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Die Blindgänger
Deutschland 2003. Länge: 82 Minuten
Regie: Bernd Sahling
Darsteller: Ricarda Ramünke, Maria Rother, Dominique Horwitz u.a.
Die 13-jährige Marie ist blind und lebt in einem Internat für Sehbehinderte. Marie teilt sich ein Zimmer mit Inga, die längst zu ihrer besten Freundin geworden ist. Beide Mädchen verbindet eine große Leidenschaft: die Musik. In das wenig aufregende Internatsleben gerät Abwechslung, als Marie den Russlanddeutschen Herbert kennenlernt. Herbert hat Heimweh nach Kasachstan und möchte dorthin zurück. Marie mag Herbert und bietet ihm Hilfe an. 500 Euro müssen besorgt werden, um ihm die Heimreise zu ermöglichen. Aber wie? Da kommt ihnen die zündende Idee, als Straßenmusiker das Geld zu verdienen. Schnell ist der Bandname „Die Blindgänger“ kreiert. Ihre Einnahmen werden ihnen jedoch gleich wieder gestohlen. Doch so schnell geben Marie und ihre Freunde nicht auf. Kurzum entschließen sie sich, an einem TV-Wettbewerb mit Preisgeld teilzunehmen und riskieren dabei sehr viel …
Das Thema des Films und dessen Umsetzung gefällt den Kindern. Sie finden ihn realistisch, glaubwürdig, gefühlvoll und lehrreich.
„Ich fand es gut, dass auch mal Blinde da eine Hauptrolle spielen und nicht immer nur Schöne und Elegante. Gut fand ich, dass alle so gut zusammengehalten haben. Die Darsteller waren sehr gut.“ (Mädchen)
„Ich fand es auch sehr informierend, was Blinde alles so können. Zum Beispiel das mit den Instrumenten, dass sie die auch spielen können.“ (Mädchen)
„Ich fand es gut, dass die ziemlich viel erzählt haben und auch die ganzen Gefühle.“ (Mädchen)
„Ich fand es sehr beeindruckend, weil das ist ja eigentlich nicht Realität, aber dafür war es sehr gut gezeigt, dass man richtig gut dabei war.“ (Mädchen)
Trotz vieler Nebenhandlungen verliert der Film nicht den Blick auf die Hauptgeschichte. Für die Kinder wird das Wichtigste erzählt und auch geklärt.
„Man wusste erst nicht genau, um was es geht, aber man ist schnell reingekommen. Die Musik hat mir sehr gut gefallen.“ (Mädchen)
„Ich fand es eine schöne Geschichte an sich. Ich fand es auch gut, dass die sich nicht so auf Nebengeschichten verwickelt haben, z. B. die um den Jungen, dass nicht so ausführlich gezeigt wurde, wo der herkommt oder wie es bei ihm so weitergeht oder so. Oder dass die Band noch weitermacht. Das fand ich gut, dass die sich nicht so verwickeln.“ (Mädchen)
Mit der gefühlvollen und ruhigen Erzählweise haben manche Kinder Probleme.
„Ich habe mich bei dem Film eigentlich sehr gelangweilt. Es hätte mal was richtig Spannendes passieren können. Und diese Inga, die hat irgendwie nicht so richtig in die Rolle gepasst.“ (Mädchen)
„Ich fand es ziemlich langweilig. Einige Szene waren zu viel, da hätte man ruhig was rausnehmen können.“ (Mädchen)
Kinder, die sich nicht auf die Erzählweise einlassen, kann die Geschichte nicht fesseln. Sie verlieren sich in kleineren inhaltlichen Unverständlichkeiten.
„Ich fand es unglaubwürdig, dass die keine Angst hatte, als sie da nachts am Gartentor war und der Russe sie da festgehalten hat.“ (Junge)
„Ich habe nicht ganz verstanden, warum der Russe von seinem Vater weggelaufen ist, denn offensichtlich hat er dem Vater nichts getan und er war eigentlich ganz nett.“ (Mädchen)
„Als der Geldkoffer geklaut wurde, gab es keine Reaktion, das war komisch.“ (Junge) „Das mit der Polizei auf dem Rastplatz war unlogisch.“ (Junge)
„Es kam überhaupt nicht raus, ob sie jetzt in diesen Jungen verliebt war und was mit ihr passiert ist. Man hätte mal sagen können, ob man bei ihr was machen hätte können wegen ihren Augen.“ (Mädchen)
Zusammenfassend
Ein besonderes großes Potenzial bietet die inhaltliche Ebene des Films. Eine Vielzahl von Themen wird angesprochen – Behinderung, Anderssein, Zivilcourage, Mut, Freundschaft, Schmerz, Heimweh, erste Liebe, Verlust etc. Diese Themenvielfalt birgt aber auch die Gefahr, dass die Kinder Schwierigkeiten haben, alles zu verstehen. Der Film kann bedenkenlos auch jüngeren Kindern gezeigt werden. Aber erst für Kinder ab 10 Jahren wird es auf thematischer Ebene auch interessant. Zwar ist es nicht notwendig, dass Kinder jede Szene oder Einstellung verstehen, denn sie ziehen sich die für ihre momentane Alltags- und Lebenswelt wichtigen Elemente heraus, verarbeiten diese und können damit auch umgehen. Dennoch spricht der Film eher die älteren Kinder an. Mit manchen Szenen sind jüngere Kinder überfordert, was nicht automatisch bedeutet, dass sie die Geschichte in ihrer Gesamtheit nicht verstehen oder den Film als Ganzes nicht mögen. Sind die Kinder zu jung, gehen wichtige Botschaften verloren, wie z. B. die Sensibilisierung der Kinder für Themen wie Nähe oder Freundschaft – gerade die behutsame Inszenierung mit ihren feinen Nuancen gibt dem Film einen besonderen Wert.
Die gefühlvolle Erzählweise, ohne dabei zu stark zu emotionalisieren, und die vielseitigen Ansatzpunkte auf unterschiedlichen inhaltlichen Ebenen machen die große Stärke des Films aus.
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