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EDITORIAL
»Was
ist der Unterschied zwischen einem Raben? Beide Beine sind
gleich lang, besonders das rechte!«, und zwei Stunden
lacht die Kindergruppe.
Eine Studie, die nachweist, Kinder würden täglich
400-mal und damit 25-mal häufiger als Erwachsene lachen,
hat sich zwar leider als wissenschaftliche "Ente"
herausgestellt. Die Tendenz kann die Humorforschung (zusammenfassend
Kotthoff) jedoch nur bestätigen: Kinder lachen gern und
viel, vor allem über Dinge, die Erwachsenen nicht mal
ein müdes Schmunzeln entlocken. Sie lieben Sprachspiele
und kleine Unglücke anderer und genießen das Spiel
mit der Vorerwartung (Neuß). Sie nutzen Humor im Alltag,
um Beziehung herzustellen oder Stress zu reduzieren, oder
weil es einfach Spaß macht (Bönsch-Kauke).
Kinderfernsehen bemüht sich, an diesen Humor von Kindern
anzuschließen und Humorvolles für die Zielgruppe
anzubieten. Von Bernd dem Brot (Lünenschloß)
über Die Couchmanns (Herrmann) oder SpongeBob
(Schosser) bis zu Blaubär und Blöd (Mühlenbeck):
Kinderfernsehen soll Spaß machen! Es ist lustiger als
das Fernsehen der Erwachsenen, und bietet mit Slapstick, Wortwitz
und humorvollen Zeichnungen viel Komisches an (Lambrecht).
Doch finden die Kinder diese Angebote lustig? Rezeptionsstudien
zeigen: Teilweise lachen sie herzhaft, an anderen Stellen
finden sie das, was erwachsene Redakteur*innen ihnen anbieten,
überhaupt nicht lustig (Deutsch, Götz). Die Perspektive
von Erwachsenen und Kindern unterscheidet sich gerade beim
Thema Humor grundsätzlich (Mikos u. a.).
In der professionelle Arbeit für Kinder gilt es, diese
Unterschiede wahrzunehmen und sich auf den Humor von Kindern
einzulassen. Eine erheiternde Herausforderung, die Erwachsene
nur bereichern kann.
Maya Götz
FORSCHUNG
Helga Kotthoff
Witz komm
raus!
Komik und Humor bei Kindern - ein Überblick
Kinder treiben gern Schabernack,verdrehen Worte, kichern und
witzeln herum. Sie produzieren unterschiedliche Arten von
Witz und Komik und nicht immer verstehen Erwachsene, warum
und worüber sich die Kinder gerade amüsieren.
Norbert Neuß
Humor von
Kindern
Empirische Befunde zum Humorverständnis von Grundschulkindern
Kinder lachen über viele Dinge, zum Beispiel über
das Spiel mit Sprache oder Streiche, die sie anderen spielen.
Am häufigsten, so die Ergebnisse dieser Mehr-Methoden-Untersuchung,
sind kleine Unglücke anderer und das Spiel mit Erwartungshaltungen.
Bei den Mädchen steht Humorvolles, das über Ästhetik
hergestellt wird, ganz vorn, wie lustige Stimmen oder komisches
Aussehen, während Jungen an den kleinen Unglücken
besonders viel Freude haben.
Marion Bönsch-Kauke
Kinderhumor
im Schulalltag beobachtet
Wofür brauchen Kinder Humor und worüber lachen
sie, wenn sie unter sich sind?
Im Alltag der Schulkinder sind viele Varianten von Humor zu
finden: von Ulk und Quatsch über doppelbödige Parodien
bis hin zu gewitzten Einfällen. Nicht Schadenfreude ist
das häufigste Motiv, sondern das Bedürfnis nach
Zuwendung, Stressreduktion und -kompensation.
Clemens Lambrecht
Was Kinderfernsehen
Lustiges zu bieten hat
Quantitativer Überblick über Humorsendungen im
Kinderfernsehen
Eine Programmstichprobe zeigt: Bei bis zu einem Viertel aller
Sendungen steht der Humor im Vordergrund. Private Anbieter
liegen dabei deutlich vor öffentlich-rechtlichen. Im
Kinderprogramm finden sich besonders viele Humorsendungen,
die von den Jüngeren und den Jungen auch gerne angenommen
werden.
Karl Heinz Deutsch
»Jetzt
müssten die doch lachen!«
Die Gratwanderung bei der Spaßproduktion für
Kinder am Beispiel des TV-Kindermagazins TOGGO TV
In der Programmforschung zum neue Format TOGGO TV zeigt
sich die Wichtigkeit des eindeutigen Rollenprofils der Figuren.
Während die eine Figur bei den Kindern eher Verwirrung
auslöst, wird eine andere von den Kindern als sympathisch
komische Figur identifiziert.
Maya Götz
Was Kinder
bei Wissens- und Kinder-Comedy-Sendungen lustig finden
Kinder lachen viel beim Fernsehen, die jüngeren genießen
Slapstick und Klamauk, die älteren amüsieren sich
über Anti-Helden und intertextuelle Komik. Nicht jede
intendierte Komik ist dabei auch für die Kinder lustig,
denn nur wenn Humorkommunikation bei den Interessen von Kindern
ansetzt, lassen sich diese auch darauf ein.
Carolina Ensinger
»Ich
denke, das ist auch witzig ...«
Die Einschätzung von Redakteuren zu den Humormomenten
ihrer Sendung und die Rezeption der Kinder
Redaktionen von Comedy-Sendungen für Kinder können
die Stellen, an denen gelacht wird, relativ treffsicher benennen.
In den Begründungen, warum diese Szenen lustig sind,
treffen die Redaktionen das Humorempfinden von Kindern jedoch
nicht immer.
Elizabeth Prommer, Lothar Mikos
und Sabrina Schäfer
Pre-Teens
und Erwachsene lachen anders
Ältere Kinder und Erwachsene lachen über unterschiedliche
Dinge. In der Analyse der Rezeption der Simpsons wird
deutlich, dass Erwachsene sich über den hintergründigen
Humor amüsieren (sekundäre Komikstruktur), wo ältere
Kinder über Erwachsene in Slapsticksituationen lachen
(primäre Komikstruktur). Noch deutlicher wird der Unterschied
in der Analyse des allgemeinen Humorverständnisses von
Erwachsenen und Pre-Teens. Wo Kinder über witzige Sprache,
absurde Szenen oder Slapstick lachen, diskutieren Erwachsene
den politisch korrekten oder gegengelesenen Humor.
PROGRAMM
Wolfgang Lünenschloß
Am
Anfang war das Schaf
Anmerkungen zum Sinn von Unsinn in der Serie CHILI TV
vom Kinderkanal ARD/ZDF
Der Kinderkanal hat mit seinem Trio - Chili dem Schaf,
Briegel dem Busch und Bernd dem Brot - seine eigenen erfolgreichen
Comedy-Charaktere. Sie sind komische Figuren, mit Eigenheit
und Reduzierung auf das Wesentliche.
Dorothee Herrmann
»Die
Couchmanns« oder: Glotzen macht Spaß
Anknüpfend an den Erfolg der ZDF-Flop-Show setzt das
ZDF-Comedy-Format Die Couchmanns auf Fernsehparodien:
Vier Couch-Potatoes übernehmen die Rahmenhandlung und
sehen sich alles an, von den »Teleknackies« bis
»Baff!«
Susanne Schosser
Vielfalt
und eine gewisse Unbekümmertheit
Humor für Kinder im Programm von Super RTL
Das Programm von Super RTL zeichnet sich durch humoristische
Vielfalt aus. Herausragende Formate zeigen Möglichkeiten,
wie ganz unterschiedliche Themen ausgesprochen humorvoll behandelt
werden können - beispielsweise entwaffnend naiv wie bei
SpongeBob Schwammkopf oder frech und couragiert wie
bei Angela Anaconda.
Brigitta Mühlenbeck
Blaubär
und blöd? oder die Ignoranz des Lerneffekts
Das schräge Magazin mit Puppen-Comedy-Sketch-Rubriken,
Trickserien und einem TV-Klassiker setzt auf reine Familienunterhaltung
der anderen Art. Der typische Blaubär-Humor ist
frech, anarchistisch und hat mit Blaubär und Blöd
seinen Horizont erweitert.
Die
Fachzeitschrift TELEVIZION kann kostenlos beim
IZI
bestellt werden.
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