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Vincent
Deutschland 2004. Länge: 13 Minuten
Regie: Giulio Ricciarelli
Sprecher: Jonathan Beck

Vincent ist 8 Jahre alt und zweifelt an der Ehrlichkeit der Erwachsenen. Besonders als seine Oma stirbt und die Großen ihm erzählen, sie schlafe sehr, sehr tief …

Der Beitrag „Vincent“ erhielt beim Kinderfilm- und Fernsehfestival „GOLDENER SPATZ“ 2005 von der Kinderjury den Preis in der Kategorie „Kurzspielfilm, Serie/Reihe“.

Begründung der Kinderjury GOLDENER SPATZ 2005
Überzeugt hat uns der Film in vielen Dingen. Unter anderem mit der neuen Idee, die Auswirkung der Worte von Erwachsenen auf Kinder darzustellen. Man konnte dem Film eine Moral für Kinder und Erwachsene entnehmen, ohne dass er Witz und Ironie verlor. Auch die Darsteller überzeugten durch guten Ausdruck, trotz der wenigen Worte. Passend fanden wir die Sprecherstimme von Vincent, die seine Gedanken und Taten verdeutlichte. Die Musik, die den Film untermalte, war unaufdringlich und durfte doch nicht fehlen. Durch die ruhige Kameraführung konnte man dem Film gut folgen. So kommen wir nun zum Schluss: Wir wollten negative Aspekte einbringen, fanden aber keine. Selbst die zermatschte Schildkröte störte nur die Vegetarier unter uns. Und so geht der Preis eindeutig an Vincent, bitte viel Applaus!!

Die Kinder mögen den Film. Er ist lustig und überraschend, aber auch lehrreich.

„Also, es war alles sehr lustig dargestellt, dadurch dass ja immer alles schiefging, was der Vincent dachte, das kann jetzt gar nicht schiefgehen. Na ja, das war eine lustige Geschichte.“ (Junge)

„Es sind ja ganz verschiedene Gags, aber die waren so, dass die immer gut ineinander übergegangen sind und man die verstehen konnte.“ (Mädchen)

„Der Film hat einen immer wieder überrascht.“ (Mädchen)

Vincent, die Hauptfigur, gefällt den Kindern nicht nur von seinem Wesen her, sondern auch darin, wie er filmisch umgesetzt ist.

„Ich fand den Vincent sehr lustig und spaßig. Die Darsteller fand ich gut. Ich fand auch gut, dass der so viel ausprobiert hat.“ (Mädchen)

„Ich fand gut, dass der ‚Vincent‘ immer so ernst war.“ (Mädchen)

„Ich finde gut, wie der kleine Junge das alles wahrgenommen hat und alles so realistisch sieht.“ (Mädchen)

„Ich fand die Stimme gut, die das praktisch gesprochen hat, das war ja nicht der Junge selbst.“ (Mädchen)

Der Inhalt des Films und seine Umsetzung gefallen den Kindern. Sie schätzen an dem Film besonders, dass er ein breites Publikum anspricht und jeder etwas lernen kann.

„Es war ja ein Kinderfilm und es ist nicht nur was für Kleine, sondern auch was für Kinder, die schon ein bisschen älter sind. Ich fand alles auch sehr lustig und, so eine Idee für einen Film zu haben, ganz neu. So in der Form habe ich das bisher noch nie gesehen“ (Mädchen)

„Ich fand es auch gut für Erwachsene, weil die können sich dann das mal ausmalen, dass die z. B. das mit der Oma Kindern nicht einfach so erzählen können, die schläft nur. Dass das Kinder auch ganz falsch verstehen können.“ (Mädchen)

„Ich fand, dass für alle Altersgruppen einfach etwas dabei war. Weil jede Altersgruppe was anderes daraus macht.“ (Mädchen)

„Es war jetzt auch gar nicht wichtig, dass das alles so realistisch ist, weil wann fliegt einem schon die Decke auf den Kopf, sondern eben gerade das, was man lernt, ist wichtig.“ (Mädchen)

„Ich fand gut, dass man auch was lernen konnte.“ (Mädchen)

Der Film behandelt ernste Themen auf eine aufgelockerte, lustige Art und Weise. Dies gefällt nicht allen Kindern. Zwei Gründe könnte es dafür geben:

  1. Sensible, ernste Themen müssen ernst inszeniert sein, damit man sich der Bedeutung des Themas wirklich bewusst ist.
  2. Kinder verstehen diese Erzählweise einfach nicht, können mit dieser anderen Art der Themenbewältigung nichts anfangen.
„Ich fand, dass es zu albern war. Und ich fand die Sachen zu krass, dass die Schildkröte und die Oma gleich tot sein mussten. Und ich fand auch, dass die Erwachsenen zu schlecht dargestellt wurden.“ (Mädchen)

„Ich fand es nicht gut, dass man aus der toten Oma eine Witz macht und auch das mit der Schildkröte war nicht gut.“ (Junge)

„Ich fand, der hat ein bisschen zu viel wörtlich genommen! Die zermatschte Schildkröte hätte man nicht mehr zeigen müssen.“ (Mädchen)

„… das mit der Schildkröte fand ich ein bisschen heftig für kleine Kinder.“ (Mädchen)

Der Film wirft aufgrund seiner eigenwilligen Abarbeitung des Themas auch Fragen bei den Kindern auf. Nicht alle Reaktionen von Vincent konnten nachvollzogen werden.

„Ich fand es komisch, weil der konnte sich nicht entscheiden, ob er den Erwachsenen glaubt oder nicht. Dann fand ich es sehr unrealistisch, als die Decke eingestürzt war.“ (Mädchen)

„Es war seltsam, dass er gar nicht traurig war, als die Oma gestorben ist.“ (Mädchen)

„Ich fand alles ein bisschen zu verwirrend.“ (Mädchen)


Zusammenfassend

Die meisten Kinder verstehen den Versuch des Films, sich ernsten Themen auf eine andere, aufgelockerte und lustigere Art zu nähern. Wird dieses Strickmuster des Films jedoch nicht verstanden, akzeptieren die Kinder bestimmte Vorkommnisse im Film nicht. Themen wie Tod oder Krankheit dürfen vor Kindern nicht ausgeklammert werden. Dennoch ist eine sensible Inszenierung sehr wichtig. Diesem Film gelingt es, aus der Sicht eines Jungen ein sensibles Thema zu bearbeiten und dabei nicht nur Traurigkeit zu verbreiten, sondern die Kinder auch zum Schmunzeln zu bringen. Dabei hinterlässt der Film bei den Kindern einen bleibenden Eindruck – sie denken wirklich über das Gesehene nach. Den Kindern wird dabei schnell klar, dass der Film eigentlich nicht nur ein Film für sie ist, sondern auch ein älteres Publikum, nämlich die Erwachsenen (stehen im Film nicht so gut da), anspricht.