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Rockt das Brot
Deutschland 2004. Länge: 60 Minuten
Regie: Tommy Krappweis
Darsteller: Puppen und andere Darsteller
Chili das Schaf und Briegel der Busch entdecken zufällig im Keller unter einer gewaltigen Staubladung ein altes Tonstudio. Schnell beschließen sie, einen Mega-Song auf Platz 1 der Charts zu bringen. Im Mittelpunkt soll Bernd das Brot stehen. Doch eine Menge Schwierigkeiten sind auf dem Weg zum Charterfolg noch zu meistern. Da gilt es nicht nur, die richtige Besetzung für die „Berni Band“ zu finden, sondern auch noch einen klaren Kopf zu bewahren, als das kurzarmige Kastenbrot flüchtet …
Die Mischung aus Musik, Witz und lustigen, gut durchdacht inszenierten Figuren, verpackt in eine kleine Geschichte, trifft den Geschmack vieler Kinder.
„Ich habe den Film sehr gut empfunden. Die Geschichte hat sich nicht zu viel in die Länge gezogen. Es war ein bisschen spannend und es war auch witzig.“ (Mädchen)
„Die Musik fand ich auch sehr schön. (…) es war sehr unterhaltsam. Ich fand die Kommentare vom Brot sehr lustig! Unglaublich ironisch und sarkastisch – das fand ich toll. Es war einfach total so ausgeflippt, nach dem Motto ‚Raufasertapete anstarren‘!“ (Mädchen)
„Ich fand schon, es war sehr, sehr gut gespielt und die Figuren sahen auch gut aus. Die Stimmen passten richtig dazu: der Bernd immer so sehr erschreckt, gelangweilt (…) das Schaf immer in Stunt-Sprache. Ich fand es auch eine gute Idee, weil ich kenne das aus dem Fernsehen, und da war das immer so einzeln gemacht, jetzt ist es mal eine richtige Geschichte.“ (Junge)
„Ich fand es gut, dass nicht zu viel Musik da war und nicht zu wenig. Dass die da extra Schauspieler angeheuert haben, fand ich gut.“ (Mädchen)
„Ich fand es gut, dass es auch einen Sinn gemacht hat.“ (Mädchen)
Die Witze, Übertreibungen und versteckten Anspielungen werden nicht von allen Kindern verstanden. Kleinere Kinder sind damit schnell überfordert. Aber auch ältere Kinder, die zwar den Sinn verstehen, lassen sich auf die Erzählweise nicht ein, weil sie es zu albern und nicht mehr lustig finden, weil es ihrer Meinung nach viel zu überladen und übertrieben ist.
„Das gucken ja bestimmt auch mehrere kleinere Kinder und das finde ich nicht gut, dass er da seine Gitarre zertrümmert und die Polizisten da erschlägt, also!“ (Junge)
„Ich fand das alles viel zu albern.“ (Mädchen)
„Die Witze waren zu krass, damit man die eigentlich erstmal lustig finden sollte.“ (Mädchen)
„Der Film hat es überhaupt nicht gebracht, der war so übertrieben! Ich kann mir andere lustige Filme fünfmal anschauen und lache immer noch drüber und bei dem ersten Mal ist das hier schon richtig albern geworden!“ (Junge)
Die Kinder, die die Art der Witze nicht mögen oder verstehen, lassen sich natürlich auch nur bedingt auf die Story selbst ein. Sie fühlen sich schnell gelangweilt.
„Die Geschichte war nicht wahnsinnig spannend und die hat sich auch so hingezogen. Das hätte man auch wesentlich kürzer machen können.“ (Junge)
„Es war schon sehr in die Länge gezogen!“ (Junge)
„Es wurde immer langweiliger zum Schluss!“ (Mädchen)
„Es waren ständige Wiederholungen und alles war vorher angekündigt.“ (Mädchen)
Die Puppen, die ja die eigentliche Geschichte des Films tragen, lösen bei den Kindern auch Kritik aus.
„Ich fand die Mischung aus Mensch und Puppen ziemlich sinnlos. Entweder alles Menschen oder alles Puppen.“ (Mädchen)
„Es gibt viel zu viele Filme und Storys – man soll lieber Spaß an der Musik haben als damit reich zu werden und Geld zu verdienen als Popstar – die Story kennt jeder! Die muss man nicht noch mal verfilmen, auch wenn irgendwelche affigen Figuren dabei sind.“ (Junge)
Zusammenfassend
Die Sendung ist, wie es die Kinder von Bernd und seinen Freunden gewohnt sind, wieder ganz flippig. Die Figuren selbst und auch die Geschichten um sie herum sprechen aber nur einen Teil der Kinder an. Die einen sind begeistert und die anderen alles andere als das. Besonders größere Kinder sind Fans von Bernd, der schon Kultstatus genießt – sogar bei vielen Erwachsenen. Sie verstehen die Übertreibungen und den Sarkasmus in den Witzen und lieben, dass es etwas „verrückt“ ist. Jüngere Kinder sind von der übertriebenen Bildsprache sowie den Dialogen überfordert. Für sie hat die Sendung fast etwas Bedrohliches – nicht im Sinne, dass sie sich fürchten, sondern dass es ihnen schwerfällt, die Fülle an Eindrücken aufzunehmen und zu bewältigen. Die Sendung scheint durch ihre skurrilen Figuren, die in einer ungewöhnlichen Geschichte agieren, und durch die Umsetzung keine richtige Erzählstruktur zu haben. Diese hat sie natürlich, aber hier ist es genauso wie beim Humor – nur ältere Kinder durchschauen sie. Jüngere Kinder haben Schwierigkeiten damit, dass die Geschichte hauptsächlich durch die Puppen getragen wird, die aber keine – wie es die Kinder eher gewöhnt sind ¬– kindlichen Charaktere sind und auch nicht so agieren. Das führt bei der Rezeption zu Verwirrungen. Aber gerade in diesem Zusammenspiel von Gegensätzen – aus kindlichen und erwachsenen Elementen – eine Geschichte zu erzählen, steckt auch das Potenzial der Sendung: Es entsteht ein ganz neues Format, das sich etwas traut und ausprobiert, auch auf die Gefahr hin, nur einen bestimmten Teil der jungen Zuschauer zu erreichen.
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