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Wie nehmen Kinder Filme in 3-D-Stereoskopie wahr?

Bei der stereoskopischen 3-D-Technik werden Bilder von zwei Kameras, die leicht versetzt dieselbe Szene aufzeichnen, auf die Kinoleinwand projiziert. Waren es 2009 noch 17 unter den neu ins Kino gekommenen Filmen, die in 3-D angeboten wurden, stieg die Zahl in deutschen Kinos im Jahr 2010 auf 30 und 2011 und 2012 auf knapp 50 Filme in Spielfilmlänge. Wie nehmen Kinder die Technik wahr? Was erwarten sie? Und noch wichtiger: Werden ihre Erwartungen erfüllt? In einer Explorativstudie näherte sich das IZI diesen Fragen im Frühjahr 2012 anhand der Kinofilme Hugo Cabret und John Carter – Zwischen den Welten.
Hierzu wurden 51 Kinder und Jugendliche zwischen sechs und 17 Jahren (19 Mädchen und 32 Jungen) sowie 22 erwachsene Begleitpersonen, die sich aus eigener Initiative Kinokarten für die 3-D-Vorführung gekauft hatten, befragt.

Ergebnisse: Das 3-D-Filmerlebnis macht die Begrenztheit der sonstigen filmischen Darstellung bewusst. Das Filmerlebnis wird mit „wie im echten Leben“ (Junge, 12 Jahre) oder „als wäre es Wirklichkeit“ (Junge, 13 Jahre) beschrieben. Zeichnen Kinder und Jugendliche ihr 3-D-Filmerleben, kommt häufig ein Objekt aus der Leinwand heraus.

Auf die Frage, was sie sich als Mehrwert von der 3-D-Technik versprechen, sind die Erwartungen bei nahezu allen Befragten hoch: dass ihnen Dinge oder Personen entgegenfliegen, dass die Handlung realer wirkt und es mit 3-D-Technik einfach mehr Spaß macht, den Film zu sehen. Gut zwei Drittel der Befragten hoffen, dass ihnen die 3-D-Technik erleichtert, sich emotional auf die Geschichte einzulassen, und sie sich fühlen könnten, als seien sie im Film. Nach dem Film befragt zeigte sich, dass sich die Erwartungen mehrerer Mädchen und Jungen in einigen Punkten erfüllt hatten. Durch die 3-D-Technik wirkte der Film tatsächlich spannender und fast alle, die sich dies erhofft hatten, gaben an, es habe mehr Spaß gemacht, den Film in 3-D zu sehen; und sie empfanden ihn als „echter“.

Enttäuscht waren sie jedoch von den auf sie zufliegenden Gegenständen. Hier hatten sie mehr Raumillusionen erwartet. Auch die Hoffnung, dass es durch die 3-D-Technik vielleicht „im Bauch kribbeln“ würde, wurde für nur ein Fünftel der Kinder erfüllt. Das Gefühl des „Mittendrin-Seins“ erfüllte sich für die meisten BesucherInnen von Hugo Cabret, nicht aber von John Carter. Die Hoffnung, die Technik würde den Film glaubhafter machen, wurde für die ZuschauerInnen von John Carter zu einem großen Teil nicht erfüllt, bei Hugo Cabret wurden die Erwartungen deutlich übertroffen. Es kommt also vor allem darauf an, wie die Technik als Teil der Erzählung eingebunden wird. Die Studie liefert anschauliche Beispiele, wo dies gelingt und wo nicht.

Literatur:
Bulla, Christine; Goetz, Maya: "Als wärst du mitten in dem Raum, in dem die Geschichte spielt". Wie Kinder und Jugendliche Geschichten in stereoskopischer 3-D-Technik erleben. In: Televizion, 25/2012/2, S. 42-46.