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TELEVIZION 1/1988/1

Brauchen Kinder Fernsehen?

 

Bruno Bettelheim
Kindern bietet das Fernsehen phantastischen Stoff für ihre Träume
Während es fernsieht, macht ein Kind psychische Erfahrungen, die Erwachsenen bisweilen fremd vorkommen und nicht recht geheuer sind. Kinder hängen vor dem Bildschirm gern ihren Tagträumen nach, fliehen auf den Flügeln ihrer Phantasien aus einem prosaischen Alltag, in dem kaum Platz für Märchen ist. Das Fernsehen wird zum Startplatz für kleine Fluchten aus der nervigen Realität, zum Basislager für viele Abenteuer, die sie in Köpfen und Sinnen erleben. »Die Möglichkeiten, ein Programm auszuwählen«, schreibt Professor Bettlehiem , »das seine Träume weckt und nährt, ist für das moderne Kind zu einem Weg geworden, sich selbst bestimmen zu können — eine wichtige Erfahrung für die weitere Entwicklung.«

 


INTERVIEW

Was aus den Kindern wird, bestimmen die Eltern, nicht das Fernsehen!
Maria Caiati und Svjetlana Delac sind Erzieherinnen in einer Münchner Kindertagesstätte. Zu ihrer »Kundschaft« gehören fernseh- und mediengewöhnte Großstadtkinder, die ihre Programme recht souverän auszuwählen und ihren Geschmack selbstbewusst zu artikulieren pflegen. Die Erzieherinnen beurteilen den Medienkonsum und die draus abzuleitenden möglichen Gefahren verblüffend differenziert. Auch für die Kinder habe das Fernsehen an Faszination eingebüßt, sagen sie; es sei allmählich zum Allerweltsapparat geworden, auf den sich der Alltagsrhythmus in den Familien weitgehend eingespielt habe.

 

DOKUMENTATION

Kinderfernsehforschung in der Bundesrepublik Deutschland: Die wichtigsten Untersuchungen, die in den letzten 25 Jahren veröffentlicht wurden

 

THEMA

Ellen Wartella
über Argumente, die sich seit Jahrzehnten immer wieder gleichen

 

PRIX JEUNESSE

James A. Fellows
Präsident des Central Education Network in Chicago, über die »vielseitigste Zusammenkunft von Fernsehleuten, die ein gemeinsames Ziel haben«

 

AKTUELL

Wolfgang Darschin
ARD-Medienforscher Wolfgang Darschin: Fernsehkonsum der Kinder hält sich in Grenzen

Wie lange schauen Kinder wirklich Fernsehen? Und welche Sendungen nehmen die ersten Plätze auf ihrer heimlichen Hitparade ein?
Die Entwicklung ist zwar nicht dramatisch, aber sie ist bemerkenswert. Seit rund drei Jahren schauen Kinder hierzulande tendenziell immer weniger fern. Das geht aus neuen Untersuchungen der Nürnberger GfK-Forschung hervor, die jetzt auch für das erste Halbjahr 1988 vorliegen. Während ihr Fernsehfieber zurückgeht, stabilisieren sich die Vorlieben gegenüber bestimmten Programmangeboten. Die große Samstagabendshow, das Angebot für die ganze Familie, scheint Kinder ebenso zu faszinieren wie ihre Eltern. Und die Attraktivität bestimmter Serien (»Schwarzwaldklinik«) scheint beim jungen Publikum ungebrochener als bei Erwachsenen.



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