|
|
>> Übersicht Forschung
Kinder- und
Jugendfernsehen:
Der öffentliche Diskurs in der Presse
Eine quantitative
Inhaltsanalyse der Presseberichterstattung 1997 bis 2001
Die Presseberichterstattung
über Kinder- und Jugendfernsehen von 1997 bis 2001
Von 1997 bis 2001 wurden in den
untersuchten Medien 1.115 Artikel über das Kinder- und
Jugend-fernsehen allgemein veröffentlicht. Diese stammen
zumeist aus überregionalen Tageszeitungen sowie aus Fachpublikationen
aus den Bereichen Medien, Pädagogik und Marketing. 84
% der analysierten Beiträge beziehen sich dabei explizit
auf Kinderfernsehen, etwa ein Zehntel handelt von Fernsehen
speziell für 14- bis 19-Jährige. Zumeist wird also
deutlich mehr zu Kinderfernsehen als zu Jugendfern-sehen geschrieben.
Einzig das Jahr 1999 sticht hervor mit einem Anteil von mehr
als einem Fünftel der Artikel, die das Jugendfernsehen
zum Inhalt haben. In diesem Jahr ging das viel beachtete neue
Jugendformat Eins-live TV auf Sendung bzw. wurde sechs Monate
später eingestellt.
Auffällig ist, dass von Jahr zu Jahr weniger Artikel
über Kinder- und Jugendfernsehen publiziert wer-den.
Schreiben die JournalistInnen im ersten Jahr der Untersuchung
insgesamt 262 Beiträge, sind es vier Jahre später
noch 132, was ein Minus von 130 Artikeln ausmacht. Allerdings
werden die publi-zierten Artikel länger und finden weniger
in der einfachen, berichtenden Stilform statt: Der Anteil
der sachlich-neutralen Nachrichten, Meldungen und Berichte
nimmt von 1997 bis 2001 konstant um ins-gesamt 15 % ab. Stattdessen
betonen JournalistInnen im Untersuchungszeitraum häufiger
Service-Aspekte für die LeserInnen, wie Programmtipps
und Ratgeber.
Berichtsanlässe: Neustarts
und wissenschaftliche Studien
Zu welchen Anlässen schreiben
die JournalistInnen über Kinder- und Jugendfernsehen?
Am meisten berichten sie im gesamten Untersuchungszeitraum
anlässlich Neustarts oder Wiederaufnahmen von Sendungen
und Sendern. Ein tieferer Blick aufgeschlüsselt nach
Jahren zeigt, dass der Anteil der Artikel mit dieser Ursache
als Hintergrund stark variiert und von den tatsächlichen
Ereignissen ab-hängt. So ist im Jahr 1997 in fast der
Hälfte der Artikel der Neustart des Kinderkanals vorrangiger
Aufhänger der Berichterstattung. Drei Jahre später
steigt mit Start des Senders FoxKids auf Premiere World und
des Formats Pokémon nochmals die Anzahl der veröffentlichten
Beiträge zu diesem An-lass.
Wissenschaftliche Studien und Gutachten sind dagegen im Untersuchungszeitraum
für JournalistIn-nen immer mehr Aufhänger, um über
Kinder- und Jugendfernsehen zu berichten. Konnten sie 1997
in knapp 5 % der Artikel als Berichtsanlass festgestellt werden,
sind es 2001 bei konstanter Steigerung in den Jahren dazwischen
26 %. Wissenschaftliche Themen ziehen verstärkt die Aufmerksamkeit
der JournalistInnen auf sich und stoßen den öffentlichen
Diskurs an, was als Indiz für eine Verwissen-schaftlichung
der Diskussion interpretiert werden kann.
Der Anteil der Artikel, die keinen erkennbaren Anlass haben,
nimmt bis 2001 stetig zu. Wird 1997 über Kinder- und
Jugendfernsehen in fast 95 % der Fälle aufgrund eines
expliziten Anlasses geschrieben, sind es fünf Jahre später
um ein Zehntel weniger. Dies legt den Schluss nahe, dass die
JournalistIn-nen weniger nach konkreten Ereignissen berichten,
sondern dass Kinder- und Jugendfernsehen ver-stärkt ein
wiederkehrendes Thema von öffentlichem Interesse ist.
Thema: Angebot und quantitative
Nutzung im Zentrum der Aufmerksamkeit
Welche Themen sprechen die JournalistInnen
an? In einer ersten Sichtung von ca. 100 Artikeln wurde ein
Themenbaum erarbeitet, der sich in die Hauptbereiche "Programm"
und "Nutzung" gliedert. Der erste Bereich verästelt
sich in Themen rund um das faktische Programmangebot, welches
das Markt-geschehen, die Sender, das Sendungsangebot (ohne Inhalte)
sowie Werbung und Merchandising umfasst, und in konkrete Programminhalte.
Der Bereich "Nutzung" beinhaltet rein quantitative
Nut-zungszahlen sowie Wirkungs- und Aneignungsaspekte. Pro Beitrag
konnten bis zu fünf Themen co-diert werden.
Thematisch schenken die JournalistInnen dem rein faktischen
Programmangebot mehr Aufmerksam-keit als der inhaltlichen Ausgestaltung
des Programms. In drei Viertel der Artikel werden wirtschaftli-che
Themen rund um das Programmangebot - also Marktgeschehen, Sender,
Sendungsangebot und Merchandising/Werbung - angesprochen. Programminhalte
werden in 40 % der Artikel thematisiert, wobei sich die Berichterstatter
in mehr Artikeln positiv über Fernsehinhalte aussprechen,
als dass sie diese kritisieren. Konkrete Anforderungen an die
Inhalte definieren sie in 11 % der Beiträge.
Neben dem Bereich Programm interessiert die JournalistInnen
die Fernsehnutzung. Rein quantitative Zahlen stehen dabei im
Mittelpunkt, die Einordnung des Fernsehkonsums in einen größeren
Zusam-menhang sowie die Darstellung der Folgen und Motive sind
ein marginales Thema. Über griffige Zah-len schreiben die
JournalistInnen häufiger, als dass sie sich auf einer tieferen
Ebene mit der Fernseh-nutzung auseinander setzen. Wenn sie die
Folgen diskutieren, dann sprechen sie häufiger von Aneig-nung
der Fernsehinhalte durch die Kinder, also einem aktiven Rezipienten,
als von Wirkung des Fern-sehens auf die ZuschauerInnen. Aneignung
wird dabei eher in einem positiven Zusammenhang the-matisiert;
Fernsehwirkung dagegen wird fast ausschließlich mit negativen
Folgen für die Kinder und Jugendlichen verbunden.
Fazit: Wenn die JournalistInnen über Inhalte und Folgen
des Fernsehkonsums schreiben, dann spre-chen sie diesen durchaus
auch positive Aspekte zu, eine generelle "Verteufelung"
des Mediums im Kinderbereich lässt sich nicht feststellen.
Bedenklich ist allerdings, dass nur in wenigen Beiträgen
eine Auseinandersetzung fernab der Darstellung des Programmangebots,
der Nutzungszahlen oder der Beschreibung von Inhalten stattfindet.
Zumeist konzentriert sich die Berichterstattung über Kinder-
und Jugendfernsehen der Jahre 1997 bis 2001 auf wirtschaftliche
Aspekte.
Politische und wirtschaftliche
Bewertungsdimensionen überwiegen
Welche Bewertungsdimensionen führen
die JournalistInnen in ihrer Argumentation an? Bei der Be-antwortung
dieser Forschungsfrage steht weniger das faktische Thema als
vielmehr die übergreifende Perspektive der angeführten
Argumente im Mittelpunkt. Um diese zu ermitteln, wurden vorab
diverse Artikel zur Diskussion um Kinder- und Jugendfernsehen
gesichtet und die verschiedenen Argumenta-tionsweisen in Gruppen
zusammengefasst.
Es ergaben sich neun Dimensionen:
Die (werbe-/medien-)wirtschaftliche Perspektive umfasst Argumente,
die im Zusammenhang mit Marktanteilen, Quoten und Merchandising
stehen. Unter dem (programm-/medien-)politischen Blick-winkel
sind die Bedeutung für die Fernsehlandschaft, senderinterne
und personelle Entscheidungen und die politische Diskussion
subsumiert. Auf die künstlerische Machart bezieht sich
die gestalterische Bewertungsdimension. Rechtliche Aspekte und
juristische Komponenten um Grundgesetz, Jugend-schutz, Werbepausen,
EU-Wettbewerbsrecht etc. gehören zum medienethisch-rechtlichen
Bewer-tungsmaßstab. Die Erziehung zur reflektierten Mediennutzung
spricht die medienerzieherische Per-spektive an. Inhalte und
Funktionen der Medien, ihre Nutzungsformen sowie die Kompetenz
des Nut-zers (Schlagwort: Medienkompetenz) stehen im Mittelpunkt
von medienpädagogischen Argumenten. Unter der medizinisch/gesundheitlichen
Perspektive sind physische Schäden und gesundheitliche
Auswirkungen zusammengefasst. Der personell-psychologische Blickwinkel
ist auf Einzelpersonen ausgerichtet und fasst alle psychischen
sowie seelische Schäden oder Vorteile, individuelle Beweg-gründe
und Motivationen des einzelnen Zuschauers zusammen. Die gesamtgesellschaftliche
Per-spektive bezieht sich dagegen auf die gesamte Gesellschaft
und richtet allgemein den Blick auf kultu-relle und soziologische
Aspekte.
Im quantitativen Überblick ist auffällig, dass die
Anzahl der eingenommenen Perspektiven pro Beitrag zunimmt: Wird
1997 noch im Schnitt von zwei Blickwinkeln aus das Thema Kinder-
und Jugendfern-sehen betrachtet, sind es 2001 rund drei unterschiedliche
Perspektiven. Die Berichterstattung über Kinder- und Jugendfernsehen
wird somit im Zeitraum von 1997 bis 2001 zwar seltener, gleichzeitig
werden die Artikel aber länger und differenzierter.
(Medien-)politische und (medien-)wirtschaftliche Perspektiven
sind mit Abstand die am häufigsten herangezogenen Bewertungsdimensionen,
von denen aus die JournalistInnen ihre Argumentation führen.
Marktanteile, Quoten und Merchandising sowie Programmkonzepte
oder Diskussionen um Mediengesetze sind demnach die häufigsten
Dimensionen, unter denen Kinder- und Jugendfernsehen beleuchtet
wird. Dabei wird in Artikeln über Jugendfernsehen die (medien-)wirtschaftliche
Sichtweise stärker herangezogen, als es im Bereich Kinderfernsehen
der Fall ist. Möglicherweise spielen hierbei die werbe-
und marketingrelevante Kaufkraft der Jugendlichen und der Kampf
um Marktanteile in die-sem Segment eine entscheidende Rolle.
In der Entwicklung fällt außerdem im Untersuchungszeitraum
auf, dass dem personell-psychologischen Blickwinkel, der den
Fokus auf die Ebene der Einzelperson legt, immer mehr Be-deutung
beigemessen wird. Während die gesamtgesellschaftliche Perspektive
allgemein eher ver-nachlässigt wird und Schwankungen unterliegt,
richten die JournalistInnen ihre Argumentation, z. B. was psychische
Schäden oder Vorteile anbelangt, auf das Individuum aus.
Ihr Anteil steigt von 10 % der Artikel, in denen sie im Jahr
1997 angeführt wird, auf 43 % vier Jahre später. Eine
verstärke Aus-richtung an den LeserInnen ist zu erkennen.
In Bezug auf die medienpädagogische und erzieherische Perspektive
kann festgestellt werden, dass diese beiden Sichtweisen unabhängig
von der jeweiligen Altersgruppe verwendet werden. Medienpä-dagogische
Argumente werden in knapp doppelt so vielen Artikeln als die
erzieherische Bewertungs-dimensionen angeführt und sind
in rund einem Drittel der Beiträge zu finden. Dass JournalistInnen
pädagogische Argumente in den Diskurs um Kinder- und Jugendfernsehen
einbringen, ist nicht ver-wunderlich, denn Fernsehen wird v.
a. in Elternkreisen unter pädagogischen Aspekten diskutiert.
Er-staunlich ist hingegen, dass wirtschaftliche und politische
Dimensionen bei weitem häufiger die Argu-mentation bestimmen.
Bemerkenswert ist außerdem, dass die gesundheitliche/medizinische
Perspektive im gesamten Un-tersuchungszeitraum nur sehr wenig
Beachtung findet. Dabei führen die Berichterstatter diese
Be-wertungsdimension in erster Linie in Artikeln an, die das
Kinderfernsehen betreffen. Im Bereich Ju-gendfernsehen kommen
Argumente in Bezug auf Gesundheit oder mögliche physische
Schäden nur in einem minimalen Anteil der Artikel vor.
Akteure: Medienbranche
- v. a. öffentlich-rechtliche Sender - steht im Mittelpunkt
In der Berichterstattung über
das Kinder- und Jugendfernsehen steht die Medienbranche im Hand-lungsmittelpunkt.
Innerhalb dieser Gruppe nehmen die Berichterstatter in erster
Linie auf Personen-kreise aus den öffentlich-rechtlichen
Sendern Bezug. Vergleicht man die einzelnen öffentlich-rechtlichen
Sendeanstalten mit den kommerziellen, fällt auf, dass öffentlich-rechtliche
VertreterInnen - allen voran des Kinderkanals - häufiger
zitiert werden. Die Zuschreibungen der Akteursrollen betref-fend,
werden die Öffentlich-Rechtlichen stärker als Verursacher
und Verantwortliche dargestellt, ver-körpern jedoch gleichzeitig
seltener als die Privaten die Rolle des Betroffenen bzw. Leidtragenden.
Außerdem adressieren JournalistInnen Forderungen etwas
öfter an die öffentlich-rechtlichen Sender. Den öffentlich-rechtlichen
Sendern schreiben die JournalistInnen somit im Untersuchungszeitraum
eine aktivere, verantwortungsvollere Rolle zu als den privaten
Sendern und rücken sie stärker in den Handlungsmittelpunkt.
Auch auf die Handlungen und Äußerungen von Kindern
- und damit der Gruppe der unmittelbar Be-teiligten - legen
die JournalistInnen besonders großen Wert. Vor allem die
Jugendlichen bzw. die Kinder selbst stehen als Konsumenten und
Verbraucher im Zentrum. Allerdings kommen sie nur sel-ten als
Kritiker oder Forderer zu Wort. An Eltern werden dagegen oft
Forderungen gestellt.
Eine eindeutige Tendenz oder eine Stereotypisierung in der Rollenzuschreibung
für die einzelnen Akteursgruppen lässt sich aus dem
vorhandenen Datenmaterial jedoch nicht ausmachen. Die Rollen-verteilung
wechselt abhängig von den jeweiligen Ereignissen von Jahr
zu Jahr. Im Jahr der Pokémon-Diskussion werden beispielsweise
die Kinder verstärkt als Konsumenten dargestellt, den Eltern
wird auffällig häufig die Rolle der Verantwortlichen
zugeschrieben.
In der Gruppe der WissenschaftlerInnen und ExpertInnen setzen
die JournalistInnen immer häufiger auf das Fachwissen und
die Meinungen von einzelnen MedienwissenschaftlerInnen. Medienwissen-schaftliche
Institute und Einrichtungen rücken im Vergleich dazu fast
ausschließlich im Zusammen-hang mit Tagungen und Konferenzen
in den Mittelpunkt der Berichterstattung sowie nach der Veröf-fentlichung
einer Studie.
Öffentlich-rechtliche Informations-
und Dokumentationssendungen als Synonym für gutes Kinderprogramm
Nicht nur die öffentlich-rechtlichen
Sender als Akteure, sondern auch öffentlich-rechtliche
Sendungs-titel finden in der Argumentation stärkeren Eingang
als die privaten Formate. Von der Tendenz her ist dies wenig
überraschend, in der Eindeutigkeit dann aber doch verblüffend.
Die öffentlich-rechtlichen Anbieter dominieren eindeutig
die Liste der nach Ansicht der JournalistInnen vorbildlichen
und be-liebten Sendungstitel. Auffällig ist ohne Zweifel
die häufige Nennung des Kinderklassikers Die Sen-dung mit
der Maus, der in 9 % der Beiträge genannt wird. Über
private Sendungen, die nicht dem Kinderprogramm zugeordnet werden
können, aber dennoch von Kindern und Jugendlichen viel
und gern gesehen werden - beispielsweise die Soap Gute Zeiten,
schlechte Zeiten - schreiben die Jour-nalistInnen fast genauso
häufig wie über die expliziten kommerziellen Kindersendungen.
Unter den Negativbeispielen der JournalistInnen befinden sich
im Untersuchungszeitraum einige we-nige, überwiegend von
privaten Sendern ausgestrahlte Titel: Pokémon, Power
Rangers und Teletub-bies sowie die "Erwachsenen-Formate"
Arabella Kiesbauer und Big Brother. Die Kleinkinderserie Te-letubbies,
der einzige öffentlich-rechtliche Vertreter in der Negativliste,
unterliegt sehr konträren Be-wertungen: Die Berichterstatter
stuften sie in ihren Beiträgen auch als "vorbildlich"
und "beliebt" ein. Das in den Augen der JournalistInnen
ungeeignete Fernsehprogramm für Kinder und Jugendliche
konzentriert sich somit meist auf bekannte, kommerzielle Sendungstitel.
Es sind diejenigen, die häufig und intensiv in der Öffentlichkeit
diskutiert werden und jedem erwachsenen Fernsehzuschauer ein
Begriff sind. Einzig die Teletubbies bilden eine Ausnahme, da
sie vom öffentlich-rechtlichen Kinderka-nal ausgestrahlt
werden. Jedoch ist ihre Bewertung nicht nur negativ.
Ein detaillierter Blick auf die genannten Sendungstitel gegliedert
nach Formatgruppen zeigt, dass die kommerziellen Sender bei
den Zeichentrick-Titeln mehr Aufmerksamkeit bekommen: Sie sind
in den Augen der JournalistInnen beliebter. Von der Qualität
her überzeugen aber wieder die öffentlich-rechtlichen
Sender, da sie laut den Berichterstattern über die inhaltlich
besseren Zeichentrickformate verfügen.
Das Prädikat "für Kinder geeignete Sendungen"
scheint eindeutig an die öffentlich-rechtlichen Infor-mations-
und Dokumentationssendungen vergeben und mit dem Namen Sendung
mit der Maus ver-bunden zu sein (hierzu auch Götz 2001).
Gegenüberstellung Presse - Quote im Jahr 2001
Zusätzlich zu diesem Überblick
der allgemeinen Diskussion zu Kinder- und Jugendfernsehen wurde
in einem zweiten Schritt die Berichterstattung über erfolgreiche,
von den Kindern viel gesehene Sen-dungstitel inhaltsanalytisch
untersucht. Das zentrale Forschungsinteresse war hierbei, inwieweit
das Interesse der Presse mit der Sehbeteiligung einhergeht.
Aufgrund des Umfangs des Materials musste der Untersuchungszeitraum
auf ein Jahr, nämlich 2001, begrenzt werden. Die erfolgreichsten
Kinder-sendungstitel wurden anhand der 5.000er-Hitliste in Kombination
mit der Häufigkeit der dortigen Nennungen ermittelt. Aus
kommerziellen Datenbanken wie "gbi" und "genios"
wurden anschließend 122 qualifizierende Beiträge
über die ermittelten Sendungen gefiltert, die aus 43 führenden
Publikatio-nen stammen (Zeitungen, Zeitschriften, Magazine,
Fachpublikationen und Nachrichtenagenturen).
Vergleicht man die erfolgreichsten Sendungstitel des Jahres
2001 mit der Berichterstattung darüber, bestätigen
sich die Tendenzen aus der Analyse der allgemeinen Berichterstattung:
In der Presse ist die Sendung mit der Maus die Ikone des deutschen
Qualitätsfernsehens.
JournalistInnen schreiben sehr
wenig über kommerzielle, erfolgreiche Kinderformate
Fast alle im Jahr 2001 veröffentlichten
Beiträge über die erfolgreichsten Sendungstitel handeln
von öffentlich-rechtlichen Angeboten. Allein die Hälfte
der Artikel bezieht sich auf öffentlich-rechtliche Kin-dersendungen
der Sparte Dokumentation und Information, d. h. auf die "Klassiker"
wie Die Sendung mit der Maus (46 Artikel), Löwenzahn (8
Artikel) und Logo (6 Artikel). Wieder erstaunt das hohe Vor-kommen
von öffentlich-rechtlichen Titeln in der Berichterstattung,
wohingegen selbst erfolgreiche Kin-derformate der kommerziellen
Anbieter kaum Aufmerksamkeit erlangen. Allerdings muss angemerkt
werden, dass in dieses Jahr das 30-jährige Jubiläum
der Maus fällt.
Zusammenfassung
Die Berichterstattung über
Kinder- und Jugendfernsehen ändert sich in den untersuchten
Medien von 1997 bis 2001. Weniger Artikel werden über den
Bereich veröffentlicht, allerdings sind diese länger
und vielfältiger: Der Anteil sachlich-neutraler, berichtender
Meldungen nimmt ab, gleichzeitig betonen die JournalistInnen
stärker Service-Aspekte wie Programminfos und Ratgeber.
Außerdem beziehen die JournalistInnen häufiger unterschiedliche
Bewertungsdimensionen in ihre Argumentation ein und verdeutlichen
diese öfter durch konkrete Sendungstitel. Auch schreiben
die JournalistInnen mehr an-lässlich wissenschaftlicher
Studien und Gutachten. Die Berichterstattung wird somit im Untersu-chungszeitraum
differenzierter und richtet sich stärker an LeserInnen
aus.
Nicht pädagogische Argumente stehen im Mittelpunkt der
Diskussion um Kinder- und Jugendfernse-hen, sondern wirtschaftliche
und (programm-)politische Aspekte. Thematisch sprechen JournalistIn-nen
hauptsächlich das Marktgeschehen, die Sender und das Programmangebot
an. Auch die rein quantitativen Nutzungszahlen sind häufig
erwähnt. Eine Auseinandersetzung fernab wirtschaftlicher
Aspekte und griffiger Zahlen findet nur in wenigen Artikeln
statt. So werden nur selten die Folgen und Motive des Fernsehkonsums
wie Aneignung und Wirkung thematisiert und auch konkrete Anforderun-gen
an Inhalte werden nicht definiert.
Die mediale Diskussion dreht sich im Untersuchungszeitraum stark
um öffentlich-rechtliche Sender. Diese stehen in der Berichterstattung
häufiger als die kommerziellen Anbieter im Handlungsmittel-punkt.
Gleichzeitig wird ihnen eine aktivere und verantwortungsvollere
Rolle zugesprochen. Die in den Artikeln genannten Sendungstitel
stammen zumeist aus öffentlich-rechtlicher Feder und werden
posi-tiver und beliebter als die kommerziellen Formate bewertet.
In der Liste der Negativbeispiele dominie-ren bekannte private
Sendungstitel wie Pokémon und Power Rangers. Ausnahme
sind die Teletub-bies, die aber von den JournalistInnen auch
eine positive Konnotation erhalten.
Der vollständige Bericht steht Ihnen als PDF-Dokument
(350 KB) zum Download und Ausdrucken zur Verfügung.
|
|