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Wer küsst schon einen Leguan?
Deutschland 2003. Länge: 89 Minuten
Regie: Karola Hattop
Darsteller: Frederick Lau, Michael von Au u. a.

Der 13-jährige Tobias kann keine unbeschwerte Kindheit genießen: Einen richtigen Vater hat er nicht, der neue Freund seiner Mutter ist ein aggressiver Typ, ständig mangelt es der Familie an Geld, in der Schule hat er einen schweren Stand … Doch dann zieht der Soap-Autor Max mit seinem Leguan in der Nachbarschaft ein. Tobias und Max verstehen sich prima. Tobias’ sehnlichster Wunsch wäre es, so einen Vater wie Max zu haben. In der Schule verkündet er dies schon und bedient sich dabei Max’ Leguan, den er sich kurz „ausborgt“. Tobias’ Ansehen und sein Selbstbewusstsein in der Schule steigen. Aber auch für Max ist Tobias eine wichtige Bezugsperson geworden, nicht zuletzt deshalb, weil der Junge ihm seine Inspiration zum Schreiben neuer Soap-Folgen wiedergibt. Völlig unerwartet passiert eine Katastrophe und Max muss sich klar werden, wie viel Verantwortung er wirklich für Tobias übernehmen will …

Der Film „Wer küsst schon einen Leguan“ erhielt beim Kinderfilm- und Fernsehfestival „GOLDENER SPATZ“ 2005 von der Kinderjury den Preis in der Kategorie „Kino-/Fernsehfilm“:

Begründung der Kinderjury GOLDENER SPATZ 2005
Durch die plötzlichen sowohl traurigen als auch heiteren Wendungen wurden in diesem Film einige Tränen vergossen. Durch rührende und spannende Momente baute sich der Film nach und nach gut auf. Die Darsteller spielten ihre Rollen so überzeugend, dass Tobias’ schwierige Situation, die sich auf seine Mitmenschen übertrug, glaubhaft dargestellt wurde. Die Kulisse passte sich der Stimmung des Films an. Der Film endete mit einem gut herausgespielten Happy End. Tricks wie der Autounfall, der kaputte Spiegel und die Bergtour waren nicht zu erkennen.

Das Thema empfinden die Kinder als „harte Kost“, aber sie lassen es zu und öffnen sich ihm gegenüber. Sie sind von der Geschichte sehr berührt. Obwohl es eine Geschichte ist, die eher eine beklemmende und traurige Grundstimmung verbreitet, fühlen sich die Kinder angesprochen und mitgenommen. Für sie wird das Thema sensibel genug aufbereitet. Das liegt u. a. auch daran, dass es trotz einer unangenehmen Wendung ein positives Ende gibt.

„Also, ich fand es gut, dass es zwar ein trauriges Thema war, aber dass es trotzdem ein Happy End gab, aber auf das man erst warten musste. Ich fand die Darsteller sehr gut, die haben das überzeugend rübergebracht. Ich fand, dass es eigentlich was war, was jedem passieren könnte. Es war also realistisch.“ (Mädchen)

„Die Wendung war gut, eigentlich dachte man ja, die Mutter hat sich von dem blöden Freund getrennt und sie kommt jetzt nach Hause und dann ist sie tot. Und das war ja für den Jungen die Chance sozusagen, dass er dadurch sein Leben besser führen kann.“ (Mädchen)

„Ich fand ihn vor allem spannend. Die Situation war sehr beeindruckend, wie er mit dem Schraubenzieher auf das Auto losging, um seine Aggressionen herauszulassen. Das Ende, das war super herausgespielt mit dem Video.“ (Junge)

„Also, ich fand es toll, dass die einen Film gedreht haben, der lustig aber gleichzeitig aber auch sehr traurig war und dadurch auch mit Gefühl und Gewalt, immer so Gegenteile in dem Film. Ich fand es auch sehr gut gespielt.“ (Junge)

„Ich fand es nicht zu kitschig. Vor allem da, wo der Junge dem Mann erzählen musste, dass seine Mutter gestorben ist.“ (Mädchen)

„Das Traurige wurde auch traurig dargestellt, aber nicht zu traurig und nicht verharmlost.“ (Mädchen)

„Die Geschichte, die sie da eingeflochten haben mit der Serie, vielleicht nicht ganz neu, aber sie war gut erzählt.“ (Mädchen)

„Ich fand die Geschichte richtig toll. Es ist richtig spannend geworden.“ (Junge)

„Ich fand es gut, dass es verschiedene Finale gab.“ (Mädchen)

Besonders die darstellerische Leistung von Frederick Lau in der Rolle des Jungen beeindruckte die Kinder.

„Ich fand den Jungen sehr gut in seiner Rolle. Es war für ältere Kinder. Ich fand ganz gut, dass man gesehen hat, dass der Junge massive Probleme hatte.“ (Mädchen)

„Ich fand das gut, dass der Junge, wenn er was vorgehabt hatte, das auch durchgebracht hat.“ (Mädchen)

Manchen Kindern geht der Film zu nah. Für sie ist er zu problemgeladen, traurig und auch zu brutal, was die gezeigte seelische und körperliche Gewalt angeht.

Ich habe den Film vor einem Jahr das erste Mal gesehen und da fand ich es noch echt krass, so etwas zu sehen. Aber damit komme ich jetzt eigentlich schon besser klar, mit solchen Handlungen.“ (Mädchen)

„Viel zu viele schlimme Ausdrücke und Schlägereien.“ (Junge)

„An manchen Stellen war der langweilig, da hat sich alles wiederholt – der hat viel zu oft rumgeschrieen.“ (Mädchen)

„Es war viel zu traurig, es war irgendwie kein Kinderfilm!“ (Mädchen)


Zusammenfassend

Die Kinder empfinden das Thema als sehr hart anzuschauen, öffnen sich aber ihm gegenüber. Emotional berührt der Film die Kinder sehr. Obwohl er eine beklemmende Grundstimmung hat, zieht er die Kinder in seinen Bann. Sie fiebern mit dem Jungen Tobias mit und durchleben mit ihm viele Tiefen, aber auch sehr schöne Momente. Auch wenn der Film in einem Milieu spielt, das den meisten Kindern eher fremd ist, behandelt er auch Themen, die die Kinder sehr persönlich ansprechen, wie Außenseitertum, Freundschaft, Wut, Verzweiflung, Einsamkeit ... Der Film spricht die Kinder im Innersten ihrer eigenen Gefühlen an, holt sie dort ab und nimmt sie an der Seite von Tobias mit. Dabei schafft es der Film, sowohl Jungen als auch Mädchen gleich stark zu faszinieren. Die Mädchenfigur, die etwas künstlich eingebaut wirkt, braucht der Film eigentlich gar nicht – denn hier stehen die Gefühle, die sehr deutlich gezeigt werden, im Vordergrund, egal ob die Hauptfigur männlich oder weiblich ist. Das Schicksal der Hauptfigur und dessen Entwicklung ist den Kindern das Wesentlichste. Dem Film gelingt es, das Thema sensibel genug aufzubereiten und am Ende auch eine positive Stimmung zu verbreiten. Aber hinsichtlich der deutlich gezeigten seelischen und körperlichen Gewalt geht der Film manchen Kindern auch etwas zu nah.