen bringen. Um Eltern von Vorschulkindern zum Mitschauen anzuregen, wurde ein Lauftext am unteren Bildschirmrand eingeblendet. Die Studie untersucht, welche Form des Textes sich am besten dazu eignet, Gespräche anzuregen.

 

PROGRAMMFORSCHUNG

Andrea Holler, Sabrina Bachmann, Maya Götz
Peppa Pig – erst die englische oder erst die deutsche Version?
Ergebnisse einer begleitenden Rezeptionsanalyse bei Vorschulkindern

Wolfgang Buresch
Erfolg ist machbar …
Erfolgreiches Vorschulprogramm orientiert sich thematisch an Entwicklungsschritten der Zielgruppe. An 3 bei 3- bis 5-Jährigen sehr beliebten Zeichentricksendungen wird gezeigt, was den Erfolg bei der Zielgruppe ausmacht. Dabei gehört zum »guten Ton« auch eine glaubwürdige und gute Synchronisation.

Maya Götz, Sabrina Bachmann, Andrea Holler
Magazinbeiträge zum Mitraten
Bei kaum einer anderen Zielgruppe ist die Gefahr so groß, an vorhandenen Wahrnehmungsmöglichkeiten vorbeizuproduzieren wie bei Vorschulkindern. Deshalb sollten neben einer sorgfältigen Konzeption und der handwerklich hochwertigen und kreativen Umsetzung Rezeptionsstudien grundsätzlich zur Produktion einer Qualitätssendung dazugehören. Hier einige Ergebnisse aus Rezeptionsstudien zur Sendung mit dem Elefanten (WDR).

Valentina Grazzi/Lothar Mikos
»Sandmann, lieber Sandmann …«
Die bekannteste deutsche Gute- Nacht-Sendung unterstützt Familien mit kleinen Kindern, das Zubettgehen zu ritualisieren und zu strukturieren. Die Verlässlichkeit des Angebots, das immer gleich aufgebaut und immer am gleichen Sendeplatz zu finden ist, trägt zum Erfolg bei.

Gerlinde Schumacher
Rudi, Koffer & Co.
Siebenstein ist ein fiktionales Fernsehformat für jüngere Kinder, das seit 19 Jahren vom ZDF produziert wird. Es läuft zurzeit samstags um 10.40 Uhr im ZDF-Kinderprogramm und sonntags gegen 14.30 Uhr im KI.KA.

Andrea Holler
»Der tut sich und die Kinder zum Lachen bringen«
Auch wenn sie nicht für diese Zielgruppe produziert wurde: Schon 3- bis 6-Jährige lieben die Zeichentrickserie SpongeBob Schwammkopf wegen der Figurenzeichnung sowie der kindertypischen Perspektiven.

 

PROGRAMM

Ein Gespräch mit Jan-Willem Bult
»Kinder im Mittelpunkt«

Heike Sistig
Die Sendung mit dem Elefanten

Corinna Kramp
Babys Welt: schnell, rund, bunt, mit sanften Tönen

Kirsten Schneid
Die ganze Welt für wenig Geld

 

EXPERTiNNEN DISKUTIEREN

Lekker Dansen/Dancing

Tanzalarm!/Dance Alert!

Eva’s Winterplaster


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