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Bausteine zur Förderung von Geschlechtersensibilität und Medien- und Konsumkompetenz: Evaluation eines Pilotprojekts zur flächendeckenden Fortbildung von Erzieher*innen in Bayern

In dem Projekt „Bausteine zur Förderung von Geschlechtersensibilität und Medienkompetenz ‒ Evaluation eines Pilotprojekts“ wurden vom IZI bereits entwickelte Fortbildungseinheiten zur Gendersensibilisierung professionell aufbereitet, gestaltet, getestet und optimiert. Ziel der Intervention ist es, teamintern, d. h. ohne eine/n Fortbildner*in von außen, innerhalb von fünf halbstündigen Einheiten plus Forschungs- und Handlungsaufträgen die Sensibilität im Bereich Gender bei einer Vielzahl von Fachkräften in Kitas und Horten zu erhöhen. Die von einem Team aus Genderexpert*innen entwickelten Einheiten wurden in einer ersten Probeversion produziert und in diesem Pilotprojekt in 12 Horten und sieben Kitas auf ihre Praktikabilität und Effektivität hin evaluiert. Mit den Teamleitungen wurden qualitative Interviews geführt (n=19), in denen diese von ihren Erfahrungen mit den Einheiten berichteten. Die Rückmeldungen waren durchgehend positiv und zeigen, dass es bei entsprechendem Material möglich ist, auf diese Weise mit vergleichsweise wenig Aufwand an Ressourcen eine größere Anzahl von Fachkräften zu schulen. An dem Pilotprojekt nahmen insgesamt n=228 Fachkräfte teil. Rund die Hälfte von ihnen konnte zum Ausfüllen der Vorher-nachher-Fragebögen bewegt werden (n=111).

Ergebnisse: Es zeigte sich, dass die Fachkräfte, zumeist Erzieher*innen und Kinderpfleger*innen, sehr heterogen hinsichtlich Vorwissen und Haltung zu dem Thema sind. Der größere Teil der Teilnehmer*innen, ca. sechs von zehn, stand dem Thema sehr offen gegenüber und konnte die Fortbildung inhaltlich gewinnbringend nutzen. Die aktuellen Bezüge, die Kommunikationsanlässe mit den Kolleg*innen und die Arbeit an konkreten Fällen aus der eigenen Einrichtung wurden als Mehrgewinn wertgeschätzt. Weitere 20 %  gewannen aus der Fortbildung vor allem eine Bestätigung für ihr bisheriges Handeln. Vereinzelt standen Fachkräfte dem Thema aber auch sehr kritisch gegenüber. Die Methodik wurde viel gelobt, der Ansatz als effizient und praxisnah wahrgenommen. Es gab aber auch deutliche Kritikpunkte, die zum Teil organisatorisch bedingt waren. So wurde das Begleitheft in den meisten Einrichtungen gar nicht wahrgenommen und die Informationsseiten zu jeder Einheit wurden nicht kopiert. Entsprechend beklagten die Fachkräfte das Fehlen weitergehender Informationen zum Thema. Von einigen Fachkräften, die manchmal über sehr wenig Fachwissen zum Thema Gender verfügten, wurde der Realitätsgehalt angezweifelt oder die Beispiele wurden als längst überholte Stereotype abgetan. Diese Kritik wird konstruktiv aufgenommen. Die Einheiten werden gezielt um eine Einführungseinheit zu „Sex ‒ Gender ‒ Doing Gender“, um Selbsterfahrungsübungen und kleine Forschungs-projekte in der eigenen Einrichtung erweitert, um die Problematik möglichst gut nachvollziehbar zu machen und eng an die Praxis der Fachkräfte anzubinden.